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Lehen, Melchior: Optimus mulierum ornatus. Jena, 1617.

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Bester Weiberschmuck.
1.
Vocum sin
gularum
ex variis
interpre-
tum sen-
tentiis.
wir die rechte Meynung/ als lebendige Krafft vnd Safft
des H. Geistes darinnen empfinden/ vnd dessen geniessen
mögen.

Denn gleich wie in der gantzen H. Schrifft kein tröst-
licher Spruch für Weibes Personen zu finden ist/ als eben
dieser: Also ist auch fast kein Spruch von Weibern in der
Bibel zu finden/ welcher auff so vngleiche vnd manchfelti-
ge Meynung ist von alten vnd newen Kirchenlehrern ge-
deutet vnd gezogen worden.

Vnd ist fast kein Wörtlein in diesem Spruch/ wel-
ches nicht auff sondere weise ist erkleret vnd außgelegt wor-
den.

1. Mulier.Denn Erstlich haben etliche das Wörtlein Mulier,
Weib nur von der Eva vnser ersten Mutter verstanden/
weil Paulus im vorgehenden Text von jhr redet/ wie sie am
ersten die Sünde in die Welt gebracht habe.

Aber nein/ diß Wörtlein hat in Pauli Spruch Colle-
ctivam Significationem,
eine Bedeutung von vielen oder
allen Weibern/ oder vom gantzen Weiblichen Geschlecht.

Das bezeugen die drauff folgenden Wort/ weil Pau-
lus nicht setzet das Verbum singulare, ean` meine, si manse-
rit,
So sie bleibt/ auff das nicht jemand gedencke/ er rede
nochmals/ wie zuvor/ von Eva/ oder sonsten einem eintze-
len Weibe/ Sondern setzet das Verbum plurale, ean` mei-
nosi, si manserint, So sie (die Weiber) bleiben/ per Enal-
lagen numeri sive Synthesin Grammaticam,
wie man
in Schulen zu reden pfleget/ auff daß jederman drauß ver-
nehme/ daß er von der Seligkeit vieler oder aller Weiber/
oder des gantzen Weiblichen Geschlechtes/ wenn sie im
Glauben bleiben/ diese Wort wolle verstanden haben.

Hernach

Beſter Weiberſchmuck.
1.
Vocum ſin
gularum
ex variis
interpre-
tum ſen-
tentiis.
wir die rechte Meynung/ als lebendige Krafft vnd Safft
des H. Geiſtes darinnen empfinden/ vnd deſſen genieſſen
moͤgen.

Denn gleich wie in der gantzen H. Schrifft kein troͤſt-
licher Spruch fuͤr Weibes Perſonen zu finden iſt/ als eben
dieſer: Alſo iſt auch faſt kein Spruch von Weibern in der
Bibel zu finden/ welcher auff ſo vngleiche vnd manchfelti-
ge Meynung iſt von alten vnd newen Kirchenlehrern ge-
deutet vnd gezogen worden.

Vnd iſt faſt kein Woͤrtlein in dieſem Spruch/ wel-
ches nicht auff ſondere weiſe iſt erkleret vnd außgelegt wor-
den.

1. Mulier.Denn Erſtlich haben etliche das Woͤrtlein Mulier,
Weib nur von der Eva vnſer erſten Mutter verſtanden/
weil Paulus im vorgehenden Text von jhr redet/ wie ſie am
erſten die Suͤnde in die Welt gebracht habe.

Aber nein/ diß Woͤrtlein hat in Pauli Spruch Colle-
ctivam Significationem,
eine Bedeutung von vielen oder
allen Weibern/ oder vom gantzen Weiblichen Geſchlecht.

Das bezeugen die drauff folgenden Wort/ weil Pau-
lus nicht ſetzet das Verbum ſingulare, ἐαν` μείνῃ, ſi manſe-
rit,
So ſie bleibt/ auff das nicht jemand gedencke/ er rede
nochmals/ wie zuvor/ von Eva/ oder ſonſten einem eintze-
len Weibe/ Sondern ſetzet das Verbum plurale, ἐαν` μεί-
νωσι, ſi manſerint, So ſie (die Weiber) bleiben/ per Enal-
lagen numeri ſive Syntheſin Grammaticam,
wie man
in Schulen zu reden pfleget/ auff daß jederman drauß ver-
nehme/ daß er von der Seligkeit vieler oder aller Weiber/
oder des gantzen Weiblichen Geſchlechtes/ wenn ſie im
Glauben bleiben/ dieſe Wort wolle verſtanden haben.

Hernach
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[6/0008] Beſter Weiberſchmuck. wir die rechte Meynung/ als lebendige Krafft vnd Safft des H. Geiſtes darinnen empfinden/ vnd deſſen genieſſen moͤgen. 1. Vocum ſin gularum ex variis interpre- tum ſen- tentiis. Denn gleich wie in der gantzen H. Schrifft kein troͤſt- licher Spruch fuͤr Weibes Perſonen zu finden iſt/ als eben dieſer: Alſo iſt auch faſt kein Spruch von Weibern in der Bibel zu finden/ welcher auff ſo vngleiche vnd manchfelti- ge Meynung iſt von alten vnd newen Kirchenlehrern ge- deutet vnd gezogen worden. Vnd iſt faſt kein Woͤrtlein in dieſem Spruch/ wel- ches nicht auff ſondere weiſe iſt erkleret vnd außgelegt wor- den. Denn Erſtlich haben etliche das Woͤrtlein Mulier, Weib nur von der Eva vnſer erſten Mutter verſtanden/ weil Paulus im vorgehenden Text von jhr redet/ wie ſie am erſten die Suͤnde in die Welt gebracht habe. 1. Mulier. Aber nein/ diß Woͤrtlein hat in Pauli Spruch Colle- ctivam Significationem, eine Bedeutung von vielen oder allen Weibern/ oder vom gantzen Weiblichen Geſchlecht. Das bezeugen die drauff folgenden Wort/ weil Pau- lus nicht ſetzet das Verbum ſingulare, ἐαν` μείνῃ, ſi manſe- rit, So ſie bleibt/ auff das nicht jemand gedencke/ er rede nochmals/ wie zuvor/ von Eva/ oder ſonſten einem eintze- len Weibe/ Sondern ſetzet das Verbum plurale, ἐαν` μεί- νωσι, ſi manſerint, So ſie (die Weiber) bleiben/ per Enal- lagen numeri ſive Syntheſin Grammaticam, wie man in Schulen zu reden pfleget/ auff daß jederman drauß ver- nehme/ daß er von der Seligkeit vieler oder aller Weiber/ oder des gantzen Weiblichen Geſchlechtes/ wenn ſie im Glauben bleiben/ dieſe Wort wolle verſtanden haben. Hernach

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Zitationshilfe: Lehen, Melchior: Optimus mulierum ornatus. Jena, 1617, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523541/8>, abgerufen am 22.11.2024.