Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.Cumque venit, doceat liquidae pietatis ad instar BOETTNERI; meritum sic viget vsque Viri. Vrnam praenobilissimi M. Gottfried Boettneri &c. flebili cupresso coronatum eunt Auditores Primae Classis, interprete Johanne Sigismvndo Dieterico, Fried. Siles. Wer sieht der Wehmuth wohl itzt ohne Wehmuth zu? Man höret nichts als Ach! hat nirgends Rast und Ruh. Man bebt vor deinem Grimm, ach Tod! ach Schreckens- König! Man girret, winselt, klagt, doch alles ist zu wenig. Zu wenig, ists mit Recht, das Schicksal ist zu schwer. Hier wünscht sich Lieb und Pflicht ein gantzes Thränen-Meer; Nicht etwan Wund und Schlag ein Pflaster aufzulegen, Nein, nur das Schicksal selbst zur Wehmuth zu bewegen. Kein Frühling lacht so schön, erqvickt so Aug und Brust, Als, theurer Böttner, Du, der Schule Zier und Lust, Kein Donner schreckt so sehr, schlägt alles so darnieder, Als uns itzt Böttners Tod, als dessen Leichen-Lieder. Ach! Theurer Böttner, bleib! ach wie? ach! stirbst du schon? Ach! wie? erbarmt dich nicht ein banger Jammer-Thon? Ach Mann! ach Lehrer! Freund! ach Vater! bleib zurücke! Ach Schickung! siehst du nicht die matten Zähren-Blicke? So schry, so seufzte man, die Schickung willigt drein, Um nicht aufs erste mahl so gleich so hart zu seyn. Die
Cumque venit, doceat liquidae pietatis ad inſtar BOETTNERI; meritum ſic viget vsque Viri. Vrnam prænobiliſſimi M. Gottfried Boettneri &c. flebili cupreſſo coronatum eunt Auditores Primae Clasſis, interprete Johanne Sigismvndo Dieterico, Fried. Sileſ. Wer ſieht der Wehmuth wohl itzt ohne Wehmuth zu? Man hoͤret nichts als Ach! hat nirgends Raſt und Ruh. Man bebt vor deinem Grimm, ach Tod! ach Schreckens- Koͤnig! Man girret, winſelt, klagt, doch alles iſt zu wenig. Zu wenig, iſts mit Recht, das Schickſal iſt zu ſchwer. Hier wuͤnſcht ſich Lieb und Pflicht ein gantzes Thraͤnen-Meer; Nicht etwan Wund und Schlag ein Pflaſter aufzulegen, Nein, nur das Schickſal ſelbſt zur Wehmuth zu bewegen. Kein Fruͤhling lacht ſo ſchoͤn, erqvickt ſo Aug und Bruſt, Als, theurer Boͤttner, Du, der Schule Zier und Luſt, Kein Donner ſchreckt ſo ſehr, ſchlaͤgt alles ſo darnieder, Als uns itzt Boͤttners Tod, als deſſen Leichen-Lieder. Ach! Theurer Boͤttner, bleib! ach wie? ach! ſtirbſt du ſchon? Ach! wie? erbarmt dich nicht ein banger Jammer-Thon? Ach Mann! ach Lehrer! Freund! ach Vater! bleib zuruͤcke! Ach Schickung! ſiehſt du nicht die matten Zaͤhren-Blicke? So ſchry, ſo ſeufzte man, die Schickung willigt drein, Um nicht aufs erſte mahl ſo gleich ſo hart zu ſeyn. Die
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Auditores Primae Clasſis,
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Fried. Sileſ.
Wer ſieht der Wehmuth wohl itzt ohne Wehmuth zu?
Man hoͤret nichts als Ach! hat nirgends Raſt und Ruh.
Man bebt vor deinem Grimm, ach Tod! ach Schreckens-
Koͤnig!
Man girret, winſelt, klagt, doch alles iſt zu wenig.
Zu wenig, iſts mit Recht, das Schickſal iſt zu ſchwer.
Hier wuͤnſcht ſich Lieb und Pflicht ein gantzes Thraͤnen-Meer;
Nicht etwan Wund und Schlag ein Pflaſter aufzulegen,
Nein, nur das Schickſal ſelbſt zur Wehmuth zu bewegen.
Kein Fruͤhling lacht ſo ſchoͤn, erqvickt ſo Aug und Bruſt,
Als, theurer Boͤttner, Du, der Schule Zier und Luſt,
Kein Donner ſchreckt ſo ſehr, ſchlaͤgt alles ſo darnieder,
Als uns itzt Boͤttners Tod, als deſſen Leichen-Lieder.
Ach! Theurer Boͤttner, bleib! ach wie? ach! ſtirbſt du ſchon?
Ach! wie? erbarmt dich nicht ein banger Jammer-Thon?
Ach Mann! ach Lehrer! Freund! ach Vater! bleib zuruͤcke!
Ach Schickung! ſiehſt du nicht die matten Zaͤhren-Blicke?
So ſchry, ſo ſeufzte man, die Schickung willigt drein,
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