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Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704].

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Leichen-Predigt.
als beladene Lastwagen/ so wüntschet Hiob in verlese-
nem Text seine Creutzes-Last geleget in eine Wage.

Unsere Seel. Frau von Kreckwitzin/ war eine geist-
liche Jsraelitin. Denn also werden die Gläubigen genen-
net Rom. IX. a sie gehörte zum Jsrael GOttes/ durch dena Rom. 9.
v.
7.

Glauben: b Darumb sie auch die Verhängnüsse der Jsrae-
liten erfahren müssen. Es bleibt doch dabey was JEsusb Gal. 6, 16
zu seinen Jüngern saget: Jn der Welt habt ihr Angst. cc Joh. 16.
v.
43.

Und also muste sie seyn eine Lastträgerin. Jene Last leg-
te auf der Tyrann Pharao, aber auf Göttliche Zulassung/
denn solche der Höchste schon Abraham angesaget: d Da-d Gen. 15.
v.
13.

hero wird die Aufflegung auch GOTT zugeschrieben:
Du hast auf unsere Länden eine Last gelegt. GOtt
ist es der den Frommen die Last aufflegt; es ist Christi Last.
Matth. XI. e Solche kam ihr zu tragen schwer vor/ und liese Matth.
11. v.
30.

sich bedüncken Hiob gleich zu seyn; derowegen sie seine
Worte zu Jhrem Leichen-Text erwehlet/ und mir bey ihrem
Leich-Begängnüs vorzutragen anbefohlen: Wenn man
meinen Jammer wäge/ und mein Leyden zusam-
men in eine Wage legete/ so würde es schwerer seyn
den Sand am Meer.
Wie Sie in den Davidischen
Worten/ so zu Jhrem Stations-Texte erkieset/ und bereits
geistreich außgeführet worden/ angezeiget Jhr Lächzen
nach Trost und Labsal:
Also hat Sie mit diesen Wor-
ten Hiobs, dessen Ursachen zuerkennen geben wollen/ nem-
lich die schwere Last und Trübsal unter welcher Sie
ächzet: Wenn man meinen Jammer wäge/ und
mein Leyden zusammen in eine Wage legte/ so wür-

de
B 3

Leichen-Predigt.
als beladene Laſtwagen/ ſo wuͤntſchet Hiob in verleſe-
nem Text ſeine Creutzes-Laſt geleget in eine Wage.

Unſere Seel. Frau von Kreckwitzin/ war eine geiſt-
liche Jſraelitin. Denn alſo werden die Glaͤubigen genen-
net Rom. IX. a ſie gehoͤrte zum Jſrael GOttes/ durch dena Rom. 9.
v.
7.

Glauben: b Darumb ſie auch die Verhaͤngnuͤſſe der Jſrae-
liten erfahren muͤſſen. Es bleibt doch dabey was JEſusb Gal. 6, 16
zu ſeinen Juͤngern ſaget: Jn der Welt habt ihr Angſt. cc Joh. 16.
v.
43.

Und alſo muſte ſie ſeyn eine Laſttraͤgerin. Jene Laſt leg-
te auf der Tyrann Pharao, aber auf Goͤttliche Zulaſſung/
deñ ſolche der Hoͤchſte ſchon Abraham angeſaget: d Da-d Gen. 15.
v.
13.

hero wird die Aufflegung auch GOTT zugeſchrieben:
Du haſt auf unſere Laͤnden eine Laſt gelegt. GOtt
iſt es der den From̃en die Laſt aufflegt; es iſt Chriſti Laſt.
Matth. XI. e Solche kam ihr zu tragen ſchwer vor/ und liese Matth.
11. v.
30.

ſich beduͤncken Hiob gleich zu ſeyn; derowegen ſie ſeine
Worte zu Jhrem Leichen-Text erwehlet/ und mir bey ihrem
Leich-Begaͤngnuͤs vorzutragen anbefohlen: Wenn man
meinen Jammer waͤge/ und mein Leyden zuſam-
men in eine Wage legete/ ſo wuͤrde es ſchwerer ſeyn
den Sand am Meer.
Wie Sie in den Davidiſchen
Worten/ ſo zu Jhrem Stations-Texte erkieſet/ und bereits
geiſtreich außgefuͤhret worden/ angezeiget Jhr Laͤchzen
nach Troſt und Labſal:
Alſo hat Sie mit dieſen Wor-
ten Hiobs, deſſen Urſachen zuerkennen geben wollen/ nem-
lich die ſchwere Laſt und Truͤbſal unter welcher Sie
aͤchzet: Wenn man meinen Jammer waͤge/ und
mein Leyden zuſammen in eine Wage legte/ ſo wuͤr-

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[13/0013] Leichen-Predigt. als beladene Laſtwagen/ ſo wuͤntſchet Hiob in verleſe- nem Text ſeine Creutzes-Laſt geleget in eine Wage. Unſere Seel. Frau von Kreckwitzin/ war eine geiſt- liche Jſraelitin. Denn alſo werden die Glaͤubigen genen- net Rom. IX. a ſie gehoͤrte zum Jſrael GOttes/ durch den Glauben: b Darumb ſie auch die Verhaͤngnuͤſſe der Jſrae- liten erfahren muͤſſen. Es bleibt doch dabey was JEſus zu ſeinen Juͤngern ſaget: Jn der Welt habt ihr Angſt. c Und alſo muſte ſie ſeyn eine Laſttraͤgerin. Jene Laſt leg- te auf der Tyrann Pharao, aber auf Goͤttliche Zulaſſung/ deñ ſolche der Hoͤchſte ſchon Abraham angeſaget: d Da- hero wird die Aufflegung auch GOTT zugeſchrieben: Du haſt auf unſere Laͤnden eine Laſt gelegt. GOtt iſt es der den From̃en die Laſt aufflegt; es iſt Chriſti Laſt. Matth. XI. e Solche kam ihr zu tragen ſchwer vor/ und lies ſich beduͤncken Hiob gleich zu ſeyn; derowegen ſie ſeine Worte zu Jhrem Leichen-Text erwehlet/ und mir bey ihrem Leich-Begaͤngnuͤs vorzutragen anbefohlen: Wenn man meinen Jammer waͤge/ und mein Leyden zuſam- men in eine Wage legete/ ſo wuͤrde es ſchwerer ſeyn den Sand am Meer. Wie Sie in den Davidiſchen Worten/ ſo zu Jhrem Stations-Texte erkieſet/ und bereits geiſtreich außgefuͤhret worden/ angezeiget Jhr Laͤchzen nach Troſt und Labſal: Alſo hat Sie mit dieſen Wor- ten Hiobs, deſſen Urſachen zuerkennen geben wollen/ nem- lich die ſchwere Laſt und Truͤbſal unter welcher Sie aͤchzet: Wenn man meinen Jammer waͤge/ und mein Leyden zuſammen in eine Wage legte/ ſo wuͤr- de a Rom. 9. v. 7. b Gal. 6, 16 c Joh. 16. v. 43. d Gen. 15. v. 13. e Matth. 11. v. 30. B 3

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Zitationshilfe: Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704], S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392455/13>, abgerufen am 27.04.2024.