Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Martinus: Des Sterbens Gewißheit und Der hinterbliebenden Zufriedenheit. [Musckaw], [1675].

Bild:
<< vorherige Seite

Abdanckungs-Rede.
Frauen Catharina Tharin/ geborner Steinbergerin/ Augen
zu bittern Thränen-Qvellen Jerem. IX. v. 1. geworden/ aus
welchen über den frühzeitigen Hintritt ihres seeligen Eheherrns
die bittren Leid-Thränen/ die schmertzliche Trauen- und Wit-
tiben-Thränen häuffig quillen/ der gleichen Leid[-]wesen auch bey
denen hinter bliebenen Vater- und Mutter-Waisen/ Herren
Eidmännern und sämbtlicher Anverwandschafft zufinden/ wel-
che immer einen Hertzens-Seufftzer über den andern/ mit vielen
heiß-vermischten Zähren/ hinauf gen Himmel abstossen und
sagen: Ach Vater! Ach Vater! II. Reg. II. v. 12. Und solche
Jammer-Klage wird von ietzterwehnten Schmertz-betrübten/
über unsern wohlseeligen Herrn Burgemeister nicht zur Unge-
bühr geführet. Denn so der Großmüthige Welt-Monarch
Alexander den tödtlichen Abgang seines Monstrosischen Buce-
phali,
schmertzlich empfunden/ und ihm/ wie D. Matth. Zim-
mer man in seinen Analectis (Mense V. p. 278.) aus Strabon[e]
(lib.
15.) und Plinio (lib. 6. c. 20.) gedencket/ ein prächtiges Be-
gräbnüs ausrichten lassen; Der gleichen Närrische Gedancken
auch der Keyser Hadrianus gehabt/ welcher die Pferde und
Hunde dergestalt geliebet/ daß er sie nicht allein nach ihren Ab-
sterben beerdigen; Sondern ihnen gar prächtige Epitaphia und
Grab-Mahle aufrichten lassen. Warum wolte man denn de-
nen hinterbliebenen verargen/ den seelig-verstorbenen Herrn
Burgemeister auf Christ-gebührliche weise zubeklagen? Zu-
mahlen durch sein Sterben/ durch seinen nach GOttes Willen
aus der Welt-Herberge genommenen Abschied/ der hinterblie-
benen Schmertz-betrübten Frauen Burger meisterin entrissen
worden. Eine liebe Ehe-Crone. Die Crone ihres Haupts
ist herab gefallen/
Thren. V. v. 16, die Haus-Sonne ist ver-
dunckelt und giebet eine starcke Trauer-Finsternüß. Denen hin-
terbliebenen Kindern und Kindes Kindern.

Eine

Abdanckungs-Rede.
Frauen Catharina Tharin/ geborner Steinbergerin/ Augen
zu bittern Thraͤnen-Qvellen Jerem. IX. v. 1. geworden/ aus
welchen uͤber den fruͤhzeitigen Hintritt ihres ſeeligen Eheherrns
die bittren Leid-Thraͤnen/ die ſchmertzliche Trauen- und Wit-
tiben-Thraͤnen haͤuffig quillen/ der gleichen Leid[-]weſen auch bey
denen hinter bliebenen Vater- und Mutter-Waiſen/ Herren
Eidmaͤnnern und ſaͤmbtlicher Anverwandſchafft zufinden/ wel-
che immer einen Hertzens-Seufftzer über den andern/ mit vielen
heiß-vermiſchten Zaͤhren/ hinauf gen Himmel abſtoſſen und
ſagen: Ach Vater! Ach Vater! II. Reg. II. v. 12. Und ſolche
Jammer-Klage wird von ietzterwehnten Schmertz-betruͤbten/
uͤber unſern wohlſeeligen Herrn Burgemeiſter nicht zur Unge-
buͤhr geführet. Denn ſo der Großmuͤthige Welt-Monarch
Alexander den toͤdtlichen Abgang ſeines Monſtroſiſchen Buce-
phali,
ſchmertzlich empfunden/ und ihm/ wie D. Matth. Zim-
mer man in ſeinen Analectis (Menſe V. p. 278.) aus Strabon[e]
(lib.
15.) und Plinio (lib. 6. c. 20.) gedencket/ ein praͤchtiges Be-
graͤbnuͤs ausrichten laſſen; Der gleichen Naͤrriſche Gedancken
auch der Keyſer Hadrianus gehabt/ welcher die Pferde und
Hunde dergeſtalt geliebet/ daß er ſie nicht allein nach ihren Ab-
ſterben beerdigen; Sondern ihnen gar praͤchtige Epitaphia und
Grab-Mahle aufrichten laſſen. Warum wolte man denn de-
nen hinterbliebenen verargen/ den ſeelig-verſtorbenen Herrn
Burgemeiſter auf Chriſt-gebuͤhrliche weiſe zubeklagen? Zu-
mahlen durch ſein Sterben/ durch ſeinen nach GOttes Willen
aus der Welt-Herberge genommenen Abſchied/ der hinterblie-
benen Schmertz-betruͤbten Frauen Burger meiſterin entriſſen
worden. Eine liebe Ehe-Crone. Die Crone ihres Haupts
iſt herab gefallen/
Thren. V. v. 16, die Haus-Sonne iſt ver-
dunckelt und giebet eine ſtarcke Trauer-Finſternuͤß. Denen hin-
terbliebenen Kindern und Kindes Kindern.

