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Hafenreffer, Matthias: Passional vnd Leuchpredigt. Tübingen, 1610.

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Vom Creutze vnd Tod Christi.
lernen. Auff daß kundt werde/ was in jhrem HertzenSyrach. 27. 6.
seye. Dann wie der Ofen bewerth die newen Töpffe/
also bewehret die Trübsal des Menschen Sinne. Auff1. Cor. 11. 32.
daß wir nicht mit der Welt verdampt werden/ sondernEsa. 26. 16.
daß wir den HErrn suchen/ vnd auff sein Wort mer-
cken. Vnd was dergleichen seelige Nutzen vnd Frucht
des heiligen Creutzes mehr ist. Welches alles den Cy-
rener/ vnd ins gemein/ alle vngedultige Creutzträger
vnd Trägerin wol vnterrichten/ vnd zur Gedult an-
halten kan/ wann wir das Creutz mit Christlichen vnd
glaubigen Augen anschawen: Welches wir zuthun
nicht vnterlassen sollen. Dann es ist ein köstlich dingKlaglied. Je-
rem. 3. 26.

gedultig sein/ vnd auff die Hülffe des HErrn hoffen.
Es ist ein köstlich ding/ einem Mann/ daß er das Joch
in seiner Jugent trage/ daß ein verlassener gedultig
seye/ wann jhne ettwas vberfält.

So vngedultig aber der mehrertheil ist/ wann sie10. Ettliche
tragen jhren
Nächsten zu
Creutzigen/
das Creutz wil-
lig.

mit Simeon/ Christo das Creutz nachtragen müssen:
So findet man jedoch ettliche gedultige vnd sehr wil-
lige Creutzträger/ wann sie wissen/ daß sie es einem
andern auff die Walstatt tragen/ das ist/ wann sie wis-
sen/ daß nicht sie/ sondern ein anderer daran werde ge-
creutziget vnd auffgehenckt werden. Das seind die
Leut/ welche gern ein zeitlang Leiden vnd Vnge-
mach/ oder ein klein Schädlin haben/ wann sie nur
wissen/ daß einem andern/ grösser Vnfall vnd Scha-
den darauß erwachsen mag. Als wann ein boßhaffti-
ger Paur/ gern Einäugig sein wolte/ allein daß der
Schultheiß gar blind were. Einen solchen heißt man/
wie D. Luther sagt/ einen Ertzbößwicht. Vnd diese
seind mit dem Simeon von Cyrene nicht zuverglei-
chen. Dann jhne hat man auch ein frembdes Creutz

auff
D iij

Vom Creutze vnd Tod Chriſti.
lernen. Auff daß kundt werde/ was in jhrem HertzenSyrach. 27. 6.
ſeye. Dann wie der Ofen bewerth die newen Toͤpffe/
alſo bewehret die Truͤbſal des Menſchen Sinne. Auff1. Cor. 11. 32.
daß wir nicht mit der Welt verdampt werden/ ſondernEſa. 26. 16.
daß wir den HErꝛn ſuchen/ vnd auff ſein Wort mer-
cken. Vnd was dergleichen ſeelige Nutzen vnd Frucht
des heiligen Creutzes mehr iſt. Welches alles den Cy-
rener/ vnd ins gemein/ alle vngedultige Creutztraͤger
vnd Traͤgerin wol vnterꝛichten/ vnd zur Gedult an-
halten kan/ wann wir das Creutz mit Chriſtlichen vnd
glaubigen Augen anſchawen: Welches wir zuthun
nicht vnterlaſſen ſollen. Dann es iſt ein koͤſtlich dingKlaglied. Je-
rem. 3. 26.

gedultig ſein/ vnd auff die Huͤlffe des HErꝛn hoffen.
Es iſt ein koͤſtlich ding/ einem Mann/ daß er das Joch
in ſeiner Jugent trage/ daß ein verlaſſener gedultig
ſeye/ wann jhne ettwas vberfaͤlt.

