Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628.

Bild:
<< vorherige Seite

angesehen/ hat sich in dasselbe verlieben müssen. Jn-
sonderheit hat es mit seiner holdseligkeit den adelichen
Eltern manche innigliche hertzensfrewde erregen vnd
viel melancholische trawer-gedancken vertreiben kön-
nen.

Jch rede nichts auß heucheley/ sondern alles mit
grund vnd bestand der warheit: vnd werden viel fro-
mer adelichen hertzen in dieser Trawr-versamlung ge-
genwertig sein/ welche alles selbsten mit jhren augen
gesehen/ vnd wenn es die noth erforderte/ offentlich
davon zeugen werden.

Vnd daher kombt es das auch jtzo der schmertz bey
den betrübten Eltern desto grösser ist: vnd jhnen man-
che lange nacht vnd manch nasses auge gemacht vnnd
verursacht hat.

Vngehorsame vbel-gerahtene Absolons: wilde
freche vmbschweiffende Dinen/ geben frome Eltern
offt gern dahin/ vnnd dancken Gott das sie jhrer loß
werden/ vnd nicht etwa jammer vnd hertzeleid an jh-
nen erleben dörffen. Aber ein Kind das sich wol an-
lest/ fromb vnd gehorsam ist/ nimbt das halbe hertz mit
sich/ wenn es den Eltern so zeitlich hinweg stirbet.

Gleich wie die blümlein alß denn am liebsten sein/
wenn die farben vollkommen/ vnd der geruch starck ist.
Also begeben auch gegenwertige Eltern dieses jhr hertz
blümlein desto vngerner/ weil es so zeitlich in allen tu-
genden daher gewachsen/ vnnd jhnen schon manchen
lieblichen frewden-geruch zugerichtet hat.

Vnd
K

angeſehen/ hat ſich in daſſelbe verlieben muͤſſen. Jn-
ſonderheit hat es mit ſeiner holdſeligkeit den adelichen
Eltern manche innigliche hertzensfrewde erregen vnd
viel melancholiſche trawer-gedancken vertreiben koͤn-
nen.

Jch rede nichts auß heucheley/ ſondern alles mit
grund vnd beſtand der warheit: vnd werden viel fro-
mer adelichen hertzen in dieſer Trawr-verſamlung ge-
genwertig ſein/ welche alles ſelbſten mit jhren augen
geſehen/ vnd wenn es die noth erforderte/ offentlich
davon zeugen werden.

Vnd daher kombt es das auch jtzo der ſchmertz bey
den betruͤbten Eltern deſto groͤſſer iſt: vnd jhnen man-
che lange nacht vnd manch naſſes auge gemacht vnnd
verurſacht hat.

Vngehorſame vbel-gerahtene Abſolons: wilde
freche vmbſchweiffende Dinen/ geben frome Eltern
offt gern dahin/ vnnd dancken Gott das ſie jhrer loß
werden/ vnd nicht etwa jammer vnd hertzeleid an jh-
nen erleben doͤrffen. Aber ein Kind das ſich wol an-
leſt/ fromb vnd gehorſam iſt/ nimbt das halbe hertz mit
ſich/ wenn es den Eltern ſo zeitlich hinweg ſtirbet.

Gleich wie die bluͤmlein alß denn am liebſten ſein/
wenn die farben vollkommen/ vnd der geruch ſtarck iſt.
Alſo begeben auch gegenwertige Eltern dieſes jhr hertz
bluͤmlein deſto vngerner/ weil es ſo zeitlich in allen tu-
genden daher gewachſen/ vnnd jhnen ſchon manchen
lieblichen frewden-geruch zugerichtet hat.

