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Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673.

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O ein finster Tag! Ein wolckichter Tag! Ein neblichter
Tag! Gehe ich in meinen Gedancken zurück und erinnere
mich deß verflossenen 30. Tages deß Weinmonats/ so war
derselbe in Warheit ein finster/ tunckel/ wolckicht und neb-
lichter Tag/ insonderheit nach Mittag zwischen 1. und 2.
Uhr/ wegen plötzlich auffziehender schwartzer verfinstern-
der Wolcken/ neblichter Schnee-Lufft/ und überauß heffti-
gen Sturmwind/ wordurch die Sonn gäntzlich in Finster-
nüß verwandelt ward/ darüber damalen dieser Gegend sich
iederman entsetzte. So ohne abgöttischen Beyfall omina
zu Zeiten nicht in Wind zuschlagen/ insonderheit bey höhe-
rer Personen Standes-Veränderung/ so sage ich/ daß die-
ser plötzlich entstandene Sturm in dieser Gegend und ge-
meldten Stunde ein Omen ach! ein trauriges Omen gewe-
sen/ daß die auß Erlauchtetem Fürsten Stamm auffgegan-
gene holdseligste Ehe-Sonne dieses herrlichen Hauses
Schwentnig in Finsternüß solle verwandelt werden: Jch
meyne die Hochgebohrne Frau/ Frau Johanna Elisabeth
gebohrne auß dem Piastaeischen Fürstenhauß zur Liegnitz/
deß Hoch- und Wolgebornen Herren/ Herren Czenko
Howora/
Herren von der Leipe/ Erbherren auff Schwent-
nig/ Pschiderwitz/ klein Kniegnitz/ Carlsdorff und Wein-
berg/ meines gnädigen Herren hochschätzbare Frau Ge-
mahlin. Auff diese stürmeten gleich in selbter Stunde/ die
allerhefftigsten Todeszüge/ diese überzogen die Kohlschwar-
tzen Wolcken der Sterbligkeit/ ihres lieblichen Lebens Son-
Amos 8.ne/ gieng am Mittage und hohen Tage unter/ ihr Ruhm
Jer. 15.und Freude hatte ein Ende in der besten Blüte deß Alters.
Das war diesem herrlichen Hause und hohen Blutsver-
wandten ein finsterer Trauer-Tag. Da klagte mit jäm-
merlichen heulen/ der Hochbetrübteste Herr/ O meine hold-

seligste

O ein finſter Tag! Ein wolckichter Tag! Ein neblichter
Tag! Gehe ich in meinen Gedancken zuruͤck und erinnere
mich deß verfloſſenen 30. Tages deß Weinmonats/ ſo war
derſelbe in Warheit ein finſter/ tunckel/ wolckicht und neb-
lichter Tag/ inſonderheit nach Mittag zwiſchen 1. und 2.
Uhr/ wegen ploͤtzlich auffziehender ſchwartzer verfinſtern-
der Wolcken/ neblichter Schnee-Lufft/ und uͤberauß heffti-
gen Sturmwind/ wordurch die Sonn gaͤntzlich in Finſter-
nuͤß verwandelt ward/ daruͤber damalen dieſer Gegend ſich
iederman entſetzte. So ohne abgoͤttiſchen Beyfall omina
zu Zeiten nicht in Wind zuſchlagen/ inſonderheit bey hoͤhe-
rer Perſonen Standes-Veraͤnderung/ ſo ſage ich/ daß die-
ſer ploͤtzlich entſtandene Sturm in dieſer Gegend und ge-
meldten Stunde ein Omen ach! ein trauriges Omen gewe-
ſen/ daß die auß Erlauchtetem Fuͤrſten Stamm auffgegan-
gene holdſeligſte Ehe-Sonne dieſes herrlichen Hauſes
Schwentnig in Finſternuͤß ſolle verwandelt werden: Jch
meyne die Hochgebohrne Frau/ Frau Johanna Eliſabeth
gebohrne auß dem Piaſtæiſchen Fuͤrſtenhauß zur Liegnitz/
deß Hoch- und Wolgebornen Herren/ Herren Czenko
Howora/
Herren von der Leipe/ Erbherꝛen auff Schwent-
nig/ Pſchiderwitz/ klein Kniegnitz/ Carlsdorff und Wein-
berg/ meines gnaͤdigen Herren hochſchaͤtzbare Frau Ge-
mahlin. Auff dieſe ſtuͤrmeten gleich in ſelbter Stunde/ die
allerhefftigſten Todeszuͤge/ dieſe uͤberzogen die Kohlſchwaꝛ-
tzen Wolcken der Sterbligkeit/ ihres lieblichen Lebens Son-
Amos 8.ne/ gieng am Mittage und hohen Tage unter/ ihr Ruhm
Jer. 15.und Freude hatte ein Ende in der beſten Bluͤte deß Alters.
Das war dieſem herrlichen Hauſe und hohen Blutsver-
wandten ein finſterer Trauer-Tag. Da klagte mit jaͤm-
merlichen heulen/ der Hochbetruͤbteſte Herr/ O meine hold-

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Zitationshilfe: Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511301/4>, abgerufen am 29.03.2024.