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Niger, Bartholomäus: Christliche Leichpredigt. Brieg, 1610.

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threne lassen/ Heimlich magstu seuff-prohibe-
tur de-
flere de-
natam
coniugen.

tzen/ Aber keine todten klage führen/
sondern du solt deinen schmuck anlegen/
vnnd deine Schuch anziehen/ du solt
deinen Mund nicht vorhüllen/ vnnd
nicht das trawer Brod essen.

Die summa dieser worte ist/ das Ezechiel
keine offentliche klage vber seinem vorstorbenem
Weibe führen solle. Es scheinet aber die verbott
Gottes nicht alleine streiten wider die Natur des
Menschen/ welche zum mitleiden inn des nechsten
vnglücklichem zustand geschaffen ist: Sondern es
streitet auch wider dieses/ was Syrach cap. 38. be-
fihlet. Mein Kind wenn einer stürbet/ so beweine
jhn/ vnd klage jhn/ als sey dir gros leidt geschehen.
Ibidem du solt bitterlich weinen vnd hertzlich be-
trübet sein/ vnd leide tragen.

Hiebey ist zu wissen/ wenn Gott hie dem Pro-
pheten verbiete sein verstorbenes Eheweib zu kla-
gen/ so wolle er nicht in gemeine das leidt vber den
verstorbenen einzunemen gemeinet haben/ sondern
es hat hie (wie oben auch vormeldet) eine andeu-
tung sein sollen/ das man bey dem beuorstehenden
vnglück oder Babylonischen Gefengnüs/ welches
die Juden mit jhren sünden vordienet hatten/ auch

kein
C ij

threne laſſen/ Heimlich magſtu ſeuff-prohibe-
tur de-
flere de-
natam
coniugẽ.

tzen/ Aber keine todten klage fuͤhren/
ſondern du ſolt deinen ſchmuck anlegen/
vnnd deine Schuch anziehen/ du ſolt
deinen Mund nicht vorhuͤllen/ vnnd
nicht das trawer Brod eſſen.

Die ſumma dieſer worte iſt/ das Ezechiel
keine offentliche klage vber ſeinem vorſtorbenem
Weibe fuͤhren ſolle. Es ſcheinet aber die verbott
Gottes nicht alleine ſtreiten wider die Natur des
Menſchen/ welche zum mitleiden inn des nechſten
vngluͤcklichem zuſtand geſchaffen iſt: Sondern es
ſtreitet auch wider dieſes/ was Syrach cap. 38. be-
fihlet. Mein Kind wenn einer ſtuͤrbet/ ſo beweine
jhn/ vnd klage jhn/ als ſey dir gros leidt geſchehen.
Ibidem du ſolt bitterlich weinen vnd hertzlich be-
truͤbet ſein/ vnd leide tragen.

Hiebey iſt zu wiſſen/ wenn Gott hie dem Pro-
pheten verbiete ſein verſtorbenes Eheweib zu kla-
gen/ ſo wolle er nicht in gemeine das leidt vber den
verſtorbenen einzunemen gemeinet haben/ ſondern
es hat hie (wie oben auch vormeldet) eine andeu-
tung ſein ſollen/ das man bey dem beuorſtehenden
vngluͤck oder Babyloniſchen Gefengnuͤs/ welches
die Juden mit jhren ſuͤnden vordienet hatten/ auch

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[[19]/0019] threne laſſen/ Heimlich magſtu ſeuff- tzen/ Aber keine todten klage fuͤhren/ ſondern du ſolt deinen ſchmuck anlegen/ vnnd deine Schuch anziehen/ du ſolt deinen Mund nicht vorhuͤllen/ vnnd nicht das trawer Brod eſſen. prohibe- tur de- flere de- natam coniugẽ. Die ſumma dieſer worte iſt/ das Ezechiel keine offentliche klage vber ſeinem vorſtorbenem Weibe fuͤhren ſolle. Es ſcheinet aber die verbott Gottes nicht alleine ſtreiten wider die Natur des Menſchen/ welche zum mitleiden inn des nechſten vngluͤcklichem zuſtand geſchaffen iſt: Sondern es ſtreitet auch wider dieſes/ was Syrach cap. 38. be- fihlet. Mein Kind wenn einer ſtuͤrbet/ ſo beweine jhn/ vnd klage jhn/ als ſey dir gros leidt geſchehen. Ibidem du ſolt bitterlich weinen vnd hertzlich be- truͤbet ſein/ vnd leide tragen. Hiebey iſt zu wiſſen/ wenn Gott hie dem Pro- pheten verbiete ſein verſtorbenes Eheweib zu kla- gen/ ſo wolle er nicht in gemeine das leidt vber den verſtorbenen einzunemen gemeinet haben/ ſondern es hat hie (wie oben auch vormeldet) eine andeu- tung ſein ſollen/ das man bey dem beuorſtehenden vngluͤck oder Babyloniſchen Gefengnuͤs/ welches die Juden mit jhren ſuͤnden vordienet hatten/ auch kein C ij

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Zitationshilfe: Niger, Bartholomäus: Christliche Leichpredigt. Brieg, 1610, S. [19]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508123/19>, abgerufen am 27.04.2024.