Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.Reichthum Göttlicher Güte. hertzbekümmerten Eltern undGeschwister unsersseligen Himmels-Bürgers zuwenden. Es scheinet dasselbe ihnen ietzo einen unfreundlichen Blick gegeben zu- Thren. 3, v. 44.haben/ ja es scheinet als habe es sich für ihnen verborgen/ und mit der schwartzen Trauer-Wolcken verdecket. Allein Esa. 55, 8,das sind unsere Gedancken/ nicht aber Gottes Gedancken. Wie kan Er es böse mit uns meinen/ wann er die/ die wir lieben/ in ihrem seligen Hinnehmen so gnädig ansihet/ daß er ihnen giebet ihres Hertzens Wunsch/ und wegert nicht/ was ihr Mund bittet/ daß er sie überschüttet mit gutem Se- gen/ und setzet eine güldene Krohne auf ihr Haupt/ gibet ih- nen langes Leben immer und ewiglich/ daß sie grosse Ehre an seiner Hülffe haben/ und er Lob und Schmuck auf sie le- get/ und setzet sie zum Segen ewiglich/ und erfreuet sie mit Psal. 21, 3. seq.Freuden seines Antlitzes. Warum sol denn ihre Freud unser Leid seyn? Warum wollen denn wir in den Jammer und Elend fallen/ daraus das Auge des HErrn unsere Se- ligen geleitet und heraus geführet? Sind aber gleich die be- trübten Hertzen aus unser aller unvermeidlichen Schwach- heit auch darein gerathen/ sihe so wird Sie doch das Mit- leidige Ange Gottes darinnen tröstlich ansehen/ und al- le dem/ was sie kräncket/ wissen wieder ein gewünschtesEn- de zugeben. Den Gerechten muß doch das Licht immer Psal. 97, 8.wieder aufgehen/ und Freude den frommen Hertzen. Jn- dessen aber haben sie Gedult: Denn es ist köstlich Ding/ gedultig seyn/ und auf die Hülffe des Herrn hoffen. Denn der Herr verstösset nicht ewiglich/ sondern Er be- trübet wohl/ und erbarmet sich wieder nach seiner grossen Thren. 3, 26, 31 seq.Güte/ denn er nicht von Hertzen die Menschen plagt und betrübet. Und diese heilsame Artz[n]ey laß dir/ O Christen- Hertz in alle deinem Jammer und Elend anbefohlen seyn/ wie du auch tröstlich singest: Al-
Reichthum Goͤttlicher Guͤte. hertzbekuͤmmerten Eltern undGeſchwiſter unſersſeligen Himmels-Buͤrgers zuwenden. Es ſcheinet daſſelbe ihnen ietzo einen unfreundlichen Blick gegeben zu- Thren. 3, v. 44.haben/ ja es ſcheinet als habe es ſich fuͤr ihnen verborgen/ und mit der ſchwartzen Trauer-Wolcken verdecket. Allein Eſa. 55, 8,das ſind unſere Gedancken/ nicht aber Gottes Gedancken. Wie kan Er es boͤſe mit uns meinen/ wann er die/ die wir lieben/ in ihrem ſeligen Hinnehmen ſo gnaͤdig anſihet/ daß er ihnen giebet ihres Hertzens Wunſch/ und wegert nicht/ was ihr Mund bittet/ daß er ſie uͤberſchuͤttet mit gutem Se- gen/ und ſetzet eine guͤldene Krohne auf ihr Haupt/ gibet ih- nen langes Leben immer und ewiglich/ daß ſie groſſe Ehre an ſeiner Huͤlffe haben/ und er Lob und Schmuck auf ſie le- get/ und ſetzet ſie zum Segen ewiglich/ und erfreuet ſie mit Pſal. 21, 3. ſeq.Freuden ſeines Antlitzes. Warum ſol denn ihre Freud unſer Leid ſeyn? Warum wollen denn wir in den Jammer und Elend fallen/ daraus das Auge des HErrn unſere Se- ligen geleitet und