Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Wie seuftzt, wie stöhnt, wie ächtzt die Liebe,
Und schreyt dem treuen Lehrer nach:
Ach! wenn Er doch nichts schuldig bliebe,
Von dem, was uns sein Fleiß versprach!
Nichts kan zwar grössern Ruhm erwerben,
Als unter Fleiß und Arbeit sterben.
Nur uns wird Muth und Lust entrückt:
Jemehr uns sonst Sein Fleiß erqvickt.
Drum singet, ihr Lamenten-Chöre!
Denn Böttner ist es dreyfach werth.
Die Schule ward durch Seine Lehre
Gebaut, vermehret und ernährt.
Laßt unsre Thränen häuffig rollen!
Was könnt ihr sonst zur Danck-Pflicht zollen?
Was ist das beste Pfand der Treu,
Als frommer Zähren Perlen-Reyh?
Ach hört der frommen Wittwe Klagen:
Jst Niemand, der mir helffen kan?
Wo bleibt mein Schatz? sind Jhre Fragen.
Getrost! der HErr ist ia Dein Mann.
Seht! Seidels Liebe selbst thut kläglich!
Ach jammre doch nicht so beweglich!
Sonst wird des Traurens Sisyph-Stein
Uns doppelt schwer und ängstlich seyn.
Hochseelger Böttner, schlaf im Friede!
Weil es der Vorsicht so gefällt.
Dich machte Müh und Last nicht müde,
Doch ward Dein Haus nach Wunsch bestellt.
Die
Wie ſeuftzt, wie ſtoͤhnt, wie aͤchtzt die Liebe,
Und ſchreyt dem treuen Lehrer nach:
Ach! wenn Er doch nichts ſchuldig bliebe,
Von dem, was uns ſein Fleiß verſprach!
Nichts kan zwar groͤſſern Ruhm erwerben,
Als unter Fleiß und Arbeit ſterben.
Nur uns wird Muth und Luſt entruͤckt:
Jemehr uns ſonſt Sein Fleiß erqvickt.
Drum ſinget, ihr Lamenten-Choͤre!
Denn Boͤttner iſt es dreyfach werth.
Die Schule ward durch Seine Lehre
Gebaut, vermehret und ernaͤhrt.
Laßt unſre Thraͤnen haͤuffig rollen!
Was koͤnnt ihr ſonſt zur Danck-Pflicht zollen?
Was iſt das beſte Pfand der Treu,
Als frommer Zaͤhren Perlen-Reyh?
Ach hoͤrt der frommen Wittwe Klagen:
Jſt Niemand, der mir helffen kan?
Wo bleibt mein Schatz? ſind Jhre Fragen.
Getroſt! der HErr iſt ia Dein Mann.
Seht! Seidels Liebe ſelbſt thut klaͤglich!
Ach jammre doch nicht ſo beweglich!
Sonſt wird des Traurens Siſyph-Stein
Uns doppelt ſchwer und aͤngſtlich ſeyn.
Hochſeelger Boͤttner, ſchlaf im Friede!
Weil es der Vorſicht ſo gefaͤllt.
Dich machte Muͤh und Laſt nicht muͤde,
Doch ward Dein Haus nach Wunſch beſtellt.
