Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606.Die II. LeichPredigt. Tyrannisirt/ oder sind in andere wege Gottlos gewest/ dzsich jhre seelen nach dem Leiblichen absterben mit vngestüm hören vnd sehen lassen. So liset man auch 1. Sam. 28. das die gestalt Samuelis dem König Saul/ durch eine Warsagerin sey fürgebracht worden: Darumb wird nicht so gar nichts/ sondern ohne zweyfel etwas daran sein? . Freylich ist etwas daran: Aber es sind nicht der abgestor- benen seelen (als die im Himmel oder in der Hellen sind) sondern es sind polter Geister/ es ist der Teuffel selbst/ mit seinem gespänst/ der also in der gestalt der abgestorbenen seelen erschienen ist/ die lebendigen zu verführen/ vnd mit dem getichten Fegfewer zu bethören. Denn das gantze Fegfewr ist gegründet vnd gebawet auff die Erscheynung der abgestorbenen seelen: von welchen die Papisten schreiben/ wie sie den lebendigen erschienen weren/ wie sie auffs höchste beklaget vnd gesagt haben/ in waß grosser pein/ qual vnd marter des Fegfewers sie weren. Hetten auch vmb hülffe vnd rettung durch Vigilien/ Seelmessen vnd nachrecht auffs fleissigste gebeten. Weil aber/ wie auß H. Schrifft erwiesen ist/ der abgestorbenen seelen nicht auff Erden her- umb gehen/ oder in der Lufft herumb schweben/ sondern sie sein entweder in der hand Gottes/ oder in der Helle: So folget das solche erscheynung nichts anders sein gewesen/ oder noch sein/ als des teuffels gespänst/ der also in gestalt der abgestorbenen seelen erscheynet/ die lebendigen zu be- trigen vnd zu verführen. Vnd so viel auch genug gesagt von andern stück: Da wir gelernet haben/ wo die seele hin- komme vnd bleybe/ wenn sie vom Leibe abscheydet. Der ge- rechten seelen kommen zu Gott in den Himel/ der vngläubi- gen fahren in die Helle/ an den ort der qual vnd pein/ etc. III. Quo
Die II. LeichPꝛedigt. Tyranniſirt/ oder ſind in andere wege Gottlos geweſt/ dzſich jhre ſeelen nach dem Leiblichen abſterbẽ mit vngeſtuͤm hoͤren vnd ſehen laſſen. So liſet man auch 1. Sam. 28. das die geſtalt Samuelis dem Koͤnig Saul/ durch eine Warſagerin ſey fuͤrgebracht wordẽ: Darumb wird nicht ſo gar nichts/ ſondern ohne zweyfel etwas daran ſein? ℞. Freylich iſt etwas daran: Aber es ſind nicht der abgeſtoꝛ- benen ſeelen (als die im Himmel oder in der Hellen ſind) ſondern es ſind polter Geiſter/ es iſt der Teuffel ſelbſt/ mit ſeinem geſpaͤnſt/ der alſo in der geſtalt der abgeſtorbenen ſeelen erſchienen iſt/ die lebendigen zu verfuͤhren/ vnd mit dem getichten Fegfewer zu bethoͤren. Denn das gantze Fegfewr iſt gegruͤndet vñ gebawet auff die Erſcheynung der abgeſtoꝛbenen ſeelen: von welchẽ die Papiſten ſchꝛeibẽ/ wie ſie den lebendigẽ erſchienẽ weren/ wie ſie auffs hoͤchſte beklaget vnd geſagt haben/ in waß groſſer pein/ qual vnd marter des Fegfewers ſie weren. Hetten auch vmb huͤlffe vnd rettung durch Vigilien/ Seelmeſſen vnd nachrecht auffs fleiſſigſte gebeten. Weil aber/ wie auß H. Schrifft erwieſen iſt/ der abgeſtoꝛbenen ſeelen nicht auff Erden her- umb gehen/ oder in der Lufft herumb ſchwebẽ/ ſondern ſie ſein entweder in der hand Gottes/ oder in der Helle: So folget das ſolche erſcheynung nichts anders ſein geweſen/ oder noch ſein/ als des teuffels geſpaͤnſt/ der alſo in geſtalt der abgeſtorbenen ſeelen erſcheynet/ die lebendigen zu be- trigen vnd zu verfuͤhren. Vnd ſo viel auch genug geſagt võ andern ſtuͤck: Da wir gelernet haben/ wo die ſeele hin- kom̃e vnd bleybe/ wenn ſie vom Leibe abſcheydet. Der ge- rechten ſeelen kom̃en zu Gott in den Himel/ der vnglaͤubi- gen fahren in die Helle/ an den ort der qual vnd pein/ ꝛc. III. Quo
