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Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628.

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Jch werde so bald nicht vergessen der
schönen Trostworte: seine Selle gefellt Gott
wol vnd ist jhm lieb.

Ewer Söhnlein/ O jhr betrübten Eltern/ ge-
fellet Gott wol vnd ist jhm lieb. Was wollet Jhr
mehr haben? könnet jhr auch etwas höhers vnd beß-
sers auff der Welt wünschen vnd begehren?

Ein stück von ewrem Hertzen: ein stück das jhr
vnter ewrem Hertzen getragen gefellet Gott vnd ist
jhm lieb. Quid beatius quam diligi ab eo, qui ha-
bet potestatem vitae & necis?
Was kan glückseliger
auff der Welt sein/ als ein Mensch/ der von dem gelie-
bet wird/ der ein Herr vnd Herscher vber todt vnd
leben ist? fragt vnd sagt jener Kirchenlehrer.

Hat Gott ewer Ehe-zweiglein lieb/ so hat Er
jhm gewißlich nichts verterbet. Hat Er jhm gleich das
Phil. 1. 24.zeitliche genommen/ so hat Er jhm dafür das ewige
gegeben: vnd diß ist jhm auch viel besser.

Ewiger Gott wie frewdig würdet jhr sein/ wenn
ein grosser Potentat in der Welt ewrem Kindlein ge-
neigt vnd günstig were. Aber wie viel frewdiger sollet
jhr jetzund sein/ daß es bey dem Herrn aller Herrn/
bey dem Könige aller Könige zu so grossen gnaden
kommen/ vnd jhm ein spiegel in augen worden ist. Wie
hettet jhrs höher vnd besser anbringen können?

Als der alte Kirchen-lehrer Ambrosius sterben
sollen/ hat Er kurtz vor seinem ende gesagt: Non ti-

meo

Jch werde ſo bald nicht vergeſſen der
ſchoͤnen Troſtworte: ſeine Selle gefellt Gott
wol vnd iſt jhm lieb.

Ewer Soͤhnlein/ O jhr betruͤbten Eltern/ ge-
fellet Gott wol vnd iſt jhm lieb. Was wollet Jhr
mehr haben? koͤnnet jhr auch etwas hoͤhers vnd beß-
ſers auff der Welt wuͤnſchen vnd begehren?

Ein ſtuͤck von ewrem Hertzen: ein ſtuͤck das jhr
vnter ewrem Hertzen getragen gefellet Gott vnd iſt
jhm lieb. Quid beatius quam diligi ab eo, qui ha-
bet poteſtatem vitæ & necis?
Was kan gluͤckſeliger
auff der Welt ſein/ als ein Menſch/ der von dem gelie-
bet wird/ der ein Herr vnd Herſcher vber todt vnd
leben iſt? fragt vnd ſagt jener Kirchenlehrer.

Hat Gott ewer Ehe-zweiglein lieb/ ſo hat Er
jhm gewißlich nichts verterbet. Hat Er jhm gleich das
Phil. 1. 24.zeitliche genommen/ ſo hat Er jhm dafuͤr das ewige
gegeben: vnd diß iſt jhm auch viel beſſer.

Ewiger Gott wie frewdig wuͤrdet jhr ſein/ wenn
ein groſſer Potentat in der Welt ewrem Kindlein ge-
neigt vnd guͤnſtig were. Aber wie viel frewdiger ſollet
jhr jetzund ſein/ daß es bey dem Herrn aller Herrn/
bey dem Koͤnige aller Koͤnige zu ſo groſſen gnaden
kom̃en/ vnd jhm ein ſpiegel in augen worden iſt. Wie
hettet jhrs hoͤher vnd beſſer anbringen koͤnnen?

Als der alte Kirchen-lehrer Ambroſius ſterben
ſollen/ hat Er kurtz vor ſeinem ende geſagt: Non ti-

meo
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Zitationshilfe: Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628, S. [20]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522424/20>, abgerufen am 27.04.2024.