Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heinitz, Samuel: De Voluntate Dei, Von Gottes Willen. Oels, 1622.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche
Tische reinen Wein einschenckt/ dem Gesindlein aber am
Nebentische die Neygen/ vnd trübe Hefen: Also Gott auch
mit den Menschenkindern handelt: Seinen lieben Tisch-
gästen vnd Kindern/ Calicem amoris, den Liebe Kelch
darreicht/ den Gottlosen aber vnd Teufels gesindlein/ Ca-
licem furoris,
den Kelch oder Becher seines Zorns/ das sie
die Hefen/ den Ewigen todt/ das Hellische fewer vnd alles
Esaiae 51.
v.
17. 22.
Hertzeleyd daran sauffen/ davon im Propheten Esaia am 51.
Cap. stehet: Du hast von der Hand des HERREN den
Kelch seines Grimmes getruncken/ die Hefen des Taumel-
Jerem. 25.
v. 15.
Apoc. 14.
v.
10.
kelchs hast du auß getruncken/ vnd die Tropffen gelecket.
Derogleichen auch Jeremiae am 25. vnd Apocal. am 14.
zufinden.

Wie aber auch ein Wirth od Weinschenck nicht allzeit
lieblichen süssen Wein/ sondern auch sauren vnnd herben
Wein seinen Gästen auffträgt/ also gibt Gott vns seinen
Gläubigen nicht selten Calicem amaroris seu doloris,
einen sauren herben Wein oder bittern Creutzkelch/ darüber
vns die Augen vbergehen/ ja wol die Seele thut außgehen/
welchen aber Christus vns zuvor Credentzet hat/ das er vns
muß ein heylsamer Kelch sein/ darauff die Höchste Lieblig-
keit vnd Süssigkeit erfolget. Jnmassen Hertzog Heinrichs
Jllustris Gemahlin Fräwlein Agnes/ eine geborne Königin
auß Böhmen erfahren/ denn als sie Todtkranck lag/ Träu-
mete jhr/ das jhr ein Engel einen güldenen Becher gebracht/
den sie gekostet/ vnd gesaget: Ach wie ein herber Trunck ist
doch dieses? Darauff der Engel geantwortet. Freylich ists
ein herber Trunck/ aber bald wird darauff ein grosse Süssig-
keit folgen. Solchen Traum hat sie jhrem gnedigen Herren
erzehlet/ vnd ist nach den kurtzen vergänglichen Todes-
schmertzen süsse eingeschlaffen.

Wie

Chriſtliche
Tiſche reinen Wein einſchenckt/ dem Geſindlein aber am
Nebentiſche die Neygen/ vnd truͤbe Hefen: Alſo Gott auch
mit den Menſchenkindern handelt: Seinen lieben Tiſch-
gaͤſten vnd Kindern/ Calicem amoris, den Liebe Kelch
darꝛeicht/ den Gottloſen aber vnd Teufels geſindlein/ Ca-
licem furoris,
den Kelch oder Becher ſeines Zoꝛns/ das ſie
die Hefen/ den Ewigen todt/ das Helliſche fewer vnd alles
Eſaiæ 51.
v.
17. 22.
Hertzeleyd daran ſauffen/ davon im Pꝛopheten Eſaia am 51.
Cap. ſtehet: Du haſt von der Hand des HERREN den
Kelch ſeines Grimmes getruncken/ die Hefen des Taumel-
Jerem. 25.
v. 15.
Apoc. 14.
v.
10.
kelchs haſt du auß getruncken/ vnd die Tropffen gelecket.
Derogleichen auch Jeremiæ am 25. vnd Apocal. am 14.
zufinden.

