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Hoepner, Johann: Leichpredigt/ Vber das Trostsprüchlein aus dem 73. Psalm. Leipzig, 1636.

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Christliche Leichpredigt.
wohnung Gottes zugewarten haben/ ist ein
bestendiger Trost in der letzten Todesstunde/
davon zeuget Assaph also: Wenn mir gleich
Leib vnnd Seele verschmacht/ so bistu doch
Gott allezeit meines Hertzens Trost. Diese
Wolthat ist nicht hoch gnug zupreisen. Denn
vmb der Sünde willen müssen wir alle ster-
ben/ es kömpt die Reye auch an vns/ ehe wirs
meynen/ daß Leib vnd Seele vns verschmach-
ten. Das ist/ das natürliche Lebensband
zwischen dem Leibe vnd der Seele wird zuris-
sen/ das gehet ohne empfindung einer grosser
Hertzens Angst/ vnnd sonderlicher Schmer-
tzen nicht abe/ weil der Todt wider die Natur
ist/ vnd die Seele nicht gerne aus dem Neste
jhres Leibes fehret/ ob sie gleich ein geistli-
ches Geschöpff vnd daher vntödtlich ist/ so ist
sie doch betrübet vmb solches scheidens willen.
Gleich wie zwey gute Freunde mit betrübten
Gemüth vnnd nassen Augen von einander
scheiden: Also erhebt sich auch Jammer vnd
Noth/ wenn vns Leib vnd Seel verschmachten
wil: Da kan niemand helffen als der Gott
vnsers Lebens/ der nimpt vns auff/ wie

David
B iij

Chriſtliche Leichpredigt.
wohnung Gottes zugewarten haben/ iſt ein
beſtendiger Troſt in der letzten Todesſtunde/
davon zeuget Aſſaph alſo: Wenn mir gleich
Leib vnnd Seele verſchmacht/ ſo biſtu doch
Gott allezeit meines Hertzens Troſt. Dieſe
Wolthat iſt nicht hoch gnug zupreiſen. Denn
vmb der Suͤnde willen muͤſſen wir alle ſter-
ben/ es koͤmpt die Reye auch an vns/ ehe wirs
meynen/ daß Leib vnd Seele vns verſchmach-
ten. Das iſt/ das natuͤrliche Lebensband
zwiſchen dem Leibe vnd der Seele wird zuriſ-
ſen/ das gehet ohne empfindung einer groſſer
Hertzens Angſt/ vnnd ſonderlicher Schmer-
tzen nicht abe/ weil der Todt wider die Natur
iſt/ vnd die Seele nicht gerne aus dem Neſte
jhres Leibes fehret/ ob ſie gleich ein geiſtli-
ches Geſchoͤpff vnd daher vntoͤdtlich iſt/ ſo iſt
ſie doch betꝛuͤbet vmb ſolches ſcheidens willen.
Gleich wie zwey gute Freunde mit betruͤbten
Gemuͤth vnnd naſſen Augen von einander
ſcheiden: Alſo erhebt ſich auch Jammer vnd
Noth/ weñ vns Leib vnd Seel verſchmachten
wil: Da kan niemand helffen als der Gott
vnſers Lebens/ der nimpt vns auff/ wie

David
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[[13]/0013] Chriſtliche Leichpredigt. wohnung Gottes zugewarten haben/ iſt ein beſtendiger Troſt in der letzten Todesſtunde/ davon zeuget Aſſaph alſo: Wenn mir gleich Leib vnnd Seele verſchmacht/ ſo biſtu doch Gott allezeit meines Hertzens Troſt. Dieſe Wolthat iſt nicht hoch gnug zupreiſen. Denn vmb der Suͤnde willen muͤſſen wir alle ſter- ben/ es koͤmpt die Reye auch an vns/ ehe wirs meynen/ daß Leib vnd Seele vns verſchmach- ten. Das iſt/ das natuͤrliche Lebensband zwiſchen dem Leibe vnd der Seele wird zuriſ- ſen/ das gehet ohne empfindung einer groſſer Hertzens Angſt/ vnnd ſonderlicher Schmer- tzen nicht abe/ weil der Todt wider die Natur iſt/ vnd die Seele nicht gerne aus dem Neſte jhres Leibes fehret/ ob ſie gleich ein geiſtli- ches Geſchoͤpff vnd daher vntoͤdtlich iſt/ ſo iſt ſie doch betꝛuͤbet vmb ſolches ſcheidens willen. Gleich wie zwey gute Freunde mit betruͤbten Gemuͤth vnnd naſſen Augen von einander ſcheiden: Alſo erhebt ſich auch Jammer vnd Noth/ weñ vns Leib vnd Seel verſchmachten wil: Da kan niemand helffen als der Gott vnſers Lebens/ der nimpt vns auff/ wie David B iij

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Zitationshilfe: Hoepner, Johann: Leichpredigt/ Vber das Trostsprüchlein aus dem 73. Psalm. Leipzig, 1636, S. [13]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510795/13>, abgerufen am 27.04.2024.