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Brombach, Nicolaus: Ein Christliche Leichpredig. Basel, 1610.

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Glaube/ Sanfftmut/ Keuschheit. So will auch derGal. 5. 22.
Herr/ daß wir heilige händ ohn zorn auffheben sollen.

Was wir aber auch in vnserem gebett von Gott bege-
ren sollen/ ist hiervon angezogen worden/ vnd vns deren
jnnhalt im H. Vatter vnser fürgeschrieben wirdt: nam-
lich Geistliche vnd Leibliche ding/ doch/ wie angezeigt/
mit einem vnderscheid.

Vnd dieses seye nun geredt von der Hauptlehr/
welche vnser Herr vnd Heiland Christus hie anzeuhet.
Nun wöllen wir auch die Vrsachen derselbigen/ deren
vier angezogen werden/ auff das aller kürtzest mit ein-
anderen bedencken.

Die erste/ so der Herr Christus hie fürbringet/ ist:
Dann ihr wissen nicht/ wann es zeit ist: vnd wie sie Lucas
vermeldet/ auff daß derselbe tag nicht schnel vber euchv. 33.
komme: dann wie ein fallstrick wirdt er kommen vber alleLuc. 21. v.
34. 35.

einwohner der gantzen erden. Vnd der H. Apostel Petrus
erkläret dieses durch ein feine gleichnuß/ da er sagt: Der
tag des Herren wirdt kommen alß ein dieb in der nacht/ an2. Pet. 3. 10.
welchem die Himmel zergehn werden mit grossem krachen.

Es soll aber wol in acht genommen werden/ wie dieses
zu verstehen sey/ daß gesagt wirdt: Die zeit des allgemei-
nen/ vnd auch eines jeden jnsonderheit jüngsten tags seye
vngewiß: Dann es könte ein gläubiges hertz gedencken:
Streitet dieses nit mit dem/ das man im Predigerbüch-
lin Salomonis lißt: Es hat alles sein gewisse vnd bestimm-Eccles. 3. v.
1. & seqq.

te zeit: vnd daß gesagt wirdt: Es seye nichts gewissers dann
der Tod/ nichts vngewissers aber/ dann die stund. Aber
wann wirs recht bedencken/ so ist hie nichts widerwertigs/
sittemal Christus hie auch redet von der zeit des letsten
tags/ vnd sagt/ dieselbige seye vns verborgen/ also daß
wir nicht wissen mögen/ wann vns der Herr auß dieser

C

Glaube/ Sanfftmut/ Keuſchheit. So will auch derGal. 5. 22.
Herꝛ/ daß wir heilige haͤnd ohn zorn auffheben ſollen.

Was wir aber auch in vnſerem gebett von Gott bege-
ren ſollen/ iſt hiervon angezogen worden/ vnd vns deren
jnnhalt im H. Vatter vnſer fuͤrgeſchrieben wirdt: nam-
lich Geiſtliche vnd Leibliche ding/ doch/ wie angezeigt/
mit einem vnderſcheid.

Vnd dieſes ſeye nun geredt von der Hauptlehꝛ/
welche vnſer Herꝛ vnd Heiland Chriſtus hie anzeuhet.
Nun woͤllen wir auch die Vrſachen derſelbigen/ deren
vier angezogen werden/ auff das aller kuͤrtzeſt mit ein-
anderen bedencken.

Die erſte/ ſo der Herꝛ Chriſtus hie fuͤrbringet/ iſt:
Dann ihr wiſſen nicht/ wañ es zeit iſt: vnd wie ſie Lucas
vermeldet/ auff daß derſelbe tag nicht ſchnel vber euchv. 33.
komme: dann wie ein fallſtrick wirdt er kommen vber alleLuc. 21. v.
34. 35.

einwohner der gantzen erdẽ. Vnd der H. Apoſtel Petrus
erklaͤret dieſes durch ein feine gleichnuß/ da er ſagt: Der
tag des Herꝛen wirdt kom̃en alß ein dieb in der nacht/ an2. Pet. 3. 10.
welchem die Him̃el zergehn werdẽ mit groſſem krachen.