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0060" n="[60]"/><fw place="top" type="header">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II.</hi></hi> LeichPꝛedigt.</fw><lb/> Tyranniſirt/ oder ſind in andere wege Gottlos geweſt/ dz<lb/> ſich jhre ſeelen nach dem Leiblichen abſterbẽ mit vngeſtuͤm<lb/> hoͤren vnd ſehen laſſen. So liſet man auch 1. Sam. 28.<lb/> das die geſtalt Samuelis dem Koͤnig Saul/ durch eine<lb/> Warſagerin ſey fuͤrgebracht wordẽ: Darumb wird nicht<lb/> ſo gar nichts/ ſondern ohne zweyfel etwas daran ſein<hi rendition="#i">?</hi> <hi rendition="#aq">℞.</hi><lb/> Freylich iſt etwas daran: Aber es ſind nicht der abgeſtoꝛ-<lb/> benen ſeelen (als die im Himmel oder in der Hellen ſind)<lb/> ſondern es ſind polter Geiſter/ es iſt der Teuffel ſelbſt/ mit<lb/> ſeinem geſpaͤnſt/ der alſo in der geſtalt der abgeſtorbenen<lb/> ſeelen erſchienen iſt/ die lebendigen zu verfuͤhren/ vnd mit<lb/> dem getichten Fegfewer zu bethoͤren. Denn das gantze<lb/> Fegfewr iſt gegruͤndet vñ gebawet auff die Erſcheynung<lb/> der abgeſtoꝛbenen ſeelen: von welchẽ die Papiſten ſchꝛeibẽ/<lb/> wie ſie den lebendigẽ erſchienẽ weren/ wie ſie auffs hoͤchſte<lb/> beklaget vnd geſagt haben/ in waß groſſer pein/ qual vnd<lb/> marter des Fegfewers ſie weren. Hetten auch vmb huͤlffe<lb/> vnd rettung durch Vigilien/ Seelmeſſen vnd nachrecht<lb/> auffs fleiſſigſte gebeten. Weil aber/ wie auß H. Schrifft<lb/> erwieſen iſt/ der abgeſtoꝛbenen ſeelen nicht auff Erden her-<lb/> umb gehen/ oder in der Lufft herumb ſchwebẽ/ ſondern ſie<lb/> ſein entweder in der hand Gottes/ oder in der Helle: So<lb/> folget das ſolche erſcheynung nichts anders ſein geweſen/<lb/> oder noch ſein/ als des teuffels geſpaͤnſt/ der alſo in geſtalt<lb/> der abgeſtorbenen ſeelen erſcheynet/ die lebendigen zu be-<lb/> trigen vnd zu verfuͤhren. Vnd ſo viel auch genug geſagt<lb/> võ andern ſtuͤck: Da wir gelernet haben/ wo die ſeele hin-<lb/> kom̃e vnd bleybe/ wenn ſie vom Leibe abſcheydet. Der ge-<lb/> rechten ſeelen kom̃en zu Gott in den Himel/ der vnglaͤubi-<lb/> gen fahren in die Helle/ an den ort der qual vnd pein/ ꝛc.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">III. Quo</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[60]/0060]
Die II. LeichPꝛedigt.
Tyranniſirt/ oder ſind in andere wege Gottlos geweſt/ dz
ſich jhre ſeelen nach dem Leiblichen abſterbẽ mit vngeſtuͤm
hoͤren vnd ſehen laſſen. So liſet man auch 1. Sam. 28.
das die geſtalt Samuelis dem Koͤnig Saul/ durch eine
Warſagerin ſey fuͤrgebracht wordẽ: Darumb wird nicht
ſo gar nichts/ ſondern ohne zweyfel etwas daran ſein? ℞.
Freylich iſt etwas daran: Aber es ſind nicht der abgeſtoꝛ-
benen ſeelen (als die im Himmel oder in der Hellen ſind)
ſondern es ſind polter Geiſter/ es iſt der Teuffel ſelbſt/ mit
ſeinem geſpaͤnſt/ der alſo in der geſtalt der abgeſtorbenen
ſeelen erſchienen iſt/ die lebendigen zu verfuͤhren/ vnd mit
dem getichten Fegfewer zu bethoͤren. Denn das gantze
Fegfewr iſt gegruͤndet vñ gebawet auff die Erſcheynung
der abgeſtoꝛbenen ſeelen: von welchẽ die Papiſten ſchꝛeibẽ/
wie ſie den lebendigẽ erſchienẽ weren/ wie ſie auffs hoͤchſte
beklaget vnd geſagt haben/ in waß groſſer pein/ qual vnd
marter des Fegfewers ſie weren. Hetten auch vmb huͤlffe
vnd rettung durch Vigilien/ Seelmeſſen vnd nachrecht
auffs fleiſſigſte gebeten. Weil aber/ wie auß H. Schrifft
erwieſen iſt/ der abgeſtoꝛbenen ſeelen nicht auff Erden her-
umb gehen/ oder in der Lufft herumb ſchwebẽ/ ſondern ſie
ſein entweder in der hand Gottes/ oder in der Helle: So
folget das ſolche erſcheynung nichts anders ſein geweſen/
oder noch ſein/ als des teuffels geſpaͤnſt/ der alſo in geſtalt
der abgeſtorbenen ſeelen erſcheynet/ die lebendigen zu be-
trigen vnd zu verfuͤhren. Vnd ſo viel auch genug geſagt
võ andern ſtuͤck: Da wir gelernet haben/ wo die ſeele hin-
kom̃e vnd bleybe/ wenn ſie vom Leibe abſcheydet. Der ge-
rechten ſeelen kom̃en zu Gott in den Himel/ der vnglaͤubi-
gen fahren in die Helle/ an den ort der qual vnd pein/ ꝛc.
III. Quo
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |