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Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704].

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Abdanckungs-Rede.
eben diß ist gar nichts Neues. Es hat schon der Patriarch
Jacob solchen Bau seiner Hauß-Ehre der Rahel zum Ge-
dächtnüs fürgenommen. Denen Propheten ist dergleichen
Ehre auch begegnet. Von den Persianern wird gerühmet/
daß sie an ihren Grab-Städten die zurüstgehende Son-
ne/ die nur noch wenig Strahlen von sich blicken läst/ abge-
bildet/ und diß eintzige Wort hinzu gesetzet: Orietur, sie
wird wider anffgehen.
Die sinnreichen Egyptier ha-
ben über den Gräbern der Jhrigen den Vogel Phoenix vor-
gestellet/ mit der Beyschrifft: Evolabit: Er wird sich
wider in die Höhe schwingen.
Auf Alexandri M. Leich-
Stein sahe man das gefässelte Asia und Africa, mit diesem
Beywort außgeätzt: Victoria Alexandri: Diß ist der
Sieg
Alexanders. Des vortrefflichen Griechischen Feld-
Herrns Leonidis Gebeine wurden in ein kostbares Mau-
soleum
versetzet/ mit dieser Schrifft: Speculum bene Me-
ritorum de Patria:
Ein Contrafeit derer/ die sich um
das Vaterland wolverdienet.
Vom Kayser Carolo
M.
wird erzehlet/ daß/ als man ihn auff seinem Tod-Bette
gefraget/ was er für ein Sieges-Zeichen nach seinem Tode
auf sein Grab verlangte? Er geantwortet: Kein anders/
als des Todes. Denn der Tod/ sprach er/ ist die Groß-
mächtige Kayserin/ welche über alle meine Helden-
Thaten
triumphiret/ und sie zu nichte machet. Johan-
nes Russelius,
ein Engelländer/ lies über dem Grabe seiner
Tochter eine Säule auffrichten/ mit ihrem Bildnüs und die-
ser Uberschrifft: Dormit, non mortua: Sie ist nicht
tod/ sondern schläfft.

Nun

Abdanckungs-Rede.
eben diß iſt gar nichts Neues. Es hat ſchon der Patriarch
Jacob ſolchen Bau ſeiner Hauß-Ehre der Rahel zum Ge-
daͤchtnuͤs fuͤrgenommen. Denen Propheten iſt dergleichen
Ehre auch begegnet. Von den Perſianern wird geruͤhmet/
daß ſie an ihren Grab-Staͤdten die zuruͤſtgehende Son-
ne/ die nur noch wenig Strahlen von ſich blicken laͤſt/ abge-
bildet/ und diß eintzige Wort hinzu geſetzet: Orietur, ſie
wird wider anffgehen.
Die ſinnreichen Egyptier ha-
ben uͤber den Graͤbern der Jhrigen den Vogel Phœnix vor-
geſtellet/ mit der Beyſchrifft: Evolabit: Er wird ſich
wider in die Hoͤhe ſchwingen.
Auf Alexandri M. Leich-
Stein ſahe man das gefaͤſſelte Aſia und Africa, mit dieſem
Beywort außgeaͤtzt: Victoria Alexandri: Diß iſt der
Sieg
Alexanders. Des vortrefflichen Griechiſchen Feld-
Herrns Leonidis Gebeine wurden in ein koſtbares Mau-
ſoleum
verſetzet/ mit dieſer Schrifft: Speculum benè Me-
ritorum de Patria:
Ein Contrafeit derer/ die ſich um
das Vaterland wolverdienet.
Vom Kayſer Carolo
M.
wird erzehlet/ daß/ als man ihn auff ſeinem Tod-Bette
gefraget/ was er fuͤr ein Sieges-Zeichen nach ſeinem Tode
auf ſein Grab verlangte? Er geantwortet: Kein anders/
als des Todes. Deñ der Tod/ ſprach er/ iſt die Groß-
maͤchtige Kayſerin/ welche uͤber alle meine Helden-
Thaten
triumphiret/ und ſie zu nichte machet. Johan-
nes Ruſſelius,
ein Engellaͤnder/ lies uͤber dem Grabe ſeiner
Tochter eine Saͤule auffrichten/ mit ihrem Bildnuͤs und die-
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tod/ ſondern ſchlaͤfft.

Nun
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[4/0004] Abdanckungs-Rede. eben diß iſt gar nichts Neues. Es hat ſchon der Patriarch Jacob ſolchen Bau ſeiner Hauß-Ehre der Rahel zum Ge- daͤchtnuͤs fuͤrgenommen. Denen Propheten iſt dergleichen Ehre auch begegnet. Von den Perſianern wird geruͤhmet/ daß ſie an ihren Grab-Staͤdten die zuruͤſtgehende Son- ne/ die nur noch wenig Strahlen von ſich blicken laͤſt/ abge- bildet/ und diß eintzige Wort hinzu geſetzet: Orietur, ſie wird wider anffgehen. Die ſinnreichen Egyptier ha- ben uͤber den Graͤbern der Jhrigen den Vogel Phœnix vor- geſtellet/ mit der Beyſchrifft: Evolabit: Er wird ſich wider in die Hoͤhe ſchwingen. Auf Alexandri M. Leich- Stein ſahe man das gefaͤſſelte Aſia und Africa, mit dieſem Beywort außgeaͤtzt: Victoria Alexandri: Diß iſt der Sieg Alexanders. Des vortrefflichen Griechiſchen Feld- Herrns Leonidis Gebeine wurden in ein koſtbares Mau- ſoleum verſetzet/ mit dieſer Schrifft: Speculum benè Me- ritorum de Patria: Ein Contrafeit derer/ die ſich um das Vaterland wolverdienet. Vom Kayſer Carolo M. wird erzehlet/ daß/ als man ihn auff ſeinem Tod-Bette gefraget/ was er fuͤr ein Sieges-Zeichen nach ſeinem Tode auf ſein Grab verlangte? Er geantwortet: Kein anders/ als des Todes. Deñ der Tod/ ſprach er/ iſt die Groß- maͤchtige Kayſerin/ welche uͤber alle meine Helden- Thaten triumphiret/ und ſie zu nichte machet. Johan- nes Ruſſelius, ein Engellaͤnder/ lies uͤber dem Grabe ſeiner Tochter eine Saͤule auffrichten/ mit ihrem Bildnuͤs und die- ſer Uberſchrifft: Dormit, non mortua: Sie iſt nicht tod/ ſondern ſchlaͤfft. Nun

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Zitationshilfe: Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704], S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392456/4>, abgerufen am 20.04.2024.