Es ſoll aber wol in acht genommen werdẽ/ wie dieſes
zu verſtehen ſey/ daß geſagt wirdt: Die zeit des allgemei-
nen/ vnd auch eines jeden jnſonderheit juͤngſten tags ſeye
vngewiß: Dann es koͤnte ein glaͤubiges hertz gedencken:
Streitet dieſes nit mit dem/ das man im Predigerbuͤch-
lin Salomonis lißt: Es hat alles ſein gewiſſe vñ beſtim̃-Eccleſ. 3. v.
1. & ſeqq.

te zeit: vñ daß geſagt wirdt: Es ſeye nichts gewiſſers dañ
der Tod/ nichts vngewiſſers aber/ dann die ſtund. Aber
wañ wirs recht bedencken/ ſo iſt hie nichts widerwertigs/
ſittemal Chriſtus hie auch redet von der zeit des letſten
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wir nicht wiſſen moͤgen/ wann vns der Herꝛ auß dieſer

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[17/0017] Glaube/ Sanfftmut/ Keuſchheit. So will auch der Herꝛ/ daß wir heilige haͤnd ohn zorn auffheben ſollen. Gal. 5. 22. Was wir aber auch in vnſerem gebett von Gott bege- ren ſollen/ iſt hiervon angezogen worden/ vnd vns deren jnnhalt im H. Vatter vnſer fuͤrgeſchrieben wirdt: nam- lich Geiſtliche vnd Leibliche ding/ doch/ wie angezeigt/ mit einem vnderſcheid. Vnd dieſes ſeye nun geredt von der Hauptlehꝛ/ welche vnſer Herꝛ vnd Heiland Chriſtus hie anzeuhet. Nun woͤllen wir auch die Vrſachen derſelbigen/ deren vier angezogen werden/ auff das aller kuͤrtzeſt mit ein- anderen bedencken. Die erſte/ ſo der Herꝛ Chriſtus hie fuͤrbringet/ iſt: Dann ihr wiſſen nicht/ wañ es zeit iſt: vnd wie ſie Lucas vermeldet/ auff daß derſelbe tag nicht ſchnel vber euch komme: dann wie ein fallſtrick wirdt er kommen vber alle einwohner der gantzen erdẽ. Vnd der H. Apoſtel Petrus erklaͤret dieſes durch ein feine gleichnuß/ da er ſagt: Der tag des Herꝛen wirdt kom̃en alß ein dieb in der nacht/ an welchem die Him̃el zergehn werdẽ mit groſſem krachen. v. 33. Luc. 21. v. 34. 35. 2. Pet. 3. 10. Es ſoll aber wol in acht genommen werdẽ/ wie dieſes zu verſtehen ſey/ daß geſagt wirdt: Die zeit des allgemei- nen/ vnd auch eines jeden jnſonderheit juͤngſten tags ſeye vngewiß: Dann es koͤnte ein glaͤubiges hertz gedencken: Streitet dieſes nit mit dem/ das man im Predigerbuͤch- lin Salomonis lißt: Es hat alles ſein gewiſſe vñ beſtim̃- te zeit: vñ daß geſagt wirdt: Es ſeye nichts gewiſſers dañ der Tod/ nichts vngewiſſers aber/ dann die ſtund. Aber wañ wirs recht bedencken/ ſo iſt hie nichts widerwertigs/ ſittemal Chriſtus hie auch redet von der zeit des letſten tags/ vnd ſagt/ dieſelbige ſeye vns verborgen/ alſo daß wir nicht wiſſen moͤgen/ wann vns der Herꝛ auß dieſer Eccleſ. 3. v. 1. & ſeqq. C

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Zitationshilfe: Brombach, Nicolaus: Ein Christliche Leichpredig. Basel, 1610, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511318/17>, abgerufen am 29.03.2024.