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsEpicedia" n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0103" n="102"/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie &#x017F;euftzt, wie &#x017F;to&#x0364;hnt, wie a&#x0364;chtzt die Liebe,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chreyt dem <hi rendition="#fr">treuen Lehrer</hi> nach:</l><lb/>
            <l>Ach! wenn Er doch nichts &#x017F;chuldig bliebe,</l><lb/>
            <l>Von dem, was uns &#x017F;ein Fleiß ver&#x017F;prach!</l><lb/>
            <l>Nichts kan zwar gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Ruhm erwerben,</l><lb/>
            <l>Als unter Fleiß und Arbeit &#x017F;terben.</l><lb/>
            <l>Nur uns wird Muth und Lu&#x017F;t entru&#x0364;ckt:</l><lb/>
            <l>Jemehr uns &#x017F;on&#x017F;t Sein Fleiß erqvickt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>rum &#x017F;inget, ihr Lamenten-Cho&#x0364;re!</l><lb/>
            <l>Denn <hi rendition="#fr"><persName>Bo&#x0364;ttner</persName></hi> i&#x017F;t es dreyfach werth.</l><lb/>
            <l>Die Schule ward durch Seine Lehre</l><lb/>
            <l>Gebaut, vermehret und erna&#x0364;hrt.</l><lb/>
            <l>Laßt un&#x017F;re Thra&#x0364;nen ha&#x0364;uffig rollen!</l><lb/>
            <l>Was ko&#x0364;nnt ihr &#x017F;on&#x017F;t zur Danck-Pflicht zollen?</l><lb/>
            <l>Was i&#x017F;t das be&#x017F;te Pfand der Treu,</l><lb/>
            <l>Als frommer Za&#x0364;hren Perlen-Reyh?</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>ch ho&#x0364;rt der <hi rendition="#fr">frommen Wittwe</hi> Klagen:</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t Niemand, der mir helffen kan?</l><lb/>
            <l>Wo bleibt mein <hi rendition="#fr">Schatz?</hi> &#x017F;ind Jhre Fragen.</l><lb/>
            <l>Getro&#x017F;t! der HErr i&#x017F;t ia Dein Mann.</l><lb/>
            <l>Seht! <hi rendition="#fr"><persName>Seidels</persName></hi> Liebe &#x017F;elb&#x017F;t thut kla&#x0364;glich!</l><lb/>
            <l>Ach jammre doch nicht &#x017F;o beweglich!</l><lb/>
            <l>Son&#x017F;t wird des Traurens Si&#x017F;yph-Stein</l><lb/>
            <l>Uns doppelt &#x017F;chwer und a&#x0364;ng&#x017F;tlich &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">H</hi>och&#x017F;eelger <persName>Bo&#x0364;ttner</persName>,</hi> &#x017F;chlaf im Friede!</l><lb/>
            <l>Weil es der Vor&#x017F;icht &#x017F;o gefa&#x0364;llt.</l><lb/>
            <l>Dich machte Mu&#x0364;h und La&#x017F;t nicht mu&#x0364;de,</l><lb/>
            <l>Doch ward Dein Haus nach Wun&#x017F;ch be&#x017F;tellt.</l><lb/>
            <fw type="catch" place="bottom">Die</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0103] Wie ſeuftzt, wie ſtoͤhnt, wie aͤchtzt die Liebe, Und ſchreyt dem treuen Lehrer nach: Ach! wenn Er doch nichts ſchuldig bliebe, Von dem, was uns ſein Fleiß verſprach! Nichts kan zwar groͤſſern Ruhm erwerben, Als unter Fleiß und Arbeit ſterben. Nur uns wird Muth und Luſt entruͤckt: Jemehr uns ſonſt Sein Fleiß erqvickt. Drum ſinget, ihr Lamenten-Choͤre! Denn Boͤttner iſt es dreyfach werth. Die Schule ward durch Seine Lehre Gebaut, vermehret und ernaͤhrt. Laßt unſre Thraͤnen haͤuffig rollen! Was koͤnnt ihr ſonſt zur Danck-Pflicht zollen? Was iſt das beſte Pfand der Treu, Als frommer Zaͤhren Perlen-Reyh? Ach hoͤrt der frommen Wittwe Klagen: Jſt Niemand, der mir helffen kan? Wo bleibt mein Schatz? ſind Jhre Fragen. Getroſt! der HErr iſt ia Dein Mann. Seht! Seidels Liebe ſelbſt thut klaͤglich! Ach jammre doch nicht ſo beweglich! Sonſt wird des Traurens Siſyph-Stein Uns doppelt ſchwer und aͤngſtlich ſeyn. Hochſeelger Boͤttner, ſchlaf im Friede! Weil es der Vorſicht ſo gefaͤllt. Dich machte Muͤh und Laſt nicht muͤde, Doch ward Dein Haus nach Wunſch beſtellt. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508578
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508578/103
Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/103>, abgerufen am 21.11.2024.