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Schramm, Georg: I. N. J. PIORUM CATASTROPHE Exoptatissima, Beatissima. Die Höchst erfreuliche und allerseeligste Abwechselung. Steinaw an der Oder, 1662.

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Leben und Abschied der Seel. Verstorbenen.
gleich ein Thau mache an Jhre Stirne; Als hat es der nu-
mehr Selig-Verstorbenen an Creutz und Leyden auch nicht
gemangelt; so wol in Jhrer Jugend/ als auch in Jhrem
Ehestande. Jn Jhrer Jugend/ als Sie noch nicht ein hal-
bes Jahr alt/ und von der schwachen Fraw Mutter Brü-
sten hat müssen entwehnet werden/ ist Sie in solche Kranck-
heit gerathen/ daß Sie wie ein Sceleton da gelegen/ und
von männiglich für todt geschätzet worden: Hernach
umbs Jahr vom Tische herab gerutschet und nicht ohn ge-
fahr des Todes auff die Erde gefallen/ Sontags wie Jhr
Herr Vater und Frau Mutter gleich in der Kirche gewesen.
Was Sie tempore exilii von Sprot[t]aw / hernach zum
Newstädtlin durch Plünderung/ offters Flüchten außge-
standen/ daß Sie nicht mehr gehen/ sondern von Ihrem
Herren Vater auff den Achseln getragen werden müssen/
ist allhier nicht möglich zubeschreiben; Jedoch als eine auß-
gezeichnete vor dem HErren/ wol von GOTT beobachtet
worden. Jn Jhrem Ehstande hat der Allerhöchste Sie
zwar geschienen gnädig anzusehen/ in dem Er 1660. den 12
Januarii Sie in Genaden entbunden/ und mit einem ge-
sunden Söhnlin erfreuet; worüber denn auch nicht geringe
Freude in beyderseits Eltern Hertzen entstanden; Aber es
hat leyder! diese Freude und Augen-Lust der Eltern nicht
lange gewehret/ in dem noch selbigen Jahres/ den 1. Julii/
die kaum auffgeblühete Rose durch einen plötzlichen und un-
versehenen Sturm abgebrochen/ und also der Baw Ihrer
Hoffnung fast in einem Augenblicke in tausend Stücken zer-
schmettert worden. Ob nu zwar es hier schien/ als wenn der
Herr sich hette in einen grausamen verkehret/ so hat Er den-
noch die Wunde/ die Er geschlagen/ auch selbst widerumb
geheilet/ und nach dem enstandenen Ungewitter die helle

Sonne

Leben und Abſchied der Seel. Verſtorbenen.
gleich ein Thau mache an Jhre Stirne; Als hat es der nu-
mehr Selig-Verſtorbenen an Creutz und Leyden auch nicht
gemangelt; ſo wol in Jhrer Jugend/ als auch in Jhrem
Eheſtande. Jn Jhrer Jugend/ als Sie noch nicht ein hal-
bes Jahr alt/ und von der ſchwachen Fraw Mutter Bruͤ-
ſten hat muͤſſen entwehnet werden/ iſt Sie in ſolche Kranck-
heit gerathen/ daß Sie wie ein Sceleton da gelegen/ und
von maͤnniglich fuͤr todt geſchaͤtzet worden: Hernach
umbs Jahr vom Tiſche herab gerutſchet und nicht ohn ge-
fahr des Todes auff die Erde gefallen/ Sontags wie Jhr
Herr Vater und Frau Mutter gleich in der Kirche geweſen.
Was Sie tempore exilii von Sprot[t]aw / hernach zum
Newſtaͤdtlin durch Pluͤnderung/ offters Fluͤchten außge-
ſtanden/ daß Sie nicht mehr gehen/ ſondern von Ihrem
Herren Vater auff den Achſeln getragen werden muͤſſen/
iſt allhier nicht moͤglich zubeſchreiben; Jedoch als eine auß-
gezeichnete vor dem HErren/ wol von GOTT beobachtet
worden. Jn Jhrem Ehſtande hat der Allerhoͤchſte Sie
zwar geſchienen gnaͤdig anzuſehen/ in dem Er 1660. den 12
Januarii Sie in Genaden entbunden/ und mit einem ge-
ſunden Soͤhnlin erfreuet; woruͤber denn auch nicht geringe
Freude in beyderſeits Eltern Hertzen entſtanden; Aber es
hat leyder! dieſe Freude und Augen-Luſt der Eltern nicht
lange gewehret/ in dem noch ſelbigen Jahres/ den 1. Julii/
die kaum auffgebluͤhete Roſe duꝛch einen ploͤtzlichen und un-
verſehenen Sturm abgebrochen/ und alſo der Baw Ihrer
Hoffnung faſt in einem Augenblicke in tauſend Stuͤcken zer-
ſchmettert worden. Ob nu zwar es hier ſchien/ als wenn der
Herr ſich hette in einen grauſamen verkehret/ ſo hat Er den-
noch die Wunde/ die Er geſchlagen/ auch ſelbſt widerumb
geheilet/ und nach dem enſtandenen Ungewitter die helle

