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Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

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sondern väterlich erwiesen. Allein, derienige lebet noch, der
durch den Hochseeligen Jhnen so viel zu gutt gethan.
Und derselbe erhalte das seltne Band der Einigkeit, womit
ihr weitläuftiges Geschlecht bißher unter einander ver-
knüpffet gewesen, und womit Sie einander allen Kummer
erleichtert haben.

Mit welchen Seufzern und Thränen sehen die Lehrer
unsers Lycei,
auf ihr allhier ruhendes Haupt! o wie
schmertzlich bedauret desselben Hintritt unter Jhnen sonderlich
der treuverdienende Herr Conrector, dem die Hoffnung des
Hochseeligen Herrn Rectoris Schwieger-Sohn zu wer-
den allzuzeitig verblühte.

Wie aufrichtig beklaget nicht den Fall dieses Lehrers
die ihm untergebene Jugend! O wie sehnlich wünschet sie,
daß sein Mund sie ferner hätte unterweisen können!

Das klingt schöne, wenn so viele Zungen von einem
Manne sagen: daß Er allzufrüh verstorben sey! GOtt,
der diesen Fall nach seinem allerheiligsten Willen geschehen
lassen, ersetze den Verlust! und versorge dieses Lyceum wie-
derum mit einem Manne, den Er, wie unsern theuersten
Böttner, eines gnädigen Urtheils würdigen könne!

Wen GOtt ehret, der verdienet auch von Menschen ge-
ehret zu werden. Dieser Pflicht ist die gegenwärtige hoch-
ansehnliche Trauer-Versammlung
eifrigst nachgekom-
men; unter welcher viele des Herrn Rectoris Treue ge-
nossen, mehrere vernommen, sie insgesammt gerühmet.

Jch weiß, Sie haben ihre Hochachtung gegen den
Hochseeligen mit willigem Hertzen an Tag gegeben; Um

so viel
H

ſondern vaͤterlich erwieſen. Allein, derienige lebet noch, der
durch den Hochſeeligen Jhnen ſo viel zu gutt gethan.
Und derſelbe erhalte das ſeltne Band der Einigkeit, womit
ihr weitlaͤuftiges Geſchlecht bißher unter einander ver-
knuͤpffet geweſen, und womit Sie einander allen Kummer
erleichtert haben.

Mit welchen Seufzern und Thraͤnen ſehen die Lehrer
unſers Lycei,
auf ihr allhier ruhendes Haupt! o wie
ſchmertzlich bedauret deſſelben Hintritt unter Jhnen ſonderlich
der treuverdienende Herr Conrector, dem die Hoffnung des
Hochſeeligen Herrn Rectoris Schwieger-Sohn zu wer-
den allzuzeitig verbluͤhte.

Wie aufrichtig beklaget nicht den Fall dieſes Lehrers
die ihm untergebene Jugend! O wie ſehnlich wuͤnſchet ſie,
daß ſein Mund ſie ferner haͤtte unterweiſen koͤnnen!

Das klingt ſchoͤne, wenn ſo viele Zungen von einem
Manne ſagen: daß Er allzufruͤh verſtorben ſey! GOtt,
der dieſen Fall nach ſeinem allerheiligſten Willen geſchehen
laſſen, erſetze den Verluſt! und verſorge dieſes Lyceum wie-
derum mit einem Manne, den Er, wie unſern theuerſten
Boͤttner, eines gnaͤdigen Urtheils wuͤrdigen koͤnne!

Wen GOtt ehret, der verdienet auch von Menſchen ge-
ehret zu werden. Dieſer Pflicht iſt die gegenwaͤrtige hoch-
anſehnliche Trauer-Verſammlung
eifrigſt nachgekom-
men; unter welcher viele des Herrn Rectoris Treue ge-
noſſen, mehrere vernommen, ſie insgeſammt geruͤhmet.

Jch weiß, Sie haben ihre Hochachtung gegen den
Hochſeeligen mit willigem Hertzen an Tag gegeben; Um

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[57/0058] ſondern vaͤterlich erwieſen. Allein, derienige lebet noch, der durch den Hochſeeligen Jhnen ſo viel zu gutt gethan. Und derſelbe erhalte das ſeltne Band der Einigkeit, womit ihr weitlaͤuftiges Geſchlecht bißher unter einander ver- knuͤpffet geweſen, und womit Sie einander allen Kummer erleichtert haben. Mit welchen Seufzern und Thraͤnen ſehen die Lehrer unſers Lycei, auf ihr allhier ruhendes Haupt! o wie ſchmertzlich bedauret deſſelben Hintritt unter Jhnen ſonderlich der treuverdienende Herr Conrector, dem die Hoffnung des Hochſeeligen Herrn Rectoris Schwieger-Sohn zu wer- den allzuzeitig verbluͤhte. Wie aufrichtig beklaget nicht den Fall dieſes Lehrers die ihm untergebene Jugend! O wie ſehnlich wuͤnſchet ſie, daß ſein Mund ſie ferner haͤtte unterweiſen koͤnnen! Das klingt ſchoͤne, wenn ſo viele Zungen von einem Manne ſagen: daß Er allzufruͤh verſtorben ſey! GOtt, der dieſen Fall nach ſeinem allerheiligſten Willen geſchehen laſſen, erſetze den Verluſt! und verſorge dieſes Lyceum wie- derum mit einem Manne, den Er, wie unſern theuerſten Boͤttner, eines gnaͤdigen Urtheils wuͤrdigen koͤnne! Wen GOtt ehret, der verdienet auch von Menſchen ge- ehret zu werden. Dieſer Pflicht iſt die gegenwaͤrtige hoch- anſehnliche Trauer-Verſammlung eifrigſt nachgekom- men; unter welcher viele des Herrn Rectoris Treue ge- noſſen, mehrere vernommen, ſie insgeſammt geruͤhmet. Jch weiß, Sie haben ihre Hochachtung gegen den Hochſeeligen mit willigem Hertzen an Tag gegeben; Um ſo viel H

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/58>, abgerufen am 27.04.2024.