Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Samuel: Die nach den Rettungs-Bergen erhabenen Augen. Görlitz, [1696].

Bild:
<< vorherige Seite

Lebens-Lauff.
Jedoch die Perlen werden von ihrem Schmutz durch
des Feuers Hitze/ wenn sie in den Teig gestossen wer-
den; oder durch Tauben/ wenn sie von denselben ver-
schlucket werden/ gereiniget. Die Wohl-selige rei-
nigte sich von Jhren Schwachheiten/ denen Sie unter-
worffen zu seyn/ gerne zugestund/ durch wahre Busse:
nach derer Bezeugung Jhr zum öfftern durch das
Ampt des Heiligen Geistes/ der sich in Tauben-Ge-
stalt geoffenbaret hat/ Vergebung der Sünden erthei-
let worden: dessen Sie sich mit würdiger Genüssung
des heiligen Abendmahles fester versichern ließ. Hir-
zu kam die Hitze des Creutzes/ welche ebenfalls unsere
Sünden-Schlacken verzehren hilfft: wie bekant ist/
daß auch selber das Gold durchs Feuer nicht nur am
sichersten geprüfet/ sondern auch aufs sauberste gerei-
niget werde.

Die Perlen haben ihren gewissen periodum: und
pflegen/ wann man sie lange genung gebraucht/ endlich
den Glantz zu verliehren; und/ wie man zu reden pfle-
get/ abzusterben. So hat der Mensch seine bestimmte Zeit:
und da die Wohl-selige Frau Knorrin anhub
zu leben/ fieng Sie auch bereits an zu sterben. Sie ist
von Jugend auf eine valetudinaria, und schwacher Con-
stitution
gewesen. Absonderlich hat sich ein von den

Blat-

Lebens-Lauff.
Jedoch die Perlen werden von ihrem Schmutz durch
des Feuers Hitze/ wenn ſie in den Teig geſtoſſen wer-
den; oder durch Tauben/ wenn ſie von denſelben ver-
ſchlucket werden/ gereiniget. Die Wohl-ſelige rei-
nigte ſich von Jhren Schwachheiten/ denen Sie unter-
worffen zu ſeyn/ gerne zugeſtund/ durch wahre Buſſe:
nach derer Bezeugung Jhr zum oͤfftern durch das
Ampt des Heiligen Geiſtes/ der ſich in Tauben-Ge-
ſtalt geoffenbaret hat/ Vergebung der Suͤnden erthei-
let worden: deſſen Sie ſich mit wuͤrdiger Genuͤſſung
des heiligen Abendmahles feſter verſichern ließ. Hir-
zu kam die Hitze des Creutzes/ welche ebenfalls unſere
Suͤnden-Schlacken verzehren hilfft: wie bekant iſt/
daß auch ſelber das Gold durchs Feuer nicht nur am
ſicherſten gepruͤfet/ ſondern auch aufs ſauberſte gerei-
niget werde.

Die Perlen haben ihren gewiſſen periodum: und
pflegen/ wann man ſie lange genung gebraucht/ endlich
den Glantz zu verliehren; und/ wie man zu reden pfle-
get/ abzuſterben. So hat der Menſch ſeine beſtim̃te Zeit:
und da die Wohl-ſelige Frau Knorrin anhub
zu leben/ fieng Sie auch bereits an zu ſterben. Sie iſt
von Jugend auf eine valetudinaria, und ſchwacher Con-
ſtitution
geweſen. Abſonderlich hat ſich ein von den