Eine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <p><pb facs="#f0006"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi></fw><lb/>
Frauen Catharina Tharin/ geborner Steinbergerin/ Augen<lb/>
zu bittern Thra&#x0364;nen-Qvellen <hi rendition="#aq">Jerem. IX. v.</hi> 1. geworden/ aus<lb/>
welchen u&#x0364;ber den fru&#x0364;hzeitigen Hintritt ihres &#x017F;eeligen Eheherrns<lb/>
die bittren Leid-Thra&#x0364;nen/ die &#x017F;chmertzliche Trauen- und Wit-<lb/>
tiben-Thra&#x0364;nen ha&#x0364;uffig quillen/ der gleichen Leid<supplied>-</supplied>we&#x017F;en auch bey<lb/>
denen hinter bliebenen Vater- und Mutter-Wai&#x017F;en/ Herren<lb/>
Eidma&#x0364;nnern und &#x017F;a&#x0364;mbtlicher Anverwand&#x017F;chafft zufinden/ wel-<lb/>
che immer einen Hertzens-Seufftzer über den andern/ mit vielen<lb/>
heiß-vermi&#x017F;chten Za&#x0364;hren/ hinauf gen Himmel ab&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
&#x017F;agen: Ach Vater! Ach Vater! <hi rendition="#aq">II. Reg. II. v.</hi> 12. Und &#x017F;olche<lb/>
Jammer-Klage wird von ietzterwehnten Schmertz-betru&#x0364;bten/<lb/>
u&#x0364;ber un&#x017F;ern wohl&#x017F;eeligen Herrn Burgemei&#x017F;ter nicht zur Unge-<lb/>
bu&#x0364;hr geführet. Denn &#x017F;o der Großmu&#x0364;thige Welt-Monarch<lb/>
Alexander den to&#x0364;dtlichen Abgang &#x017F;eines <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;tro&#x017F;i</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Buce-<lb/>
phali,</hi> &#x017F;chmertzlich empfunden/ und ihm/ wie <hi rendition="#aq">D.</hi> Matth. Zim-<lb/>
mer man in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Analectis (Men&#x017F;e V. p.</hi> 278.) aus <hi rendition="#aq">Strabon<supplied>e</supplied><lb/>
(lib.</hi> 15.) und <hi rendition="#aq">Plinio (lib. 6. c.</hi> 20.) gedencket/ ein pra&#x0364;chtiges Be-<lb/>
gra&#x0364;bnu&#x0364;s ausrichten la&#x017F;&#x017F;en; Der gleichen Na&#x0364;rri&#x017F;che Gedancken<lb/>
auch der Key&#x017F;er <hi rendition="#aq">Hadrianus</hi> gehabt/ welcher die Pferde und<lb/>
Hunde derge&#x017F;talt geliebet/ daß er &#x017F;ie nicht allein nach ihren Ab-<lb/>
&#x017F;terben beerdigen; Sondern ihnen gar pra&#x0364;chtige <hi rendition="#aq">Epitaphia</hi> und<lb/>
Grab-Mahle aufrichten la&#x017F;&#x017F;en. Warum wolte man denn de-<lb/>
nen hinterbliebenen verargen/ den &#x017F;eelig-ver&#x017F;torbenen Herrn<lb/>
Burgemei&#x017F;ter auf Chri&#x017F;t-gebu&#x0364;hrliche wei&#x017F;e zubeklagen? Zu-<lb/>
mahlen durch &#x017F;ein <hi rendition="#fr">Sterben/</hi> durch &#x017F;einen nach GOttes <hi rendition="#fr">Willen</hi><lb/>
aus der Welt-Herberge genommenen Ab&#x017F;chied/ der hinterblie-<lb/>