Vnd
K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <p><pb facs="#f0073" n="[73]"/>
ange&#x017F;ehen/ hat &#x017F;ich in da&#x017F;&#x017F;elbe verlieben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Jn-<lb/>
&#x017F;onderheit hat es mit &#x017F;einer hold&#x017F;eligkeit den adelichen<lb/>
Eltern manche innigliche hertzensfrewde erregen vnd<lb/>
viel melancholi&#x017F;che trawer-gedancken vertreiben ko&#x0364;n-<lb/>
nen.</p><lb/>
          <p>Jch rede nichts auß heucheley/ &#x017F;ondern alles mit<lb/>
grund vnd be&#x017F;tand der warheit<hi rendition="#i">:</hi> vnd werden viel fro-<lb/>
mer adelichen hertzen in die&#x017F;er Trawr-ver&#x017F;amlung ge-<lb/>
genwertig &#x017F;ein/ welche alles &#x017F;elb&#x017F;ten mit jhren augen<lb/>
ge&#x017F;ehen/ vnd wenn es die noth erforderte/ offentlich<lb/>
davon zeugen werden.</p><lb/>
          <p>Vnd daher kombt es das auch jtzo der &#x017F;chmertz bey<lb/>
den betru&#x0364;bten Eltern de&#x017F;to gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t: vnd jhnen man-<lb/>
che lange nacht vnd manch na&#x017F;&#x017F;es auge gemacht vnnd<lb/>
verur&#x017F;acht hat.</p><lb/>
          <p>Vngehor&#x017F;ame vbel-gerahtene Ab&#x017F;olons<hi rendition="#i">:</hi> wilde<lb/>
freche vmb&#x017F;chweiffende Dinen/ geben frome Eltern<lb/>
offt gern dahin/ vnnd dancken <hi rendition="#k">Go</hi>tt das &#x017F;ie jhrer loß<lb/>
werden/ vnd nicht etwa jammer vnd hertzeleid an jh-<lb/>
nen erleben do&#x0364;rffen. Aber ein Kind das &#x017F;ich wol an-<lb/>
le&#x017F;t/ fromb vnd gehor&#x017F;am i&#x017F;t/ nimbt das halbe hertz mit<lb/>
&#x017F;ich/ wenn es den Eltern &#x017F;o zeitlich hinweg &#x017F;tirbet.</p><lb/>
          <p>Gleich wie die blu&#x0364;mlein alß denn am lieb&#x017F;ten &#x017F;ein/<lb/>
wenn die farben vollkommen/ vnd der geruch &#x017F;tarck i&#x017F;t.<lb/>
Al&#x017F;o begeben auch gegenwertige Eltern die&#x017F;es jhr hertz<lb/>
blu&#x0364;mlein de&#x017F;to vngerner/ weil es &#x017F;o zeitlich in allen tu-<lb/>
genden daher gewach&#x017F;en/ vnnd jhnen &#x017F;chon manchen<lb/>
lieblichen frewden-geruch zugerichtet hat.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">K</hi> </fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Vnd</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[73]/0073] angeſehen/ hat ſich in daſſelbe verlieben muͤſſen. Jn- ſonderheit hat es mit ſeiner holdſeligkeit den adelichen Eltern manche innigliche hertzensfrewde erregen vnd viel melancholiſche trawer-gedancken vertreiben koͤn- nen. Jch rede nichts auß heucheley/ ſondern alles mit grund vnd beſtand der warheit: vnd werden viel fro- mer adelichen hertzen in dieſer Trawr-verſamlung ge- genwertig ſein/ welche alles ſelbſten mit jhren augen geſehen/ vnd wenn es die noth erforderte/ offentlich davon zeugen werden. Vnd daher kombt es das auch jtzo der ſchmertz bey den betruͤbten Eltern deſto groͤſſer iſt: vnd jhnen man- che lange nacht vnd manch naſſes auge gemacht vnnd verurſacht hat. Vngehorſame vbel-gerahtene Abſolons: wilde freche vmbſchweiffende Dinen/ geben frome Eltern offt gern dahin/ vnnd dancken Gott das ſie jhrer loß werden/ vnd nicht etwa jammer vnd hertzeleid an jh- nen erleben doͤrffen. Aber ein Kind das ſich wol an- leſt/ fromb vnd gehorſam iſt/ nimbt das halbe hertz mit ſich/ wenn es den Eltern ſo zeitlich hinweg ſtirbet. Gleich wie die bluͤmlein alß denn am liebſten ſein/ wenn die farben vollkommen/ vnd der geruch ſtarck iſt. Alſo begeben auch gegenwertige Eltern dieſes jhr hertz bluͤmlein deſto vngerner/ weil es ſo zeitlich in allen tu- genden daher gewachſen/ vnnd jhnen ſchon manchen lieblichen frewden-geruch zugerichtet hat. Vnd K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/522424
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/522424/73
Zitationshilfe: Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628, S. [73]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522424/73>, abgerufen am 05.12.2024.