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Milichius, Daniel: Justorum descriptio et conditio. Oels, 1617.

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Christl: Leich vnd Ehrenpredigt.
Landt vnnd Stadt ergehen soll/ durch den Zeitlchen todt
hinweg nehmen vnnd raffen wolle: Damit sie solches
Vnglück mit jhren Sichtigen Augen nicht sehen dürfften.
Darvon redet nun die Heylige Schrifft also: Esaiae am 26.Esa: 26.
Gehe hin mein Volck inn eine Kammer/ vnnd schleuß die
Thür nach dir zu/ Vorbirge dich ein kleinen Augenblick/
biß der Zorn vorüber gehe. Salomon saget im Buche derSap. 4.
Weisheit/ (welches sonst auch Philoni zu gemessen vnd zu
geschrieben wirdt) im 4. Capitel also: Der Gerechte ge-
fellet Gott wol/ vnd ist jhm Lieb/ vnd wird weggenommen
auß dem Leben vnter den Sündern/ vnd wird hingerückt/
das die Boßheit seinen verstandt nicht verkehre/ noch falsche
Lehre seine Seele betriege. Vnd in den Abgelesenen worten/
redet der Geistreiche Prophet also: Aber der Gerechte
kommet vmb/ vnd niemandt ist/ der es zu hertzen
nehme/ vnnd heylige Leute werden auffgerafft/
vnd niemandt achtet darauff.
Solchen Proceß hat
auch Gott der Allmächtige mit dieser Gegenwertigen Hoch
Adelichen Matron gehalten/ inn deme Er dieselbe Plötzlich
vnd vnversehens auß diesem Jammerthal vor dem Zukünff-
tigem vnglücke/ so vns vnd die vnserigen der begangenen
Sünden halben betreffen soll/ Hinweg genommen hat/
Derowegen Jch mir auch diesen abgelesenen Text bey jhremTextaus
causae.

Leich begängnüß zweyer Vrsachen halben zu erklären vor-
genommen habe.

I. Propter Textaus cum defuncta convenientiam.
Das solcher Text gar wol auff diese verstorbene Leiche kan
gezogen werden.

II. Propter consolationis in textu comprehensae
flagrantiam;
Wegen des reichen Trostes/ so inn diesen

Worten
B

Chriſtl: Leich vnd Ehrenpredigt.
Landt vnnd Stadt ergehen ſoll/ durch den Zeitlchen todt
hinweg nehmen vnnd raffen wolle: Damit ſie ſolches
Vngluͤck mit jhꝛen Sichtigen Augen nicht ſehen duͤrfften.
Darvon redet nun die Heylige Schrifft alſo: Eſaiæ am 26.Eſa: 26.
Gehe hin mein Volck inn eine Kammer/ vnnd ſchleuß die
Thuͤr nach dir zu/ Vorbirge dich ein kleinen Augenblick/
biß der Zoꝛn voruͤber gehe. Salomon ſaget im Buche derSap. 4.
Weisheit/ (welches ſonſt auch Philoni zu gemeſſen vnd zu
geſchrieben wirdt) im 4. Capitel alſo: Der Gerechte ge-
fellet Gott wol/ vnd iſt jhm Lieb/ vnd wird weggenommen
auß dem Leben vnter den Suͤndern/ vnd wird hingeruͤckt/
das die Boßheit ſeinen verſtandt nicht verkehꝛe/ noch falſche
Lehꝛe ſeine Seele betriege. Vnd in den Abgeleſenen woꝛten/
redet der Geiſtreiche Pꝛophet alſo: Aber der Gerechte
kommet vmb/ vnd niemandt iſt/ der es zu hertzen
nehme/ vnnd heylige Leute werden auffgerafft/
vnd niemandt achtet darauff.
Solchen Pꝛoceß hat
auch Gott der Allmaͤchtige mit dieſer Gegenwertigen Hoch
Adelichen Matron gehalten/ inn deme Er dieſelbe Ploͤtzlich
vnd vnverſehens auß dieſem Jammerthal vor dem Zukuͤnff-
tigem vngluͤcke/ ſo vns vnd die vnſerigen der begangenen
Suͤnden halben betreffen ſoll/ Hinweg genommen hat/
Derowegen Jch mir auch dieſen abgeleſenen Text bey jhꝛemTextûs
cauſæ.

Leich begaͤngnuͤß zweyer Vrſachen halben zu erklaͤren vor-
genommen habe.

I. Propter Textûs cum defunctâ convenientiam.
Das ſolcher Text gar wol auff dieſe verſtoꝛbene Leiche kan
gezogen werden.

II. Propter conſolationis in textu comprehenſæ
flagrantiam;
Wegen des reichen Troſtes/ ſo inn dieſen

Woꝛten
B
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Zitationshilfe: Milichius, Daniel: Justorum descriptio et conditio. Oels, 1617, S. [9]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508193/9>, abgerufen am 16.04.2024.