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Hofstetter, Johannes: Oi nekroi eg[o]rtesuntoi aphtarsi [gr.]. Jena, 1617.

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Christliche Leichpredigt.
Nobilis est vere quem nobilitat sua virtus.Ovid. Me-
tamorph.
lib.
13.

Nam genus & proauos, & quae non fecimus ipsi
Vix ea nostra voco, sagt dort der weise Mann Ulysses.

Anno 1584. im 16. Jahr jhres Alters hat sie sich nach
schickung des Allmächtigen/ auß Rath vnd Gutachten jh-
rer Freunde in den Ehestandt begeben zu dem weiland
Edlen Gestrengen vnnd Ehrnvesten Herrn Caspar
Steinsdörfern von Steinsdorf auff Meretittz vnnd
Döltsch seeliger Gedechtnuß/ welcher ein rechtes Adeliches
auffrichtiges Hertz gehabt/ vnnd ein trewer Priesterfreundt
gewesen ist. Diesem jhrem allerliebsten Herrn vnnd Ehege-
mahl hat sie in die 32. Jahr züchtig vnd keusch beygewonet/
jhn hertzlich geliebet/ jhn/ wie Sara jhren Abraham/ für
jhren Herrn erkandt/ alles was jhm lieb gewest/ vnd sie jhme
an den Augen angesehen willig/ gerne vnd mit grosser Lust
vnd Frewde gethan. Hat auch durch Gottes Segen/ dann
Kinder sind eine Gab des höchsten/ vnnd Leibsfrucht ist ein
Geschenck/ wie der 127. Psalm. v. 3. redt/ Söhne vnndPsal. 127.
v.
3.

Töchter erzeuget/ welche noch zur zeit am Leben sind. Er-
streckt sich also jhr gantzes Alter auff 48. Jahr.

Wie sie aber in warer Gottesfurcht vnd Gottseligkeit
in jhrer Jugendt aufferzogen ist worden/ also hat sie zu dem
allein lebendig vnd seeligmachenden Wort je vnnd allweg
besondere grosse Lust vnd Liebe getragen/ dasselbe mit gna-
denhungerigem Hertzen vnd Geistdürstigem Gewissen offt
vnnd gerne gehört/ darauß Gottesfurcht/ Liebe/ vertrawen
vnnd andere Christliche Tugenden gelernet/ hat gerne die
heilige Schrifft vnnd andere Gottselige Bücher gelesen/
auß denselben Frag vnd Antwort zu geben gewust: Vnnd

weil
G
Chriſtliche Leichpredigt.
Nobilis eſt verè quem nobilitat ſua virtus.Ovid. Me-
tamorph.
lib.
13.

Nam genus & proauos, & quæ non fecimus ipſi
Vix ea noſtra voco, ſagt dort der weiſe Mann Ulyſſes.

Anno 1584. im 16. Jahr jhres Alters hat ſie ſich nach
ſchickung des Allmaͤchtigen/ auß Rath vnd Gutachten jh-
rer Freunde in den Eheſtandt begeben zu dem weiland
Edlen Geſtrengen vnnd Ehrnveſten Herrn Caſpar
Steinsdoͤrfern von Steinsdorf auff Meretittz vnnd
Doͤltſch ſeeliger Gedechtnuß/ welcher ein rechtes Adeliches
auffrichtiges Hertz gehabt/ vnnd ein trewer Prieſterfreundt
geweſen iſt. Dieſem jhrem allerliebſten Herꝛn vnnd Ehege-
mahl hat ſie in die 32. Jahr zuͤchtig vnd keuſch beygewonet/
jhn hertzlich geliebet/ jhn/ wie Sara jhren Abraham/ fuͤr
jhren Herꝛn erkandt/ alles was jhm lieb geweſt/ vnd ſie jhme
an den Augen angeſehen willig/ gerne vnd mit groſſer Luſt
vnd Frewde gethan. Hat auch durch Gottes Segen/ dann
Kinder ſind eine Gab des hoͤchſten/ vnnd Leibsfrucht iſt ein
Geſchenck/ wie der 127. Pſalm. v. 3. redt/ Soͤhne vnndPſal. 127.
v.
3.

