Mahler, Georg Ernst: Entwurff oder Merckbild Eines Gottergebenen Christen-Menschen. Freyberg, 1675.Leichen-Predigt. letztes Gewissen gegen seine von dem Allerhöchsten Anvertraute Heerde zu habenund zu behalten. Von dem Bischoffe zu Caesarien dem heil. Basilio rühmet Nazianzenus, Wie wir nun alle und ingesambt diesen Fall billiger massen beseufftzen/ also Nichts weniger beklagen ihn die Herrn Collegae unserer Schulen. Massen Vornehmlich aber schwimmet in Betrübnüß als in einen Angst-Meer das tzen
Leichen-Predigt. letztes Gewiſſen gegen ſeine von dem Allerhoͤchſten Anvertraute Heerde zu habenund zu behalten. Von dem Biſchoffe zu Cæſarien dem heil. Baſilio ruͤhmet Nazianzenus, Wie wir nun alle und ingeſambt dieſen Fall billiger maſſen beſeufftzen/ alſo Nichts weniger beklagen ihn die Herrn Collegæ unſerer Schulen. Maſſen Vornehmlich aber ſchwimmet in Betruͤbnuͤß als in einen Angſt-Meer das tzen
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Leichen-Predigt.
letztes Gewiſſen gegen ſeine von dem Allerhoͤchſten Anvertraute Heerde zu haben
und zu behalten.
Von dem Biſchoffe zu Cæſarien dem heil. Baſilio ruͤhmet Nazianzenus,
daß ſeine Rede ein Donner/ das Leben ein Blitz geweſen/ wodurch er in einer ar-
tigen kuͤrtze dem Biſchoffe Zeugnuͤß giebet/ daß er beydes wohlgelehret und nicht
uͤbel gelebet habe/ weil er nicht allein GOttes Wort/ das ein Donner in der
Schrifft genennet wird/ ſeinen Zuhoͤrern vorgetragen/ ſondern auch der Welt
mit guten Exempeln vorgeleuchtet. Wir beſcheiden uns/ daß der bißhero Wald-
heimiſche Biſchoff nicht eben dem Baſilio an die Seite zu ſetzen/ oder dem Moſi
zuvergleichen/ der auch mit dem Geſetze gedonnert/ doch werden wir nicht irren/ ſo
wir eben dieſes von ihm ſagen: Daß er mit der Lehre gedonnert und dem Leben ge-
blitzet habe. Weil er nicht Fabel-werck oder ſelbſt ertichtete Menſchen theidung/
ſondern GOttes Wort gelehret/ was hat er anders gethan/ als in den Hertzen
ſeiner Zuhoͤrer gedonnert: Weil er ein unſtraͤffliches und nach ſeinem Ampte ein-
gerichtetes Leben gefuͤhret biß an ſein Ende/ was that er anders/ denn daß er wie
ein Blitz/ oder wie CHriſtus redet/ wie ein Licht leuchtete? Matth. 5, 16. Dieſes
Licht/ ach leyder! iſt verloſchen/ der Blitz voruͤber und dahin/ der Nachdruck ſei-
ner Rede vergangen. Gottes Knecht Gericcius iſt geſtorben!
Wie wir nun alle und ingeſambt dieſen Fall billiger maſſen beſeufftzen/ alſo
abſonderlich ein Ehrwuͤrdiges Miniſterium hieſiger Inſpection, meine Vielge-
ehrteſten Herrn Confratres. Denn ſie an den Herrn Inſpectore gehabt/ was
ſage ich gehabt/ verlohren einen natuͤrlichen Vater und wohlverſtaͤndigen Rath-
geber/ bey dem ſie ſich in zweiffelhafftigen Faͤllen Raths erholet/ der vor ſie geſor-
get und gewacht/ und mit auffrichtiger Liebe ihnen begegnet.
Nichts weniger beklagen ihn die Herrn Collegæ unſerer Schulen. Maſſen
er nebenſt ihnen fleißig geſorget/ wie die liebe Jugend in wahrer Gottesfurcht/
guten Kuͤnſten und nach Orts Gelegenheit/ Sprachen und wohlanſtaͤndigen
Sitten treulich angewieſen wuͤrde/ daß ſie erwachſen moͤchte zu Baͤumen der
Gerechtigkeit und Pflantzen des Herrn zum Preiß/ Eſ. 62/3.
Vornehmlich aber ſchwimmet in Betruͤbnuͤß als in einen Angſt-Meer das
blutende Hertz der hochbetruͤbten Frau Witwe. Sie muß zwar ihren Jammer
in das weite Buch ſchreiben/ das da heiſt/ ich will ſchweigen und meinen Mund
nicht auffthun/ der HErr wirds wohl machen/ Pſ. 39/14. Wenn ſie aber etlicher
maſſen ihr weites Weh durch meine Wenigkeit zuverſtehen geben ſoll/ beſeufftzet
ſie die abgeriſſene helffte ihres Hertzens/ mit dem ſie in die zwey und viertzig Jahr
in einen erwuͤnſchten und geſegneten Ehe-Paradies gelebet. Sie beſeufftzet ih-
ren unverdroſſenen Haußwirth. Der einer gantzen Gemeine mit ſo groſſen Nu-
tzen
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