Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zimmermann, Matthias: Calix salutaris. Leipzig, 1624.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Leichpredigt.
Was hilfft vns nun der Pracht! es ist alles dahin ge-
fahren wie ein Schatte/ dieser Reyentrunck kömpt jm-
mer an einen eher als an den andern/ es bleibt da bey
des HErren. Christi enunciato, Joh. 20. Calicem
meum bibetis,
meinen Kelch solt jhr trincken. O wie
rümpft sich offt Fleisch vnd Blut dargegen/ wie la-
mentiren
wir bald mit Job. 30. mutatus es mihi Do-
minein crudelem,
HErr du bist mir verwandlet wor-
den in einen grawsamen. O wie sagen wir da mit
Antonio, o Domine Jesu ubi eras, HErr Jesu wo
warest du/ wie verbargest du dich so lang/ da ich dein
begehrte vnd bedorffte. O wie vngeleitig wil offt der
alte Adam werden/ wenn es jhm nicht nach seinem
Kopff gehet/ da darff er wol expostuliren. Judic. 6. ist
der HErr mit vns/ warumb ist vns dis wiederfahren?
Aber was wollen wir vns viel spreussen vnd widern/
ein jeder muß nur hie sein panem doloris essen/ Gott
macht jhm nichts newes vnd sonderliches/ das wort
Becher bedeutet hie nichts anders/ als Creutz vnd
Elend/ Noth vnd Trübsal/ es ist offt in dem Creutz-
kelch ein zimlicher starcker Wein eingeschenckt/ das ist/
wir empfinden offt zweirley leiden/ ein jnnerliches vnd
eusserliches. Jnnerlich wüttert sich offt grosse Seelen-
noth vnd Gewissensqual/ da wil vns vnerträglich
werden die Last der Sünden/ der Fluch des Gesetzes/
der Fewerbrennende Zorn Gottes vnd dergleichen/
da ruffen wir offt vnser de profundis, Psal. 30. da
süchtet vns der Satan offt wie den Weitzen/ Luc. 22.
Eusserlich fehlets auch nicht an beschwer/ doch muß ei-

ner

Chriſtliche Leichpredigt.
Was hilfft vns nun der Pracht! es iſt alles dahin ge-
fahren wie ein Schatte/ dieſer Reyentrunck koͤmpt jm-
mer an einen eher als an den andern/ es bleibt da bey
des HErren. Chriſti enunciato, Joh. 20. Calicem
meum bibetis,
meinen Kelch ſolt jhr trincken. O wie
ruͤmpft ſich offt Fleiſch vnd Blut dargegen/ wie la-
mentiren
wir bald mit Job. 30. mutatus es mihi Do-
minein crudelem,
HErr du biſt mir verwandlet wor-
den in einen grawſamen. O wie ſagen wir da mit
Antonio, ô Domine Jesu ubi eras, HErr Jeſu wo
wareſt du/ wie verbargeſt du dich ſo lang/ da ich dein
begehrte vnd bedorffte. O wie vngeleitig wil offt der
alte Adam werden/ wenn es jhm nicht nach ſeinem
Kopff gehet/ da darff er wol expoſtuliren. Judic. 6. iſt
der HErr mit vns/ warumb iſt vns dis wiederfahren?
Aber was wollen wir vns viel ſpreuſſen vnd widern/
ein jeder muß nur hie ſein panem doloris eſſen/ Gott
macht jhm nichts newes vnd ſonderliches/ das wort
Becher bedeutet hie nichts anders/ als Creutz vnd
Elend/ Noth vnd Truͤbſal/ es iſt offt in dem Creutz-
kelch ein zimlicher ſtarcker Wein eingeſchenckt/ das iſt/
wir empfinden offt zweirley leiden/ ein jnnerliches vnd
euſſerliches. Jnnerlich wuͤttert ſich offt groſſe Seelen-
noth vnd Gewiſſensqual/ da wil vns vnertraͤglich
werden die Laſt der Suͤnden/ der Fluch des Geſetzes/
der Fewerbrennende Zorn Gottes vnd dergleichen/
da ruffen wir offt vnſer de profundis, Pſal. 30. da
ſuͤchtet vns der Satan offt wie den Weitzen/ Luc. 22.
Euſſerlich fehlets auch nicht an beſchwer/ doch muß ei-

