Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Martin: Leichpredigt/ Vber dem Begräbnüß/ deß Ehrwirdigen vnd Wolgelahrten Herrn IOANNIS HENTZNERI. Frankfurt (Oder), 1604.

Bild:
<< vorherige Seite

Leibe verschlossen waren Lucae 1. Nach Aufferstehung der To-
den werden wir vollkommen deß heiligen Geistes seyn. Folget
darauß/ das wir auch einander mit Frewden sehen vnnd kennen
werden.

6. Probatur ab exemplis: Der reiche Mann erkandte
Lazarum in der schoß Abrahae, vnd hinwider Lazarus den
reichen Mann. Der reiche Mann vnd Abraham redeten mit
einander: Vnd wie die Gottlosen verdampten Jüden CHRi-
stum sehen werden/ in welchen sie gestochen. Also/ weil nun ein
ander Leben nach diesem Leben folgen wird. Folget das die Gleu-
bigen CHristum vnd alle Außerwehlten GOttes mit Namen
nennen/ dieselben/ sehen/ hören/ vnd mit jhnen reden werden.

7. Expressa sacra Scriptura: Ioannes saget in seiner
ersten Epistel am 3. Cap. Das wir an jenem Tage Gott gleich
seyn werden/ jhn sehen/ wie er ist/ vns werde nichts mangeln/
sondern wir werden ein vollkommen Erkentnüß aller dinge ha-
ben/ vnd nichts werde vns verborgen vnd vnkentlich seyn; denn
wir werden deß heiligen Geistes/ der alles kennet vnd dem nichts
verborgen/ voll seyn. Folget hierauß/ das nicht allein die/ so
wir vorhin gesehen/ sondern auch andere/ die wir vorhin niemals
gesehen/ vns kentlich seyn werden. Hieher gehöret vorlesener
Text Sapientiae 5. Als denn wird der Gerechte stehen/ &c.
wie oben verlesen: Freylich sind jhrer viel/ welche diese vnsers
Predigers trewe Arbeit in seinem Kirchendienst vor vnnütz ge-
achtet vnd verworffen haben. Ja freylich sind jhrer viel in die-
ser Gemeine/ welche mit Blindheit geschlagen/ jhnen scheinet
nicht/ vmb jhrer verachtung vnd verstockung willen/ das Liecht
der Gerechtigkeit vnser lieber Herr CHristus/ ja die Mor-
genröte deß heiligen Evangelij: Sie wollen jnen die liebe Son-
ne nicht scheinen lassen; noch bey diesem hellen Liecht deß heili-
gen Evangelij sich zu GOtt bekehren vmb deß zeitlichen willen:

Darumb

Leibe verſchloſſen waren Lucæ 1. Nach Aufferſtehung der To-
den werden wir vollkommen deß heiligen Geiſtes ſeyn. Folget
darauß/ das wir auch einander mit Frewden ſehen vnnd kennen
werden.

6. Probatur ab exemplis: Der reiche Mann erkandte
Lazarum in der ſchoß Abrahæ, vnd hinwider Lazarus den
reichen Mann. Der reiche Mann vnd Abraham redeten mit
einander: Vnd wie die Gottloſen verdampten Juͤden CHRi-
ſtum ſehen werden/ in welchen ſie geſtochen. Alſo/ weil nun ein
ander Leben nach dieſem Leben folgen wird. Folget das die Gleu-
bigen CHriſtum vnd alle Außerwehlten GOttes mit Namen
nennen/ dieſelben/ ſehen/ hoͤren/ vnd mit jhnen reden werden.

