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Hoepner, Johann : Leichpredigt/ Vber das Trostsprüchlein. Leipzig, 1631.

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Christliche Leichpredigt.
auch darumb von Gott gegeben ist/ auff daß wir
durch Gedult vnd Trost der Schrifft Hoff-

Rom. 15.nung haben/ wie S. Paulus schreibet zun Rö-
mern am 15. Cap. Aus diesen Heilbrunnen kön-
nen sich vnsere gnadendurstige Seelen erquicken
vnd laben/ darumb sollen wir auch nachfolgen den
schnellen Hirschen/ vnd stracks zu solchem Labsal
vnd Erquickung eilen/ auff daß wir newe Krafft
erlangen/ vnd durch den Glauben die Welt vnd
den Fürsten der Welt vberwinden können.

Zum 3. spricht David in diesem Gleichnis:
Ein Hirsch schreye nach frischem Wasser:
das thut eine gleubige Seele auch. Sie schreyet
zu Gott/ vnd das ist auch das dritte Stück/ da-
durch wir vns zu Gott vnd seinem Reich bereiten
sollen/ nemlich das liebe Gebet. Denn was ist das
Gebet anders/ als ein Colloquium vnd Gespräch
mit Gott? Ja wenn wir in grossen Nöthen seyn/
vnd für Angst vnd Schrecken nicht viel wort ma-
chen können/ sondern nur seufftzen vnd stönen/ So
heisset es Gott selbst ein Geschrey: wie er zu Mosi
Exod. 14.sagte/ Exod. 14. Was schreyestu zu mir? da er
doch nur im Hertzen seufftzete/ weil er vnd das
Volck Israel weder aus noch ein wuste. Das
Gebet des Gerechten vermag viel/ wenn es
ernstlich ist/
spricht Jacobus in seiner Epistel am
Jacob. 5.5. Cap. Denn Gott ist nahe allen/ die jhn an-

ruffen/

Chriſtliche Leichpredigt.
auch darumb von Gott gegeben iſt/ auff daß wir
durch Gedult vnd Troſt der Schrifft Hoff-

Rom. 15.nung haben/ wie S. Paulus ſchreibet zun Roͤ-
mern am 15. Cap. Aus dieſen Heilbrunnen koͤn-
nen ſich vnſere gnadendurſtige Seelen erquicken
vnd laben/ darumb ſollen wir auch nachfolgen den
ſchnellen Hirſchen/ vnd ſtracks zu ſolchem Labſal
vnd Erquickung eilen/ auff daß wir newe Krafft
erlangen/ vnd durch den Glauben die Welt vnd
den Fuͤrſten der Welt vberwinden koͤnnen.

Zum 3. ſpricht David in dieſem Gleichnis:
Ein Hirſch ſchreye nach friſchem Waſſer:
das thut eine gleubige Seele auch. Sie ſchreyet
zu Gott/ vnd das iſt auch das dritte Stuͤck/ da-
durch wir vns zu Gott vnd ſeinem Reich bereiten
ſollen/ nemlich das liebe Gebet. Denn was iſt das
Gebet anders/ als ein Colloquium vnd Geſpraͤch
mit Gott? Ja wenn wir in groſſen Noͤthen ſeyn/
vnd fuͤr Angſt vnd Schrecken nicht viel wort ma-
chen koͤnnen/ ſondern nur ſeufftzen vnd ſtoͤnen/ So
heiſſet es Gott ſelbſt ein Geſchrey: wie er zu Moſi
Exod. 14.ſagte/ Exod. 14. Was ſchreyeſtu zu mir? da er
doch nur im Hertzen ſeufftzete/ weil er vnd das
Volck Iſrael weder aus noch ein wuſte. Das
Gebet des Gerechten vermag viel/ wenn es
ernſtlich iſt/
ſpricht Jacobus in ſeiner Epiſtel am
Jacob. 5.5. Cap. Denn Gott iſt nahe allen/ die jhn an-

ruffen/
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[[10]/0010] Chriſtliche Leichpredigt. auch darumb von Gott gegeben iſt/ auff daß wir durch Gedult vnd Troſt der Schrifft Hoff- nung haben/ wie S. Paulus ſchreibet zun Roͤ- mern am 15. Cap. Aus dieſen Heilbrunnen koͤn- nen ſich vnſere gnadendurſtige Seelen erquicken vnd laben/ darumb ſollen wir auch nachfolgen den ſchnellen Hirſchen/ vnd ſtracks zu ſolchem Labſal vnd Erquickung eilen/ auff daß wir newe Krafft erlangen/ vnd durch den Glauben die Welt vnd den Fuͤrſten der Welt vberwinden koͤnnen. Rom. 15. Zum 3. ſpricht David in dieſem Gleichnis: Ein Hirſch ſchreye nach friſchem Waſſer: das thut eine gleubige Seele auch. Sie ſchreyet zu Gott/ vnd das iſt auch das dritte Stuͤck/ da- durch wir vns zu Gott vnd ſeinem Reich bereiten ſollen/ nemlich das liebe Gebet. Denn was iſt das Gebet anders/ als ein Colloquium vnd Geſpraͤch mit Gott? Ja wenn wir in groſſen Noͤthen ſeyn/ vnd fuͤr Angſt vnd Schrecken nicht viel wort ma- chen koͤnnen/ ſondern nur ſeufftzen vnd ſtoͤnen/ So heiſſet es Gott ſelbſt ein Geſchrey: wie er zu Moſi ſagte/ Exod. 14. Was ſchreyeſtu zu mir? da er doch nur im Hertzen ſeufftzete/ weil er vnd das Volck Iſrael weder aus noch ein wuſte. Das Gebet des Gerechten vermag viel/ wenn es ernſtlich iſt/ ſpricht Jacobus in ſeiner Epiſtel am 5. Cap. Denn Gott iſt nahe allen/ die jhn an- ruffen/ Exod. 14. Jacob. 5.

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Zitationshilfe: Hoepner, Johann : Leichpredigt/ Vber das Trostsprüchlein. Leipzig, 1631, S. [10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510778/10>, abgerufen am 29.03.2024.