heraus gefuͤhret? Sind aber gleich die be- truͤbten Hertzen aus unſer aller unvermeidlichen Schwach- heit auch darein gerathen/ ſihe ſo wird Sie doch das Mit- leidige Ange Gottes darinnen troͤſtlich anſehen/ und al- le dem/ was ſie kraͤncket/ wiſſen wieder ein gewuͤnſchtesEn- de zugeben. Den Gerechten muß doch das Licht immer Pſal. 97, 8.wieder aufgehen/ und Freude den frommen Hertzen. Jn- deſſen aber haben ſie Gedult: Denn es iſt koͤſtlich Ding/ gedultig ſeyn/ und auf die Huͤlffe des Herrn hoffen. Denn der Herr verſtoͤſſet nicht ewiglich/ ſondern Er be- truͤbet wohl/ und erbarmet ſich wieder nach ſeiner groſſen Thren. 3, 26, 31 ſeq.Guͤte/ denn er nicht von Hertzen die Menſchen plagt und betruͤbet. Und dieſe heilſame Artz[n]ey laß dir/ O Chriſten- Hertz in alle deinem Jammer und Elend anbefohlen ſeyn/ wie du auch troͤſtlich ſingeſt: Al-
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Reichthum Goͤttlicher Guͤte.
hertzbekuͤmmerten Eltern undGeſchwiſter unſers
ſeligen Himmels-Buͤrgers zuwenden. Es ſcheinet
daſſelbe ihnen ietzo einen unfreundlichen Blick gegeben zu-
haben/ ja es ſcheinet als habe es ſich fuͤr ihnen verborgen/
und mit der ſchwartzen Trauer-Wolcken verdecket. Allein
das ſind unſere Gedancken/ nicht aber Gottes Gedancken.
Wie kan Er es boͤſe mit uns meinen/ wann er die/ die wir
lieben/ in ihrem ſeligen Hinnehmen ſo gnaͤdig anſihet/ daß
er ihnen giebet ihres Hertzens Wunſch/ und wegert nicht/
was ihr Mund bittet/ daß er ſie uͤberſchuͤttet mit gutem Se-
gen/ und ſetzet eine guͤldene Krohne auf ihr Haupt/ gibet ih-
nen langes Leben immer und ewiglich/ daß ſie groſſe Ehre
an ſeiner Huͤlffe haben/ und er Lob und Schmuck auf ſie le-
get/ und ſetzet ſie zum Segen ewiglich/ und erfreuet ſie mit
Freuden ſeines Antlitzes. Warum ſol denn ihre Freud
unſer Leid ſeyn? Warum wollen denn wir in den Jammer
und Elend fallen/ daraus das Auge des HErrn unſere Se-
ligen geleitet und heraus gefuͤhret? Sind aber gleich die be-
truͤbten Hertzen aus unſer aller unvermeidlichen Schwach-
heit auch darein gerathen/ ſihe ſo wird Sie doch das Mit-
leidige Ange Gottes darinnen troͤſtlich anſehen/ und al-
le dem/ was ſie kraͤncket/ wiſſen wieder ein gewuͤnſchtesEn-
de zugeben. Den Gerechten muß doch das Licht immer
wieder aufgehen/ und Freude den frommen Hertzen. Jn-
deſſen aber haben ſie Gedult: Denn es iſt koͤſtlich Ding/
gedultig ſeyn/ und auf die Huͤlffe des Herrn hoffen.
Denn der Herr verſtoͤſſet nicht ewiglich/ ſondern Er be-
truͤbet wohl/ und erbarmet ſich wieder nach ſeiner groſſen
Guͤte/ denn er nicht von Hertzen die Menſchen plagt und
betruͤbet. Und dieſe heilſame Artzney laß dir/ O Chriſten-
Hertz in alle deinem Jammer und Elend anbefohlen ſeyn/
wie du auch troͤſtlich ſingeſt:
Thren. 3,
v. 44.
Eſa. 55, 8,
Pſal. 21, 3.
ſeq.
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26, 31 ſeq.
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Zitationshilfe: | Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/58>, abgerufen am 28.07.2024. |