7. Expreſsâ ſacrâ Scripturâ: Ioannes ſaget in ſeiner
erſten Epiſtel am 3. Cap. Das wir an jenem Tage Gott gleich
ſeyn werden/ jhn ſehen/ wie er iſt/ vns werde nichts mangeln/
ſondern wir werden ein vollkommen Erkentnuͤß aller dinge ha-
ben/ vnd nichts werde vns verborgen vnd vnkentlich ſeyn; denn
wir werden deß heiligen Geiſtes/ der alles kennet vnd dem nichts
verborgen/ voll ſeyn. Folget hierauß/ das nicht allein die/ ſo
wir vorhin geſehen/ ſondern auch andere/ die wir vorhin niemals
geſehen/ vns kentlich ſeyn werden. Hieher gehoͤret vorleſener
Text Sapientiæ 5. Als denn wird der Gerechte ſtehen/ &c.
wie oben verleſen: Freylich ſind jhrer viel/ welche dieſe vnſers
Predigers trewe Arbeit in ſeinem Kirchendienſt vor vnnuͤtz ge-
achtet vnd verworffen haben. Ja freylich ſind jhrer viel in die-
ſer Gemeine/ welche mit Blindheit geſchlagen/ jhnen ſcheinet
nicht/ vmb jhrer verachtung vnd verſtockung willen/ das Liecht
der Gerechtigkeit vnſer lieber Herr CHriſtus/ ja die Mor-
genroͤte deß heiligen Evangelij: Sie wollen jnen die liebe Son-
ne nicht ſcheinen laſſen; noch bey dieſem hellen Liecht deß heili-
gen Evangelij ſich zu GOtt bekehren vmb deß zeitlichen willen:

Darumb
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsExordium" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0016"/>
Leibe ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en waren <hi rendition="#aq">Lucæ</hi> 1. Nach Auffer&#x017F;tehung der To-<lb/>
den werden wir vollkommen deß heiligen Gei&#x017F;tes &#x017F;eyn. Folget<lb/>
darauß/ das wir auch einander mit Frewden &#x017F;ehen vnnd kennen<lb/>
werden.</p><lb/>
            <p>6. <hi rendition="#aq">Probatur ab exemplis:</hi> Der reiche Mann erkandte<lb/><hi rendition="#aq">Lazarum</hi> in der &#x017F;choß <hi rendition="#aq">Abrahæ,</hi> vnd hinwider <hi rendition="#aq">Lazarus</hi> den<lb/>
reichen Mann. Der reiche Mann vnd <hi rendition="#aq">Abraham</hi> redeten mit<lb/>
einander: Vnd wie die Gottlo&#x017F;en verdampten Ju&#x0364;den CHRi-<lb/>
&#x017F;tum &#x017F;ehen werden/ in welchen &#x017F;ie ge&#x017F;tochen. Al&#x017F;o/ weil nun ein<lb/>
ander Leben nach die&#x017F;em Leben folgen wird. Folget das die Gleu-<lb/>
bigen CHri&#x017F;tum vnd alle Außerwehlten GOttes mit Namen<lb/>
nennen/ die&#x017F;elben/ &#x017F;ehen/ ho&#x0364;ren/ vnd mit jhnen reden werden.</p><lb/>
            <p>7. <hi rendition="#aq">Expre&#x017F;&#x017F;acrâ Scripturâ: Ioannes</hi> &#x017F;aget in &#x017F;einer<lb/>
er&#x017F;ten Epi&#x017F;tel am 3. Cap. Das wir an jenem Tage Gott gleich<lb/>
&#x017F;eyn werden/ jhn &#x017F;ehen/ wie er i&#x017F;t/ vns werde nichts mangeln/<lb/>
&#x017F;ondern wir werden ein vollkommen Erkentnu&#x0364;ß aller dinge ha-<lb/>
ben/ vnd nichts werde vns verborgen vnd vnkentlich &#x017F;eyn; denn<lb/>
wir werden deß heiligen Gei&#x017F;tes/ der alles kennet vnd dem nichts<lb/>
verborgen/ voll &#x017F;eyn. Folget hierauß/ das nicht allein die/ &#x017F;o<lb/>
wir vorhin ge&#x017F;ehen/ &#x017F;ondern auch andere/ die wir vorhin niemals<lb/>
ge&#x017F;ehen/ vns kentlich &#x017F;eyn werden. Hieher geho&#x0364;ret vorle&#x017F;ener<lb/>
Text <hi rendition="#aq">Sapientiæ</hi> 5. Als denn wird der Gerechte &#x017F;tehen/ <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi><lb/>
wie oben verle&#x017F;en: Freylich &#x017F;ind jhrer viel/ welche die&#x017F;e vn&#x017F;ers<lb/>
Predigers trewe Arbeit in &#x017F;einem Kirchendien&#x017F;t vor vnnu&#x0364;tz ge-<lb/>
achtet vnd verworffen haben. Ja freylich &#x017F;ind jhrer viel in die-<lb/>
&#x017F;er Gemeine/ welche mit Blindheit ge&#x017F;chlagen/ jhnen &#x017F;cheinet<lb/>
nicht/ vmb jhrer verachtung vnd ver&#x017F;tockung willen/ das Liecht<lb/>
der Gerechtigkeit vn&#x017F;er lieber <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi> CHri&#x017F;tus/ ja die Mor-<lb/>
genro&#x0364;te deß heiligen Evangelij: Sie wollen jnen die liebe Son-<lb/>
ne nicht &#x017F;cheinen la&#x017F;&#x017F;en; noch bey die&#x017F;em hellen Liecht deß heili-<lb/>
gen Evangelij &#x017F;ich zu GOtt bekehren vmb deß zeitlichen willen:<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Darumb</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0016] Leibe verſchloſſen waren Lucæ 1. Nach Aufferſtehung der To- den werden wir vollkommen deß heiligen Geiſtes ſeyn. Folget darauß/ das wir auch einander mit Frewden ſehen vnnd kennen werden. 6. Probatur ab exemplis: Der reiche Mann erkandte Lazarum in der ſchoß Abrahæ, vnd hinwider Lazarus den reichen Mann. Der reiche Mann vnd Abraham redeten mit einander: Vnd wie die Gottloſen verdampten Juͤden CHRi- ſtum ſehen werden/ in welchen ſie geſtochen. Alſo/ weil nun ein ander Leben nach dieſem Leben folgen wird. Folget das die Gleu- bigen CHriſtum vnd alle Außerwehlten GOttes mit Namen nennen/ dieſelben/ ſehen/ hoͤren/ vnd mit jhnen reden werden. 7. Expreſsâ ſacrâ Scripturâ: Ioannes ſaget in ſeiner erſten Epiſtel am 3. Cap. Das wir an jenem Tage Gott gleich ſeyn werden/ jhn ſehen/ wie er iſt/ vns werde nichts mangeln/ ſondern wir werden ein vollkommen Erkentnuͤß aller dinge ha- ben/ vnd nichts werde vns verborgen vnd vnkentlich ſeyn; denn wir werden deß heiligen Geiſtes/ der alles kennet vnd dem nichts verborgen/ voll ſeyn. Folget hierauß/ das nicht allein die/ ſo wir vorhin geſehen/ ſondern auch andere/ die wir vorhin niemals geſehen/ vns kentlich ſeyn werden. Hieher gehoͤret vorleſener Text Sapientiæ 5. Als denn wird der Gerechte ſtehen/ &c. wie oben verleſen: Freylich ſind jhrer viel/ welche dieſe vnſers Predigers trewe Arbeit in ſeinem Kirchendienſt vor vnnuͤtz ge- achtet vnd verworffen haben. Ja freylich ſind jhrer viel in die- ſer Gemeine/ welche mit Blindheit geſchlagen/ jhnen ſcheinet nicht/ vmb jhrer verachtung vnd verſtockung willen/ das Liecht der Gerechtigkeit vnſer lieber Herr CHriſtus/ ja die Mor- genroͤte deß heiligen Evangelij: Sie wollen jnen die liebe Son- ne nicht ſcheinen laſſen; noch bey dieſem hellen Liecht deß heili- gen Evangelij ſich zu GOtt bekehren vmb deß zeitlichen willen: Darumb

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/509390
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/509390/16
Zitationshilfe: Walther, Martin: Leichpredigt/ Vber dem Begräbnüß/ deß Ehrwirdigen vnd Wolgelahrten Herrn IOANNIS HENTZNERI. Frankfurt (Oder), 1604, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509390/16>, abgerufen am 24.11.2024.