benen Schmertz-betru&#x0364;bten Frauen Burger mei&#x017F;terin entri&#x017F;&#x017F;en<lb/>
worden. <hi rendition="#fr">Eine liebe Ehe-Crone. Die Crone ihres Haupts<lb/>
i&#x017F;t herab gefallen/</hi> <hi rendition="#aq">Thren. V. v.</hi> 16, die Haus-Sonne i&#x017F;t ver-<lb/>
dunckelt und giebet eine &#x017F;tarcke Trauer-Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß. Denen hin-<lb/>
terbliebenen Kindern und Kindes Kindern.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Eine</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0006] Abdanckungs-Rede. Frauen Catharina Tharin/ geborner Steinbergerin/ Augen zu bittern Thraͤnen-Qvellen Jerem. IX. v. 1. geworden/ aus welchen uͤber den fruͤhzeitigen Hintritt ihres ſeeligen Eheherrns die bittren Leid-Thraͤnen/ die ſchmertzliche Trauen- und Wit- tiben-Thraͤnen haͤuffig quillen/ der gleichen Leid-weſen auch bey denen hinter bliebenen Vater- und Mutter-Waiſen/ Herren Eidmaͤnnern und ſaͤmbtlicher Anverwandſchafft zufinden/ wel- che immer einen Hertzens-Seufftzer über den andern/ mit vielen heiß-vermiſchten Zaͤhren/ hinauf gen Himmel abſtoſſen und ſagen: Ach Vater! Ach Vater! II. Reg. II. v. 12. Und ſolche Jammer-Klage wird von ietzterwehnten Schmertz-betruͤbten/ uͤber unſern wohlſeeligen Herrn Burgemeiſter nicht zur Unge- buͤhr geführet. Denn ſo der Großmuͤthige Welt-Monarch Alexander den toͤdtlichen Abgang ſeines Monſtroſiſchen Buce- phali, ſchmertzlich empfunden/ und ihm/ wie D. Matth. Zim- mer man in ſeinen Analectis (Menſe V. p. 278.) aus Strabone (lib. 15.) und Plinio (lib. 6. c. 20.) gedencket/ ein praͤchtiges Be- graͤbnuͤs ausrichten laſſen; Der gleichen Naͤrriſche Gedancken auch der Keyſer Hadrianus gehabt/ welcher die Pferde und Hunde dergeſtalt geliebet/ daß er ſie nicht allein nach ihren Ab- ſterben beerdigen; Sondern ihnen gar praͤchtige Epitaphia und Grab-Mahle aufrichten laſſen. Warum wolte man denn de- nen hinterbliebenen verargen/ den ſeelig-verſtorbenen Herrn Burgemeiſter auf Chriſt-gebuͤhrliche weiſe zubeklagen? Zu- mahlen durch ſein Sterben/ durch ſeinen nach GOttes Willen aus der Welt-Herberge genommenen Abſchied/ der hinterblie- benen Schmertz-betruͤbten Frauen Burger meiſterin entriſſen worden. Eine liebe Ehe-Crone. Die Crone ihres Haupts iſt herab gefallen/ Thren. V. v. 16, die Haus-Sonne iſt ver- dunckelt und giebet eine ſtarcke Trauer-Finſternuͤß. Denen hin- terbliebenen Kindern und Kindes Kindern. Eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508453
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508453/6
Zitationshilfe: Francisci, Martinus: Des Sterbens Gewißheit und Der hinterbliebenden Zufriedenheit. [Musckaw], [1675], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508453/6>, abgerufen am 24.11.2024.