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Lange, Samuel: Die nach den Rettungs-Bergen erhabenen Augen. Görlitz, [1696].

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Die nach den Rettungs-Bergen
(hebt seine Seuffzer in die Höhe) biß daß er erret-
tet werde/ und zu dem komme: welcher über
allen Tieffen sitzet/ über Eherubim/ und allem/
was Er hat geschaffen/ nicht nur leiblich-son-
dern auch geistlichen; biß zu dem die Seele
komme/ biß von ihm befreyet werde sein selbst-
eigen Bilde/ das der Mensch ist/ und in dieser
Tieffe/ von den steten Wellen/ hefftig mitge-
nommen wird:
schreibet S. Augustinus, über Psal.
129. Jn solcher merckte sich gewiß der fromme König;
daher S. Theodoretus seine Worte nicht vergebens so
umbschreibet: Jch/ von vielen und vielfältigen
Calamitäten (gantz) umbzingelt/ warff meine
Augen allenthalben hin und umbher/ einige
Hülffe zu erlangen verlangende. Aber ich
weiß/ daß ich keine menschliche Hülffe kan er-
halten. Drumb ist mir die Göttliche Wohl-
wollenheit gnug.

Profundum enim nobis est vita ista mortalis. Qvisqvis
se in profundo intellexerit: clamat, gemit, suspirat: do-
nec de profundo eruatur: & veniat ad eum: qvi super
omnes abyssos sedet, super Cherubim, super omnia,

qvae

Die nach den Rettungs-Bergen
(hebt ſeine Seuffzer in die Hoͤhe) biß daß er erret-
tet werde/ und zu dem komme: welcher uͤber
allen Tieffen ſitzet/ uͤber Eherubim/ und allem/
was Er hat geſchaffen/ nicht nur leiblich-ſon-
dern auch geiſtlichen; biß zu dem die Seele
komme/ biß von ihm befreyet werde ſein ſelbſt-
eigen Bilde/ das der Menſch iſt/ und in dieſer
Tieffe/ von den ſteten Wellen/ hefftig mitge-
nommen wird:
ſchreibet S. Auguſtinus, uͤber Pſal.
129. Jn ſolcher merckte ſich gewiß der fromme Koͤnig;
daher S. Theodoretus ſeine Worte nicht vergebens ſo
umbſchreibet: Jch/ von vielen und vielfaͤltigen
Calamitaͤten (gantz) umbzingelt/ warff meine
Augen allenthalben hin und umbher/ einige
Huͤlffe zu erlangen verlangende. Aber ich
weiß/ daß ich keine menſchliche Huͤlffe kan er-
halten. Drumb iſt mir die Goͤttliche Wohl-
wollenheit gnug.

Profundum enim nobis eſt vita iſta mortalis. Qvisqvis
ſe in profundo intellexerit: clamat, gemit, ſuſpirat: do-
nec de profundo eruatur: & veniat ad eum: qvi ſuper
omnes abyſſos ſedet, ſuper Cherubim, ſuper omnia,

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[22/0022] Die nach den Rettungs-Bergen (hebt ſeine Seuffzer in die Hoͤhe) biß daß er erret- tet werde/ und zu dem komme: welcher uͤber allen Tieffen ſitzet/ uͤber Eherubim/ und allem/ was Er hat geſchaffen/ nicht nur leiblich-ſon- dern auch geiſtlichen; biß zu dem die Seele komme/ biß von ihm befreyet werde ſein ſelbſt- eigen Bilde/ das der Menſch iſt/ und in dieſer Tieffe/ von den ſteten Wellen/ hefftig mitge- nommen wird: ſchreibet S. Auguſtinus, uͤber Pſal. 129. Jn ſolcher merckte ſich gewiß der fromme Koͤnig; daher S. Theodoretus ſeine Worte nicht vergebens ſo umbſchreibet: Jch/ von vielen und vielfaͤltigen Calamitaͤten (gantz) umbzingelt/ warff meine Augen allenthalben hin und umbher/ einige Huͤlffe zu erlangen verlangende. Aber ich weiß/ daß ich keine menſchliche Huͤlffe kan er- halten. Drumb iſt mir die Goͤttliche Wohl- wollenheit gnug. Profundum enim nobis eſt vita iſta mortalis. Qvisqvis ſe in profundo intellexerit: clamat, gemit, ſuſpirat: do- nec de profundo eruatur: & veniat ad eum: qvi ſuper omnes abyſſos ſedet, ſuper Cherubim, ſuper omnia, qvæ

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Zitationshilfe: Lange, Samuel: Die nach den Rettungs-Bergen erhabenen Augen. Görlitz, [1696], S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509978/22>, abgerufen am 24.04.2024.