Blat-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <p><pb facs="#f0098" n="98"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Lebens-Lauff.</hi></fw><lb/>
Jedoch die Perlen werden von ihrem Schmutz durch<lb/>
des Feuers Hitze/ wenn &#x017F;ie in den Teig ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den; oder durch Tauben/ wenn &#x017F;ie von den&#x017F;elben ver-<lb/>
&#x017F;chlucket werden/ gereiniget. <hi rendition="#fr">Die Wohl-&#x017F;elige</hi> rei-<lb/>
nigte &#x017F;ich von Jhren Schwachheiten/ denen Sie unter-<lb/>
worffen zu &#x017F;eyn/ gerne zuge&#x017F;tund/ durch wahre Bu&#x017F;&#x017F;e:<lb/>
nach derer Bezeugung Jhr zum o&#x0364;fftern durch das<lb/>
Ampt des Heiligen Gei&#x017F;tes/ der &#x017F;ich in Tauben-Ge-<lb/>
&#x017F;talt geoffenbaret hat/ Vergebung der Su&#x0364;nden erthei-<lb/>
let worden: de&#x017F;&#x017F;en Sie &#x017F;ich mit wu&#x0364;rdiger Genu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
des heiligen Abendmahles fe&#x017F;ter ver&#x017F;ichern ließ. Hir-<lb/>
zu kam die Hitze des Creutzes/ welche ebenfalls un&#x017F;ere<lb/>
Su&#x0364;nden-Schlacken verzehren hilfft: wie bekant i&#x017F;t/<lb/>
daß auch &#x017F;elber das Gold durchs Feuer nicht nur am<lb/>
&#x017F;icher&#x017F;ten gepru&#x0364;fet/ &#x017F;ondern auch aufs &#x017F;auber&#x017F;te gerei-<lb/>
niget werde.</p><lb/>
          <p>Die Perlen haben ihren gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">periodum:</hi> und<lb/>
pflegen/ wann man &#x017F;ie lange genung gebraucht/ endlich<lb/>
den Glantz zu verliehren; und/ wie man zu reden pfle-<lb/>
get/ abzu&#x017F;terben. So hat der Men&#x017F;ch &#x017F;eine be&#x017F;tim&#x0303;te Zeit:<lb/>
und da <hi rendition="#fr">die Wohl-&#x017F;elige Frau Knorrin</hi> anhub<lb/>
zu leben/ fieng Sie auch bereits an zu &#x017F;terben. Sie i&#x017F;t<lb/>
von Jugend auf eine <hi rendition="#aq">valetudinaria,</hi> und &#x017F;chwacher <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
&#x017F;titution</hi> gewe&#x017F;en. Ab&#x017F;onderlich hat &#x017F;ich ein von den<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Blat-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0098] Lebens-Lauff. Jedoch die Perlen werden von ihrem Schmutz durch des Feuers Hitze/ wenn ſie in den Teig geſtoſſen wer- den; oder durch Tauben/ wenn ſie von denſelben ver- ſchlucket werden/ gereiniget. Die Wohl-ſelige rei- nigte ſich von Jhren Schwachheiten/ denen Sie unter- worffen zu ſeyn/ gerne zugeſtund/ durch wahre Buſſe: nach derer Bezeugung Jhr zum oͤfftern durch das Ampt des Heiligen Geiſtes/ der ſich in Tauben-Ge- ſtalt geoffenbaret hat/ Vergebung der Suͤnden erthei- let worden: deſſen Sie ſich mit wuͤrdiger Genuͤſſung des heiligen Abendmahles feſter verſichern ließ. Hir- zu kam die Hitze des Creutzes/ welche ebenfalls unſere Suͤnden-Schlacken verzehren hilfft: wie bekant iſt/ daß auch ſelber das Gold durchs Feuer nicht nur am ſicherſten gepruͤfet/ ſondern auch aufs ſauberſte gerei- niget werde. Die Perlen haben ihren gewiſſen periodum: und pflegen/ wann man ſie lange genung gebraucht/ endlich den Glantz zu verliehren; und/ wie man zu reden pfle- get/ abzuſterben. So hat der Menſch ſeine beſtim̃te Zeit: und da die Wohl-ſelige Frau Knorrin anhub zu leben/ fieng Sie auch bereits an zu ſterben. Sie iſt von Jugend auf eine valetudinaria, und ſchwacher Con- ſtitution geweſen. Abſonderlich hat ſich ein von den Blat-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/509978
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/509978/98
Zitationshilfe: Lange, Samuel: Die nach den Rettungs-Bergen erhabenen Augen. Görlitz, [1696], S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509978/98>, abgerufen am 05.05.2024.