Scheffrich, Jakob: Terra viventium. Oels, 1636.Christlich EhrenZeugnüß. folgete auch das Weib inn der dritten Stunde nach jhresMannes todt. Vnd weil dieses ein rarum exemplum hat die Obrigkeit desselben Orts sie beyde lassen ehrlichen begraben auß dem gemeinen Fisco, da man mit allen Glocken geleuthet/ vnd ist ein sehr grosse menge Volcks mit zu Grabe gangen. Eben also hat vnser seelige Mit- schwester nur ein halbes Jahr vnd 1. Tag jhrem Herren nach gelebet: Vnd hat also GOtt jhr den Wuntsch ge- zweiget/ da Sie bald zu jhrem Herren zukommen geseufftzet nach dem Außspruch des Herren Christi/ Matth. 6.Matth. 6. . 21. Wo Ewer schatz/ da ist auch Ewer hertz. Es heist je lenger je lieber: je grösser die Eheliche liebe/ je grösser ist auch nachmaln das leidt/ wenn Eheleuthe die ein geraume zeit in Fried vnd Einigkeit bey einander gelebet/ durch den todt getrennet werden. Lehret vns doch solches vnter andern das Turteltäublein/ wenn es seinen Ehegatten verlohren/ so ists gantz betrübt/ setzet sich auff keinen grünen Baum/ Trinckt auch kein klar Wasser/ sondern trübt dasselbe vor ehe es trincket. Darnach wieder fähret auch vnser Fraw Superinten- das
Chriſtlich EhrenZeugnuͤß. folgete auch das Weib inn der dritten Stunde nach jhresMannes todt. Vnd weil dieſes ein rarum exemplum hat die Obrigkeit deſſelben Orts ſie beyde laſſen ehrlichen begraben auß dem gemeinen Fiſco, da man mit allen Glocken geleuthet/ vnd iſt ein ſehr groſſe menge Volcks mit zu Grabe gangen. Eben alſo hat vnſer ſeelige Mit- ſchweſter nur ein halbes Jahr vnd 1. Tag jhrem Herꝛen nach gelebet: Vnd hat alſo GOtt jhr den Wuntſch ge- zweiget/ da Sie bald zu jhrem Herꝛen zukom̃en geſeufftzet nach dem Außſpruch des Herren Chriſti/ Matth. 6.Matth. 6. ꝟ. 21. Wo Ewer ſchatz/ da iſt auch Ewer hertz. Es heiſt je lenger je lieber: je groͤſſer die Eheliche liebe/ je groͤſſer iſt auch nachmaln das leidt/ wenn Eheleuthe die ein geraume zeit in Fried vñ Einigkeit bey einander gelebet/ durch den todt getrennet werden. Lehret vns doch ſolches vnter andern das Turteltaͤublein/ wenn es ſeinen Ehegatten verlohꝛen/ ſo iſts gantz betruͤbt/ ſetzet ſich auff keinen gruͤnen Baum/ Trinckt auch kein klar Waſſer/ ſondern truͤbt daſſelbe vor ehe es trincket. Darnach wieder faͤhret auch vnſer Fraw Superinten- das
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Chriſtlich EhrenZeugnuͤß.
folgete auch das Weib inn der dritten Stunde nach jhres
Mannes todt. Vnd weil dieſes ein rarum exemplum
hat die Obrigkeit deſſelben Orts ſie beyde laſſen ehrlichen
begraben auß dem gemeinen Fiſco, da man mit allen
Glocken geleuthet/ vnd iſt ein ſehr groſſe menge Volcks
mit zu Grabe gangen. Eben alſo hat vnſer ſeelige Mit-
ſchweſter nur ein halbes Jahr vnd 1. Tag jhrem Herꝛen
nach gelebet: Vnd hat alſo GOtt jhr den Wuntſch ge-
zweiget/ da Sie bald zu jhrem Herꝛen zukom̃en geſeufftzet
nach dem Außſpruch des Herren Chriſti/ Matth. 6.
Wo Ewer ſchatz/ da iſt auch Ewer hertz. Es heiſt je lenger
je lieber: je groͤſſer die Eheliche liebe/ je groͤſſer iſt auch
nachmaln das leidt/ wenn Eheleuthe die ein geraume zeit
in Fried vñ Einigkeit bey einander gelebet/ durch den todt
getrennet werden. Lehret vns doch ſolches vnter andern
das Turteltaͤublein/ wenn es ſeinen Ehegatten verlohꝛen/
ſo iſts gantz betruͤbt/ ſetzet ſich auff keinen gruͤnen Baum/
Trinckt auch kein klar Waſſer/ ſondern truͤbt daſſelbe vor
ehe es trincket.
Matth. 6.
ꝟ. 21.
Darnach wieder faͤhret auch vnſer Fraw Superinten-
dentin dieſe Gluͤckſeligkeit/ das Sie neben jhren lieben
Herꝛen geleget vnd gleichſam̃ in ein Grab mit jhm kompt:
Welches auch wieder fahren der Wittwen Judith, von
welcher im Buͤchlein Judith am 16 Cap. geſaget wirdt:
Vnd Judith ſtarb zu Bethulia, vnd man begrub ſie bey
jhrem Mann Manaſſe. Gleich wie Sie im Leben bey-
einander friedlich gewohnet/ ſo ſein ſie auch jtzundt im tode
vngeſchieden/ vnd werden recht am baldt herzu nahenden
Juͤngſten tage mit der Seel vereiniget werden/ vnd inn
Ewigkeit GOttes Antlitz anſchawen. Dieſe Seeligkeit
goͤnnen wir jhr von Hertzen/ vnd wuͤntſchen alleſamb/
das
Judith. 16.
ꝟ. 28.
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