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Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704].

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Leichen-Predigt.
Reiche deinem schwachen Kinde/
Das auf matten Füssen geht/
Deine Gnaden Hand geschwinde/
Bis die Angst fürüber geht.
Wie die Jugend gängle mich/
Daß der Feind nicht rühme sich/
Er hab ein solch Hertz gefället/
Das auf dich sein Hoffnung stellet.

So kommt die Leydens-Last Fleisch und Blut erschrecklich
und unerträglich vor wie dem Hiob. Der aber/ ob er wol
klagte/ doch nicht verzagte/ sondern fest an GOtt hielt
und sagte: a Ob mich der HErr gleich tödtete/ so will icha Job. 13.
v.
15.

dennoch auf ihn hoffen: Also ein frommer Christ/ ob er
wol unter der Last des Leydens/ weil er Fleisch und Blutt
hat/ ächzet/ doch erhebt er sich im Geist/ der durch das Gött-
liche Wort gestärcket wird: Dahero wenn nach dem Geist
die Leydens-Last wird angesehen/ kommet sie gar anders
vor/ nemlich

Als ver- und zuträglich. Denn sie ist nicht ein Zorn/
sondern ein Liebes-Zeichen. Welche ich lieb habe/ die züch-
tige ich/ sagt der Sohn GOttes selbst. Apoc. III. b Weilb Apoc. 3.
v.
19.

du GOtt lieb warest/ so musts so seyn/ ohne Anfechtung
kontest du nicht bleiben/ auf daß du bewehret würdest/ sagt
der Engel Raphael zu Tobia. c Dahero tröstet sich dessen/c Tob. 12.
v.
13.

das unter der Creutzes-Last ächzende Christen-Hertz/
und saget:

Ach
Leichen-Predigt.
Reiche deinem ſchwachen Kinde/
Das auf matten Fuͤſſen geht/
Deine Gnaden Hand geſchwinde/
Bis die Angſt fuͤruͤber geht.
Wie die Jugend gaͤngle mich/
Daß der Feind nicht ruͤhme ſich/
Er hab ein ſolch Hertz gefaͤllet/
Das auf dich ſein Hoffnung ſtellet.

So kom̃t die Leydens-Laſt Fleiſch und Blut erſchrecklich
und unertraͤglich vor wie dem Hiob. Der aber/ ob er wol
klagte/ doch nicht verzagte/ ſondern feſt an GOtt hielt
und ſagte: a Ob mich der HErꝛ gleich toͤdtete/ ſo will icha Job. 13.
v.
15.

dennoch auf ihn hoffen: Alſo ein frommer Chriſt/ ob er
wol unter der Laſt des Leydens/ weil er Fleiſch und Blutt
hat/ aͤchzet/ doch erhebt er ſich im Geiſt/ der durch das Goͤtt-
liche Wort geſtaͤrcket wird: Dahero wenn nach dem Geiſt
die Leydens-Laſt wird angeſehen/ kommet ſie gar anders
vor/ nemlich

Als ver- und zutraͤglich. Deñ ſie iſt nicht ein Zorn/
ſondern ein Liebes-Zeichen. Welche ich lieb habe/ die zuͤch-
tige ich/ ſagt der Sohn GOttes ſelbſt. Apoc. III. b Weilb Apoc. 3.
v.
19.

du GOtt lieb wareſt/ ſo muſts ſo ſeyn/ ohne Anfechtung
konteſt du nicht bleiben/ auf daß du bewehret wuͤrdeſt/ ſagt
der Engel Raphael zu Tobia. c Dahero troͤſtet ſich deſſen/c Tob. 12.
v.
13.

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und ſaget:

Ach
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[31/0031] Leichen-Predigt. Reiche deinem ſchwachen Kinde/ Das auf matten Fuͤſſen geht/ Deine Gnaden Hand geſchwinde/ Bis die Angſt fuͤruͤber geht. Wie die Jugend gaͤngle mich/ Daß der Feind nicht ruͤhme ſich/ Er hab ein ſolch Hertz gefaͤllet/ Das auf dich ſein Hoffnung ſtellet. So kom̃t die Leydens-Laſt Fleiſch und Blut erſchrecklich und unertraͤglich vor wie dem Hiob. Der aber/ ob er wol klagte/ doch nicht verzagte/ ſondern feſt an GOtt hielt und ſagte: a Ob mich der HErꝛ gleich toͤdtete/ ſo will ich dennoch auf ihn hoffen: Alſo ein frommer Chriſt/ ob er wol unter der Laſt des Leydens/ weil er Fleiſch und Blutt hat/ aͤchzet/ doch erhebt er ſich im Geiſt/ der durch das Goͤtt- liche Wort geſtaͤrcket wird: Dahero wenn nach dem Geiſt die Leydens-Laſt wird angeſehen/ kommet ſie gar anders vor/ nemlich a Job. 13. v. 15. Als ver- und zutraͤglich. Deñ ſie iſt nicht ein Zorn/ ſondern ein Liebes-Zeichen. Welche ich lieb habe/ die zuͤch- tige ich/ ſagt der Sohn GOttes ſelbſt. Apoc. III. b Weil du GOtt lieb wareſt/ ſo muſts ſo ſeyn/ ohne Anfechtung konteſt du nicht bleiben/ auf daß du bewehret wuͤrdeſt/ ſagt der Engel Raphael zu Tobia. c Dahero troͤſtet ſich deſſen/ das unter der Creutzes-Laſt aͤchzende Chriſten-Hertz/ und ſaget: b Apoc. 3. v. 19. c Tob. 12. v. 13. Ach

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Zitationshilfe: Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704], S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392455/31>, abgerufen am 20.04.2024.