ner
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0023" n="[23]"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leichpredigt.</hi></fw><lb/>
Was hilfft vns nun der Pracht! es i&#x017F;t alles dahin ge-<lb/>
fahren wie ein Schatte/ die&#x017F;er Reyentrunck ko&#x0364;mpt jm-<lb/>
mer an einen eher als an den andern/ es bleibt da bey<lb/>
des HErren. Chri&#x017F;ti <hi rendition="#aq">enunciato, Joh. 20. Calicem<lb/>
meum bibetis,</hi> meinen Kelch &#x017F;olt jhr trincken. O wie<lb/>
ru&#x0364;mpft &#x017F;ich offt Flei&#x017F;ch vnd Blut dargegen/ wie <hi rendition="#aq">la-<lb/>
mentiren</hi> wir bald mit <hi rendition="#aq">Job. 30. mutatus es mihi Do-<lb/>
minein crudelem,</hi> HErr du bi&#x017F;t mir verwandlet wor-<lb/>
den in einen graw&#x017F;amen. O wie &#x017F;agen wir da mit<lb/><hi rendition="#aq">Antonio, ô Domine <hi rendition="#k">Jesu</hi> ubi eras,</hi> HErr Je&#x017F;u wo<lb/>
ware&#x017F;t du/ wie verbarge&#x017F;t du dich &#x017F;o lang/ da ich dein<lb/>
begehrte vnd bedorffte. O wie vngeleitig wil offt der<lb/>
alte Adam werden/ wenn es jhm nicht nach &#x017F;einem<lb/>
Kopff gehet/ da darff er wol <hi rendition="#aq">expo&#x017F;tuliren. Judic.</hi> 6. i&#x017F;t<lb/>
der HErr mit vns/ warumb i&#x017F;t vns dis wiederfahren?<lb/>
Aber was wollen wir vns viel &#x017F;preu&#x017F;&#x017F;en vnd widern/<lb/>
ein jeder muß nur hie &#x017F;ein <hi rendition="#aq">panem doloris</hi> e&#x017F;&#x017F;en/ Gott<lb/>
macht jhm nichts newes vnd &#x017F;onderliches/ das wort<lb/>
Becher bedeutet hie nichts anders/ als Creutz vnd<lb/>
Elend/ Noth vnd Tru&#x0364;b&#x017F;al/ es i&#x017F;t offt in dem Creutz-<lb/>
kelch ein zimlicher &#x017F;tarcker Wein einge&#x017F;chenckt/ das i&#x017F;t/<lb/>
wir empfinden offt zweirley leiden/ ein jnnerliches vnd<lb/>
eu&#x017F;&#x017F;erliches. Jnnerlich wu&#x0364;ttert &#x017F;ich offt gro&#x017F;&#x017F;e Seelen-<lb/>
noth vnd Gewi&#x017F;&#x017F;ensqual/ da wil vns vnertra&#x0364;glich<lb/>
werden die La&#x017F;t der Su&#x0364;nden/ der Fluch des Ge&#x017F;etzes/<lb/>
der Fewerbrennende Zorn Gottes vnd dergleichen/<lb/>
da ruffen wir offt vn&#x017F;er <hi rendition="#aq">de profundis, P&#x017F;al.</hi> 30. da<lb/>
&#x017F;u&#x0364;chtet vns der Satan offt wie den Weitzen/ <hi rendition="#aq">Luc.</hi> 22.<lb/>
Eu&#x017F;&#x017F;erlich fehlets auch nicht an be&#x017F;chwer/ doch muß ei-<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">ner</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[23]/0023] Chriſtliche Leichpredigt. Was hilfft vns nun der Pracht! es iſt alles dahin ge- fahren wie ein Schatte/ dieſer Reyentrunck koͤmpt jm- mer an einen eher als an den andern/ es bleibt da bey des HErren. Chriſti enunciato, Joh. 20. Calicem meum bibetis, meinen Kelch ſolt jhr trincken. O wie ruͤmpft ſich offt Fleiſch vnd Blut dargegen/ wie la- mentiren wir bald mit Job. 30. mutatus es mihi Do- minein crudelem, HErr du biſt mir verwandlet wor- den in einen grawſamen. O wie ſagen wir da mit Antonio, ô Domine Jesu ubi eras, HErr Jeſu wo wareſt du/ wie verbargeſt du dich ſo lang/ da ich dein begehrte vnd bedorffte. O wie vngeleitig wil offt der alte Adam werden/ wenn es jhm nicht nach ſeinem Kopff gehet/ da darff er wol expoſtuliren. Judic. 6. iſt der HErr mit vns/ warumb iſt vns dis wiederfahren? Aber was wollen wir vns viel ſpreuſſen vnd widern/ ein jeder muß nur hie ſein panem doloris eſſen/ Gott macht jhm nichts newes vnd ſonderliches/ das wort Becher bedeutet hie nichts anders/ als Creutz vnd Elend/ Noth vnd Truͤbſal/ es iſt offt in dem Creutz- kelch ein zimlicher ſtarcker Wein eingeſchenckt/ das iſt/ wir empfinden offt zweirley leiden/ ein jnnerliches vnd euſſerliches. Jnnerlich wuͤttert ſich offt groſſe Seelen- noth vnd Gewiſſensqual/ da wil vns vnertraͤglich werden die Laſt der Suͤnden/ der Fluch des Geſetzes/ der Fewerbrennende Zorn Gottes vnd dergleichen/ da ruffen wir offt vnſer de profundis, Pſal. 30. da ſuͤchtet vns der Satan offt wie den Weitzen/ Luc. 22. Euſſerlich fehlets auch nicht an beſchwer/ doch muß ei- ner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/522379
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/522379/23
Zitationshilfe: Zimmermann, Matthias: Calix salutaris. Leipzig, 1624, S. [23]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522379/23>, abgerufen am 22.11.2024.