So vngedultig aber der mehrertheil iſt/ wann ſie10. Ettliche
tragen jhren
Naͤchſten zu
Creutzigen/
das Creutz wil-
lig.

mit Simeon/ Chriſto das Creutz nachtragen muͤſſen:
So findet man jedoch ettliche gedultige vnd ſehr wil-
lige Creutztraͤger/ wann ſie wiſſen/ daß ſie es einem
andern auff die Walſtatt tragen/ das iſt/ wann ſie wiſ-
ſen/ daß nicht ſie/ ſondern ein anderer daran werde ge-
creutziget vnd auffgehenckt werden. Das ſeind die
Leut/ welche gern ein zeitlang Leiden vnd Vnge-
mach/ oder ein klein Schaͤdlin haben/ wann ſie nur
wiſſen/ daß einem andern/ groͤſſer Vnfall vnd Scha-
den darauß erwachſen mag. Als wann ein boßhaffti-
ger Paur/ gern Einaͤugig ſein wolte/ allein daß der
Schultheiß gar blind were. Einen ſolchen heißt man/
wie D. Luther ſagt/ einen Ertzboͤßwicht. Vnd dieſe
ſeind mit dem Simeon von Cyrene nicht zuverglei-
chen. Dann jhne hat man auch ein frembdes Creutz

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[27/0029] Vom Creutze vnd Tod Chriſti. lernen. Auff daß kundt werde/ was in jhrem Hertzen ſeye. Dann wie der Ofen bewerth die newen Toͤpffe/ alſo bewehret die Truͤbſal des Menſchen Sinne. Auff daß wir nicht mit der Welt verdampt werden/ ſondern daß wir den HErꝛn ſuchen/ vnd auff ſein Wort mer- cken. Vnd was dergleichen ſeelige Nutzen vnd Frucht des heiligen Creutzes mehr iſt. Welches alles den Cy- rener/ vnd ins gemein/ alle vngedultige Creutztraͤger vnd Traͤgerin wol vnterꝛichten/ vnd zur Gedult an- halten kan/ wann wir das Creutz mit Chriſtlichen vnd glaubigen Augen anſchawen: Welches wir zuthun nicht vnterlaſſen ſollen. Dann es iſt ein koͤſtlich ding gedultig ſein/ vnd auff die Huͤlffe des HErꝛn hoffen. Es iſt ein koͤſtlich ding/ einem Mann/ daß er das Joch in ſeiner Jugent trage/ daß ein verlaſſener gedultig ſeye/ wann jhne ettwas vberfaͤlt. Syrach. 27. 6. 1. Cor. 11. 32. Eſa. 26. 16. Klaglied. Je- rem. 3. 26. So vngedultig aber der mehrertheil iſt/ wann ſie mit Simeon/ Chriſto das Creutz nachtragen muͤſſen: So findet man jedoch ettliche gedultige vnd ſehr wil- lige Creutztraͤger/ wann ſie wiſſen/ daß ſie es einem andern auff die Walſtatt tragen/ das iſt/ wann ſie wiſ- ſen/ daß nicht ſie/ ſondern ein anderer daran werde ge- creutziget vnd auffgehenckt werden. Das ſeind die Leut/ welche gern ein zeitlang Leiden vnd Vnge- mach/ oder ein klein Schaͤdlin haben/ wann ſie nur wiſſen/ daß einem andern/ groͤſſer Vnfall vnd Scha- den darauß erwachſen mag. Als wann ein boßhaffti- ger Paur/ gern Einaͤugig ſein wolte/ allein daß der Schultheiß gar blind were. Einen ſolchen heißt man/ wie D. Luther ſagt/ einen Ertzboͤßwicht. Vnd dieſe ſeind mit dem Simeon von Cyrene nicht zuverglei- chen. Dann jhne hat man auch ein frembdes Creutz auff 10. Ettliche tragen jhren Naͤchſten zu Creutzigen/ das Creutz wil- lig. D iij

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Zitationshilfe: Hafenreffer, Matthias: Passional vnd Leuchpredigt. Tübingen, 1610, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523592/29>, abgerufen am 29.03.2024.