Wie aber auch ein Wirth oď Weinſchenck nicht allzeit
lieblichen ſuͤſſen Wein/ ſondern auch ſauren vnnd herben
Wein ſeinen Gaͤſten aufftraͤgt/ alſo gibt Gott vns ſeinen
Glaͤubigen nicht ſelten Calicem amaroris ſeu doloris,
einen ſauren herbẽ Wein oder bittern Creutzkelch/ daruͤber
vns die Augen vbergehen/ ja wol die Seele thut außgehen/
welchen aber Chꝛiſtus vns zuvor Credentzet hat/ das er vns
muß ein heylſamer Kelch ſein/ darauff die Hoͤchſte Lieblig-
keit vnd Suͤſſigkeit erfolget. Jnmaſſen Hertzog Heinrichs
Jlluſtris Gemahlin Fꝛaͤwlein Agnes/ eine geboꝛne Koͤnigin
auß Boͤhmen erfahꝛen/ denn als ſie Todtkranck lag/ Traͤu-
mete jhꝛ/ das jhꝛ ein Engel einen guͤldenen Becher gebꝛacht/
den ſie gekoſtet/ vnd geſaget: Ach wie ein herber Trunck iſt
doch dieſes? Darauff der Engel geantwortet. Freylich iſts
ein herber Trunck/ aber bald wird darauff ein groſſe Suͤſſig-
keit folgen. Solchen Traum hat ſie jhrem gnedigen Herꝛen
erzehlet/ vnd iſt nach den kurtzen vergaͤnglichen Todes-
ſchmertzen ſuͤſſe eingeſchlaffen.

Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="preface" n="2">
          <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><fw place="top" type="header">Chri&#x017F;tliche</fw><lb/>
Ti&#x017F;che reinen Wein ein&#x017F;chenckt/ dem Ge&#x017F;indlein aber am<lb/>
Nebenti&#x017F;che die Neygen/ vnd tru&#x0364;be Hefen: Al&#x017F;o Gott auch<lb/>
mit den Men&#x017F;chenkindern handelt: Seinen lieben Ti&#x017F;ch-<lb/>
ga&#x0364;&#x017F;ten vnd Kindern/ <hi rendition="#aq">Calicem amoris,</hi> den Liebe Kelch<lb/>
dar&#xA75B;eicht/ den Gottlo&#x017F;en aber vnd Teufels ge&#x017F;indlein/ <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
licem furoris,</hi> den Kelch oder Becher &#x017F;eines Zo&#xA75B;ns/ das &#x017F;ie<lb/>
die Hefen/ den Ewigen todt/ das Helli&#x017F;che fewer vnd alles<lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">E&#x017F;aiæ 51.<lb/>
v.</hi> 17. 22.</hi></note>Hertzeleyd daran &#x017F;auffen/ davon im P&#xA75B;opheten <hi rendition="#aq">E&#x017F;aia</hi> am 51.<lb/>
Cap. &#x017F;tehet: Du ha&#x017F;t von der Hand des <hi rendition="#g">HERREN</hi> den<lb/>
Kelch &#x017F;eines Grimmes getruncken/ die Hefen des Taumel-<lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Jerem. 25.<lb/>
v. 15.<lb/>
Apoc. 14.<lb/>
v.</hi> 10.</hi></note>kelchs ha&#x017F;t du auß getruncken/ vnd die Tropffen gelecket.<lb/>
Derogleichen auch <hi rendition="#aq">Jeremiæ</hi> am 25. vnd <hi rendition="#aq">Apocal.</hi> am 14.<lb/>
zufinden.</p><lb/>
          <p>Wie aber auch ein Wirth o&#x010F; Wein&#x017F;chenck nicht allzeit<lb/>
lieblichen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Wein/ &#x017F;ondern auch &#x017F;auren vnnd herben<lb/>
Wein &#x017F;einen Ga&#x0364;&#x017F;ten aufftra&#x0364;gt/ al&#x017F;o gibt Gott vns &#x017F;einen<lb/>
Gla&#x0364;ubigen nicht &#x017F;elten <hi rendition="#aq">Calicem amaroris &#x017F;eu doloris,</hi><lb/>
einen &#x017F;auren herbe&#x0303; Wein oder bittern Creutzkelch/ daru&#x0364;ber<lb/>
vns die Augen vbergehen/ ja wol die Seele thut außgehen/<lb/>
welchen aber Ch&#xA75B;i&#x017F;tus vns zuvor Credentzet hat/ das er vns<lb/>
muß ein heyl&#x017F;amer Kelch &#x017F;ein/ darauff die Ho&#x0364;ch&#x017F;te Lieblig-<lb/>
keit vnd Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit erfolget. Jnma&#x017F;&#x017F;en Hertzog Heinrichs<lb/><hi rendition="#aq">Jllu&#x017F;tris</hi> Gemahlin F&#xA75B;a&#x0364;wlein Agnes/ eine gebo&#xA75B;ne Ko&#x0364;nigin<lb/>
auß Bo&#x0364;hmen erfah&#xA75B;en/ denn als &#x017F;ie Todtkranck lag/ Tra&#x0364;u-<lb/>
mete jh&#xA75B;/ das jh&#xA75B; ein Engel einen gu&#x0364;ldenen Becher geb&#xA75B;acht/<lb/>
den &#x017F;ie geko&#x017F;tet/ vnd ge&#x017F;aget: Ach wie ein herber Trunck i&#x017F;t<lb/>
doch die&#x017F;es? Darauff der Engel geantwortet. Freylich i&#x017F;ts<lb/>
ein herber Trunck/ aber bald wird darauff ein gro&#x017F;&#x017F;e Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig-<lb/>
keit folgen. Solchen Traum hat &#x017F;ie jhrem gnedigen Her&#xA75B;en<lb/>
erzehlet/ vnd i&#x017F;t nach den kurtzen verga&#x0364;nglichen Todes-<lb/>
&#x017F;chmertzen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e einge&#x017F;chlaffen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[4]/0004] Chriſtliche Tiſche reinen Wein einſchenckt/ dem Geſindlein aber am Nebentiſche die Neygen/ vnd truͤbe Hefen: Alſo Gott auch mit den Menſchenkindern handelt: Seinen lieben Tiſch- gaͤſten vnd Kindern/ Calicem amoris, den Liebe Kelch darꝛeicht/ den Gottloſen aber vnd Teufels geſindlein/ Ca- licem furoris, den Kelch oder Becher ſeines Zoꝛns/ das ſie die Hefen/ den Ewigen todt/ das Helliſche fewer vnd alles Hertzeleyd daran ſauffen/ davon im Pꝛopheten Eſaia am 51. Cap. ſtehet: Du haſt von der Hand des HERREN den Kelch ſeines Grimmes getruncken/ die Hefen des Taumel- kelchs haſt du auß getruncken/ vnd die Tropffen gelecket. Derogleichen auch Jeremiæ am 25. vnd Apocal. am 14. zufinden. Eſaiæ 51. v. 17. 22. Jerem. 25. v. 15. Apoc. 14. v. 10. Wie aber auch ein Wirth oď Weinſchenck nicht allzeit lieblichen ſuͤſſen Wein/ ſondern auch ſauren vnnd herben Wein ſeinen Gaͤſten aufftraͤgt/ alſo gibt Gott vns ſeinen Glaͤubigen nicht ſelten Calicem amaroris ſeu doloris, einen ſauren herbẽ Wein oder bittern Creutzkelch/ daruͤber vns die Augen vbergehen/ ja wol die Seele thut außgehen/ welchen aber Chꝛiſtus vns zuvor Credentzet hat/ das er vns muß ein heylſamer Kelch ſein/ darauff die Hoͤchſte Lieblig- keit vnd Suͤſſigkeit erfolget. Jnmaſſen Hertzog Heinrichs Jlluſtris Gemahlin Fꝛaͤwlein Agnes/ eine geboꝛne Koͤnigin auß Boͤhmen erfahꝛen/ denn als ſie Todtkranck lag/ Traͤu- mete jhꝛ/ das jhꝛ ein Engel einen guͤldenen Becher gebꝛacht/ den ſie gekoſtet/ vnd geſaget: Ach wie ein herber Trunck iſt doch dieſes? Darauff der Engel geantwortet. Freylich iſts ein herber Trunck/ aber bald wird darauff ein groſſe Suͤſſig- keit folgen. Solchen Traum hat ſie jhrem gnedigen Herꝛen erzehlet/ vnd iſt nach den kurtzen vergaͤnglichen Todes- ſchmertzen ſuͤſſe eingeſchlaffen. Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508236
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508236/4
Zitationshilfe: Heinitz, Samuel: De Voluntate Dei, Von Gottes Willen. Oels, 1622, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508236/4>, abgerufen am 18.12.2024.