Toͤchter erzeuget/ welche noch zur zeit am Leben ſind. Er-
ſtreckt ſich alſo jhr gantzes Alter auff 48. Jahr.

Wie ſie aber in warer Gottesfurcht vnd Gottſeligkeit
in jhrer Jugendt aufferzogen iſt worden/ alſo hat ſie zu dem
allein lebendig vnd ſeeligmachenden Wort je vnnd allweg
beſondere groſſe Luſt vnd Liebe getragen/ daſſelbe mit gna-
denhungerigem Hertzen vnd Geiſtduͤrſtigem Gewiſſen offt
vnnd gerne gehoͤrt/ darauß Gottesfurcht/ Liebe/ vertrawen
vnnd andere Chriſtliche Tugenden gelernet/ hat gerne die
heilige Schrifft vnnd andere Gottſelige Buͤcher geleſen/
auß denſelben Frag vnd Antwort zu geben gewuſt: Vnnd

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[51[49]/0049] Chriſtliche Leichpredigt. Nobilis eſt verè quem nobilitat ſua virtus. Nam genus & proauos, & quæ non fecimus ipſi Vix ea noſtra voco, ſagt dort der weiſe Mann Ulyſſes. Anno 1584. im 16. Jahr jhres Alters hat ſie ſich nach ſchickung des Allmaͤchtigen/ auß Rath vnd Gutachten jh- rer Freunde in den Eheſtandt begeben zu dem weiland Edlen Geſtrengen vnnd Ehrnveſten Herrn Caſpar Steinsdoͤrfern von Steinsdorf auff Meretittz vnnd Doͤltſch ſeeliger Gedechtnuß/ welcher ein rechtes Adeliches auffrichtiges Hertz gehabt/ vnnd ein trewer Prieſterfreundt geweſen iſt. Dieſem jhrem allerliebſten Herꝛn vnnd Ehege- mahl hat ſie in die 32. Jahr zuͤchtig vnd keuſch beygewonet/ jhn hertzlich geliebet/ jhn/ wie Sara jhren Abraham/ fuͤr jhren Herꝛn erkandt/ alles was jhm lieb geweſt/ vnd ſie jhme an den Augen angeſehen willig/ gerne vnd mit groſſer Luſt vnd Frewde gethan. Hat auch durch Gottes Segen/ dann Kinder ſind eine Gab des hoͤchſten/ vnnd Leibsfrucht iſt ein Geſchenck/ wie der 127. Pſalm. v. 3. redt/ Soͤhne vnnd Toͤchter erzeuget/ welche noch zur zeit am Leben ſind. Er- ſtreckt ſich alſo jhr gantzes Alter auff 48. Jahr. Pſal. 127. v. 3. Wie ſie aber in warer Gottesfurcht vnd Gottſeligkeit in jhrer Jugendt aufferzogen iſt worden/ alſo hat ſie zu dem allein lebendig vnd ſeeligmachenden Wort je vnnd allweg beſondere groſſe Luſt vnd Liebe getragen/ daſſelbe mit gna- denhungerigem Hertzen vnd Geiſtduͤrſtigem Gewiſſen offt vnnd gerne gehoͤrt/ darauß Gottesfurcht/ Liebe/ vertrawen vnnd andere Chriſtliche Tugenden gelernet/ hat gerne die heilige Schrifft vnnd andere Gottſelige Buͤcher geleſen/ auß denſelben Frag vnd Antwort zu geben gewuſt: Vnnd weil G

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Zitationshilfe: Hofstetter, Johannes: Oi nekroi eg[o]rtesuntoi aphtarsi [gr.]. Jena, 1617, S. 51[49]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523539/49>, abgerufen am 28.03.2024.