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Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

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Beweinen Dich, und ihre Söhne,
Und daß Dein noch zu frühes Grab
Der Hoffnung Reiffe nun verhöhne,
Die ihnen Deine Treue gab.
Jch selbst, der ich zu Deinen Füssen
Mit Ehrfurcht und Begierde saß,
Und bey dem Kern von Deinem Wissen
Der Hülsen junger Lust vergaß,
Jch, den Du einst so wohl gelehret,
GOtt auch im Kleinen treu zu seyn,
Muß, da der Tod Dein Amt gestöhret,
Dir einen Danck von Thränen weyhn.
Um Dein Verdienst recht zu erheben,
Darff man dem klugen Theil der Welt
Des besten Schul-MannsBildniß geben;
So ist Dein Ehren-Mahl bestellt.
Gleich wird die Wahrheit drunter schreiben:
Ein solcher war mein Böttner auch;
So lange Zucht und Kunst bekleiben,
So lange bleibt sein Ruhm im Brauch.
Wenn man Dich Römisch sprechen hörte,
So schien man selbst in Rom zu seyn:
Und was dies an Athen verehrte,
Das war Dir täglich und gemein.
Ja, fand man nicht in Deinem Munde
Der von der Weißheit überfloß,
Den Schlüssel zu dem alten Bunde,
Jn den GOtt seinen Geist verschloß?
Der
Beweinen Dich, und ihre Soͤhne,
Und daß Dein noch zu fruͤhes Grab
Der Hoffnung Reiffe nun verhoͤhne,
Die ihnen Deine Treue gab.
Jch ſelbſt, der ich zu Deinen Fuͤſſen
Mit Ehrfurcht und Begierde ſaß,
Und bey dem Kern von Deinem Wiſſen
Der Huͤlſen junger Luſt vergaß,
Jch, den Du einſt ſo wohl gelehret,
GOtt auch im Kleinen treu zu ſeyn,
Muß, da der Tod Dein Amt geſtoͤhret,
Dir einen Danck von Thraͤnen weyhn.
Um Dein Verdienſt recht zu erheben,
Darff man dem klugen Theil der Welt
Des beſten Schul-MannsBildniß geben;
So iſt Dein Ehren-Mahl beſtellt.
Gleich wird die Wahrheit drunter ſchreiben:
Ein ſolcher war mein Boͤttner auch;
So lange Zucht und Kunſt bekleiben,
So lange bleibt ſein Ruhm im Brauch.
Wenn man Dich Roͤmiſch ſprechen hoͤrte,
So ſchien man ſelbſt in Rom zu ſeyn:
Und was dies an Athen verehrte,
Das war Dir taͤglich und gemein.
Ja, fand man nicht in Deinem Munde
Der von der Weißheit uͤberfloß,
Den Schluͤſſel zu dem alten Bunde,
Jn den GOtt ſeinen Geiſt verſchloß?
Der
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[63/0064] Beweinen Dich, und ihre Soͤhne, Und daß Dein noch zu fruͤhes Grab Der Hoffnung Reiffe nun verhoͤhne, Die ihnen Deine Treue gab. Jch ſelbſt, der ich zu Deinen Fuͤſſen Mit Ehrfurcht und Begierde ſaß, Und bey dem Kern von Deinem Wiſſen Der Huͤlſen junger Luſt vergaß, Jch, den Du einſt ſo wohl gelehret, GOtt auch im Kleinen treu zu ſeyn, Muß, da der Tod Dein Amt geſtoͤhret, Dir einen Danck von Thraͤnen weyhn. Um Dein Verdienſt recht zu erheben, Darff man dem klugen Theil der Welt Des beſten Schul-MannsBildniß geben; So iſt Dein Ehren-Mahl beſtellt. Gleich wird die Wahrheit drunter ſchreiben: Ein ſolcher war mein Boͤttner auch; So lange Zucht und Kunſt bekleiben, So lange bleibt ſein Ruhm im Brauch. Wenn man Dich Roͤmiſch ſprechen hoͤrte, So ſchien man ſelbſt in Rom zu ſeyn: Und was dies an Athen verehrte, Das war Dir taͤglich und gemein. Ja, fand man nicht in Deinem Munde Der von der Weißheit uͤberfloß, Den Schluͤſſel zu dem alten Bunde, Jn den GOtt ſeinen Geiſt verſchloß? Der

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/64>, abgerufen am 27.04.2024.