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[0068] Leben und Abſchied der Seel. Verſtorbenen. gleich ein Thau mache an Jhre Stirne; Als hat es der nu- mehr Selig-Verſtorbenen an Creutz und Leyden auch nicht gemangelt; ſo wol in Jhrer Jugend/ als auch in Jhrem Eheſtande. Jn Jhrer Jugend/ als Sie noch nicht ein hal- bes Jahr alt/ und von der ſchwachen Fraw Mutter Bruͤ- ſten hat muͤſſen entwehnet werden/ iſt Sie in ſolche Kranck- heit gerathen/ daß Sie wie ein Sceleton da gelegen/ und von maͤnniglich fuͤr todt geſchaͤtzet worden: Hernach umbs Jahr vom Tiſche herab gerutſchet und nicht ohn ge- fahr des Todes auff die Erde gefallen/ Sontags wie Jhr Herr Vater und Frau Mutter gleich in der Kirche geweſen. Was Sie tempore exilii von Sprottaw / hernach zum Newſtaͤdtlin durch Pluͤnderung/ offters Fluͤchten außge- ſtanden/ daß Sie nicht mehr gehen/ ſondern von Ihrem Herren Vater auff den Achſeln getragen werden muͤſſen/ iſt allhier nicht moͤglich zubeſchreiben; Jedoch als eine auß- gezeichnete vor dem HErren/ wol von GOTT beobachtet worden. Jn Jhrem Ehſtande hat der Allerhoͤchſte Sie zwar geſchienen gnaͤdig anzuſehen/ in dem Er 1660. den 12 Januarii Sie in Genaden entbunden/ und mit einem ge- ſunden Soͤhnlin erfreuet; woruͤber denn auch nicht geringe Freude in beyderſeits Eltern Hertzen entſtanden; Aber es hat leyder! dieſe Freude und Augen-Luſt der Eltern nicht lange gewehret/ in dem noch ſelbigen Jahres/ den 1. Julii/ die kaum auffgebluͤhete Roſe duꝛch einen ploͤtzlichen und un- verſehenen Sturm abgebrochen/ und alſo der Baw Ihrer Hoffnung faſt in einem Augenblicke in tauſend Stuͤcken zer- ſchmettert worden. Ob nu zwar es hier ſchien/ als wenn der Herr ſich hette in einen grauſamen verkehret/ ſo hat Er den- noch die Wunde/ die Er geſchlagen/ auch ſelbſt widerumb geheilet/ und nach dem enſtandenen Ungewitter die helle Sonne

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Zitationshilfe: Schramm, Georg: I. N. J. PIORUM CATASTROPHE Exoptatissima, Beatissima. Die Höchst erfreuliche und allerseeligste Abwechselung. Steinaw an der Oder, 1662, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509379/68>, abgerufen am 22.11.2024.