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Bahn, Nikolaus: Das unschuldig vergoßne Blut. [Pirna], [1701].

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Das unschuldig vergossene Blut.
in h. I. Tarnovii Comment. in Jonam p. 28. Interim de Sortibus Biblicis
conf. Joh. Morinum de Sacris Ecclesiae Ordinationibus p. 11. n. 75. Sten-
gel. de judiciis divinis p. 1. c. 34.)

Nachdem nun die erwehnte Schiff-Leute diesen Jonam scharff genug
examiniret/ wer er wäre/ und woher er komme/ Jonas selbsten sich
auch gantz willig drein ergabe/ und zu ihnen sagte: Nehmet mich/
und werffet mich ins Meer/ so wird euch das Meer stille wer-
den/ denn ich weiß/ daß solches groß Ungewitter über euch kommt
um meinet willen/
v. 12. Siehe/ so fingen sie alle an gantz jämmerlich
und erbärmlich zu seuffzen: Ach HErr/ laß uns nicht verderben um
dieses Mannes Seele willen/ und rechne uns nicht zu unschuldig
Blut!
Hatten zu vorher diese Schiff-Leute ihreGötzen um Hülffe an-
geschrien/ wie dann die meisten Ausleger diese Schiff-Leute unter die
offenbahren Abgötter und Heyden rechnen/ (lege D. Mäyers Ham-
burgisches Ninive/ pag. m. 116. it Strigenitii Conc. in Jonam,
Conc. 29. p. 129. b
) so wenden sie sich itzo zu dem wahren und ewi-
gen GOtt/ den sie aus Jonae Bekäntniß hatten lernen erkennen/ sie lies-
sen ihre andere Götter fahren/ und rieffen aus allen Kräfften: Ach
HErr/ laß uns nicht verderben um dieses Mannes Seele wil-
len/ und rechne uns nicht zu unschuldig Blut.
Recht eiffrig bethen
sie zu GOtt/ welches das Wörtgen [kahswaakah] anzeiget. Ach Jammer! Ach
Angst! ach Noth! Ach HErr! du wahrer lebendiger GOtt/ der du das
Meer und das Trocken gemacht/ Himmel und Erden erschaffen hast/ laß
uns nicht verderben. [shiicetwaakahtwaa] Rotte uns nicht gar aus mitStrumpff und
Stiel/ wie es also von dem gäntzlichen Verderben der Stadt Babel ge-
lesen wird Jer. 51, 55. um dieses Mannes Seele willen. Sollen wir
denn alle mit einander um des einzigen frembden Mannes willen um-
kommen und ersauffen? Dieser Ebräer gestehets selbsten/ daß er an allen
Schuld sey/ das Loß hat i[h]n getroffen/ ja es ist selbsten auch sein guter
Wille/ daß wir ihn ins Meer werffen sollen/ darümb rechne uns nicht
zu unschuldig Blut. Sie nennen Jonam ein unschuldiges Blut/ nicht
der Meynung/ daß sie seine Flucht und Ungehorsam hiermit entschul-
digen wolten/ als hätte er damit denTod und solche Straffe nicht ver-

schul-
B
Das unſchuldig vergoſſene Blut.
in h. I. Tarnovii Comment. in Jonam p. 28. Interim de Sortibus Biblicis
conf. Joh. Morinum de Sacris Eccleſiæ Ordinationibus p. 11. n. 75. Sten-
gel. de judiciis divinis p. 1. c. 34.)

Nachdem nun die erwehnte Schiff-Leute dieſen Jonam ſcharff genug
examiniret/ wer er waͤre/ und woher er komme/ Jonas ſelbſten ſich
auch gantz willig drein ergabe/ und zu ihnen ſagte: Nehmet mich/
und werffet mich ins Meer/ ſo wird euch das Meer ſtille wer-
den/ denn ich weiß/ daß ſolches groß Ungewitter uͤber euch kom̃t
um meinet willen/
v. 12. Siehe/ ſo fingen ſie alle an gantz jaͤm̃erlich
und erbaͤrmlich zu ſeuffzen: Ach HErr/ laß uns nicht verderben um
dieſes Mañes Seele willen/ und rechne uns nicht zu unſchuldig
Blut!
Hatten zu vorher dieſe Schiff-Leute ihreGoͤtzen um Huͤlffe an-
geſchrien/ wie dann die meiſten Ausleger dieſe Schiff-Leute unter die
offenbahren Abgoͤtter und Heyden rechnen/ (lege D. Maͤyers Ham-
burgiſches Ninive/ pag. m. 116. it Strigenitii Conc. in Jonam,
Conc. 29. p. 129. b
) ſo wenden ſie ſich itzo zu dem wahren und ewi-
gen GOtt/ den ſie aus Jonæ Bekaͤntniß hatten lernen erkennen/ ſie lieſ-
ſen ihre andere Goͤtter fahren/ und rieffen aus allen Kraͤfften: Ach
HErr/ laß uns nicht verderben um dieſes Mannes Seele wil-
len/ und rechne uns nicht zu unſchuldig Blut.
Recht eiffrig bethen
ſie zu GOtt/ welches das Woͤrtgen [ᒈᔄᒈ] anzeiget. Ach Jam̃er! Ach
Angſt! ach Noth! Ach HErr! du wahrer lebendiger GOtt/ der du das
Meer und das Trocken gemacht/ Him̃el und Erden erſchaffen haſt/ laß
uns nicht verderben. [ᔒᒉᑣᒈᑤ] Rotte uns nicht gar aus mitStrumpff und
Stiel/ wie es alſo von dem gaͤntzlichen Verderben der Stadt Babel ge-
leſen wird Jer. 51, 55. um dieſes Mannes Seele willen. Sollen wir
denn alle mit einander um des einzigen frembden Mannes willen um-
kom̃en und erſauffen? Dieſer Ebraͤer geſtehets ſelbſten/ daß er an allen
Schuld ſey/ das Loß hat i[h]n getroffen/ ja es iſt ſelbſten auch ſein guter
Wille/ daß wir ihn ins Meer werffen ſollen/ daruͤmb rechne uns nicht
zu unſchuldig Blut. Sie nennen Jonam ein unſchuldiges Blut/ nicht
der Meynung/ daß ſie ſeine Flucht und Ungehorſam hiermit entſchul-
digen wolten/ als haͤtte er damit denTod und ſolche Straffe nicht ver-

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Zitationshilfe: Bahn, Nikolaus: Das unschuldig vergoßne Blut. [Pirna], [1701], S. 9[7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/421583/7>, abgerufen am 19.04.2024.