Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606.Die II. LeichPredig. Horat.lib. 2.Menschen nicht ist ein stück/ von dem Wesen Gottes/ Sermon. Epist. 2.wie die Heyden davon geredt haben/ die sie genennet ha- ben/ Divinae particulam Aurae, ein Particul des Göttlichen wesens: Sondern das Ebenbild Gottes er- eygnet sich fürnemblich in qualitatibus am verstandt vnd willen des Menschen/ das sich nemmlich im verstande des Menschen ereygnet hat/ ein volkommenes erkändt- nüß Gottes/ beydes nach seinem Wesen vnnd Willen/ neben dem erkänntnüß aller Creaturen/ denen der Mensch selber hat/ nach jhrer art vnd eygenschafft Nahmen ge- geben/ desgleichen das der Wille des Menschen hab frey willig vnd vngehindert erwehlen können/ was er gewolt hat/ das Hertz ist gewesen ein Tempel/ vnnd wohnung Gottes/ es hat darinnen geludert vnd gebrennet ein jnn- brünstige Fewrige liebe gegen Gott vnd dem Nähesten/ Jedoch weil der Mensch nach Gottes Ebenbilde erschaf- fen ist/ vnd solch Ebenbild begreifft auch in sich die vnsterb- ligkeit/ so folget vnwidersprechlich daraus/ das die Seele keines weges wie ein Rauch vergehe/ sondern so bald sie vom Leibe wird auffgelöset/ so kompt sie widerumb zum HERREN/ der sie gegeben hat/ wie denn im Prediger Eccl. 12. . 7.Salomonis am 12. Cap. . 7. klärlich vermeldet wird: Der Staub muß wider zur Erden kommen/ wie er ge- wesen ist: Vnd der Geist wider zu Gott der jhn gegeben hat. Durch den Staub wird hie angedeutet/ des Men- schen Leib/ der auß staub vnnd Erden gemacht vnnd ge- schaffen ist/ vnd muß wider zu staub vnd Erden werden/ nach dem Sententz vnd vrtheil Gottes/ Gen. 3. Durch den Geist aber wird die Seele verstanden/ die ein Geist- liches wesen ist/ die muß auch wider zu dem HErren kom- men/
Die II. LeichPredig. Horat.lib. 2.Menſchen nicht iſt ein ſtuͤck/ von dem Weſen Gottes/ Sermon. Epiſt. 2.wie die Heyden davon geredt haben/ die ſie genennet ha- ben/ Divinæ particulam Auræ, ein Particul des Goͤttlichen weſens: Sondern das Ebenbild Gottes er- eygnet ſich fuͤrnemblich in qualitatibus am verſtandt vnd willen des Menſchen/ das ſich nem̃lich im verſtande des Menſchen ereygnet hat/ ein volkommenes erkaͤndt- nuͤß Gottes/ beydes nach ſeinem Weſen vnnd Willen/ neben dem erkaͤñtnuͤß aller Creaturen/ denen der Menſch ſelber hat/ nach jhrer art vnd eygenſchafft Nahmen ge- geben/ desgleichen das der Wille des Menſchen hab frey willig vnd vngehindert erwehlen koͤnnen/ was er gewolt hat/ das Hertz iſt geweſen ein Tempel/ vnnd wohnung Gottes/ es hat darinnen geludert vnd gebrennet ein jnn- bruͤnſtige Fewrige liebe gegen Gott vnd dem Naͤheſten/ Jedoch weil der Menſch nach Gottes Ebenbilde erſchaf- fen iſt/ vñ ſolch Ebenbild begreifft auch in ſich die vnſterb- ligkeit/ ſo folget vnwiderſprechlich daraus/ das die Seele keines weges wie ein Rauch vergehe/ ſondern ſo bald ſie vom Leibe wird auffgeloͤſet/ ſo kompt ſie widerumb zum HERREN/ der ſie gegeben hat/ wie denn im Prediger Eccl. 12. ꝟ. 7.Salomonis am 12. Cap. ꝟ. 7. klaͤrlich vermeldet wird: Der Staub muß wider zur Erden kommen/ wie er ge- weſen iſt: Vnd der Geiſt wider zu Gott der jhn gegeben hat. Durch den Staub wird hie angedeutet/ des Men- ſchen Leib/ der auß ſtaub vnnd Erden gemacht vnnd ge- ſchaffen iſt/ vnd muß wider zu ſtaub vnd Erden werden/ nach dem Sententz vnd vrtheil Gottes/ Gen. 3. Durch den Geiſt aber wird die Seele verſtanden/ die ein Geiſt- liches weſen iſt/ die muß auch wider zu dem HErꝛen kom- men/
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Die II. LeichPredig.
Menſchen nicht iſt ein ſtuͤck/ von dem Weſen Gottes/
wie die Heyden davon geredt haben/ die ſie genennet ha-
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Goͤttlichen weſens: Sondern das Ebenbild Gottes er-
eygnet ſich fuͤrnemblich in qualitatibus am verſtandt
vnd willen des Menſchen/ das ſich nem̃lich im verſtande
des Menſchen ereygnet hat/ ein volkommenes erkaͤndt-
nuͤß Gottes/ beydes nach ſeinem Weſen vnnd Willen/
neben dem erkaͤñtnuͤß aller Creaturen/ denen der Menſch
ſelber hat/ nach jhrer art vnd eygenſchafft Nahmen ge-
geben/ desgleichen das der Wille des Menſchen hab frey
willig vnd vngehindert erwehlen koͤnnen/ was er gewolt
hat/ das Hertz iſt geweſen ein Tempel/ vnnd wohnung
Gottes/ es hat darinnen geludert vnd gebrennet ein jnn-
bruͤnſtige Fewrige liebe gegen Gott vnd dem Naͤheſten/
Jedoch weil der Menſch nach Gottes Ebenbilde erſchaf-
fen iſt/ vñ ſolch Ebenbild begreifft auch in ſich die vnſterb-
ligkeit/ ſo folget vnwiderſprechlich daraus/ das die Seele
keines weges wie ein Rauch vergehe/ ſondern ſo bald ſie
vom Leibe wird auffgeloͤſet/ ſo kompt ſie widerumb zum
HERREN/ der ſie gegeben hat/ wie denn im Prediger
Salomonis am 12. Cap. ꝟ. 7. klaͤrlich vermeldet wird:
Der Staub muß wider zur Erden kommen/ wie er ge-
weſen iſt: Vnd der Geiſt wider zu Gott der jhn gegeben
hat. Durch den Staub wird hie angedeutet/ des Men-
ſchen Leib/ der auß ſtaub vnnd Erden gemacht vnnd ge-
ſchaffen iſt/ vnd muß wider zu ſtaub vnd Erden werden/
nach dem Sententz vnd vrtheil Gottes/ Gen. 3. Durch
den Geiſt aber wird die Seele verſtanden/ die ein Geiſt-
liches weſen iſt/ die muß auch wider zu dem HErꝛen kom-
men/
Horat.
lib. 2.
Sermon.
Epiſt. 2.
Eccl. 12.
ꝟ. 7.
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Zitationshilfe: | Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606, S. [42]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523629/42>, abgerufen am 28.07.2024. |