Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701.in dem unschätzbaren Reiche der Gnaden. steigt/ daß er endlichen mit Haman am Galgen hängen bleibt.Esth. 7, 10.Ein Geld-Geitziger/ der Reichthum vor seinen Schatz erkennt/ kan nicht anders/ denn immer dar in unersätlicher Begierde nach Geld und Guthe trachten/ denn sein Hertze hengt d[r]an/ und solte er gleich drüber verderben/ wie an dem unersättlichen Na-1. Sam. 25, 34. bal zu ersehen. Ein Epicurer, der Schwelgen/ Fressen und Sauffen und darbey andere Uppigkeiten liebet/ sucht nichts an- ders/ als daß er alle Tage herrlich und in Freuden lebt/ findet auch schon Brüder gnug/ die es wacker mitte machen/ lassen sich in solchem Wohl-Leben Mosen und die Propheten gar nichtLuc. 16, 23. anfechten/ stehen auch darvon nicht ab/ biß entweder das bit- tre Armuth/ oder gar im Tode das Verdammnüß darauff er- folget. Ein Unzüchtiger/ der die Venus vor den allerliebsten Schatz hält/ der begiebt sich zu dem geilen Huren-Balge/ ver- schwendet das gantze Patrimonium, daß es endlichen in ein solch Lamy ausbricht/ daß er entweder mit den Säuen begehrt Träber zu fressen/ oder kriegt Motten und Würmer zu Lohn/Luc. 15, 16. und verdorrt/ andern zu einem mercklichen Exempel/ wie Sy- rach denen Huren-Hengsten vorauß gesagt. Wer nun solcheSyr. 19, 8[.] Schätze ihm ausersieht/ um den stehets sehr mißlich/ und höchst gefährlich/ denn wo solcher und dergleichen Schatz ist/ da ist auch des Menschen Hertz. Jn dem Leben des Ferdinan- di Ulyssipoensis (welcher/ weil er zu Padua den Ordens-Ha- bit angenommen/ hernach Antonius de Padua genennet wor- den/) wird erzehlet/ daß/ als er einem geitzigen Wucherer die Leichen-Predigt halten sollen/ habe er solche mit diesen Wor-vid. M. Joh. Sam. Ada- mi Delic. Evangel. Part. 3. p. 812. ten angefangen: Mortuus est hic Dives, & sepultus in in- ferno, ite ad thesaurum, & invenietis cor ejus in illius me- dio: Der reiche Mann ist gestorben/ und liegt in der Hölle begraben/ gehet hin zu seinem verlassenen Schatz/ da werdet ihr dessen Hertz in der Mitten finden. Und als darauff seine El- tern und Anverwandten zu seinem Geld-Kasten gegangen/ und ihn E 2
in dem unſchaͤtzbaren Reiche der Gnaden. ſteigt/ daß er endlichen mit Haman am Galgen haͤngen bleibt.Eſth. 7, 10.Ein Geld-Geitziger/ der Reichthum vor ſeinen Schatz erkennt/ kan nicht anders/ denn immer dar in unerſaͤtlicher Begierde nach Geld und Guthe trachten/ denn ſein Hertze hengt d[r]an/ und ſolte er gleich druͤber verderben/ wie an dem unerſaͤttlichen Na-1. Sam. 25, 34. bal zu erſehen. Ein Epicurer, der Schwelgen/ Freſſen und Sauffen und darbey andere Uppigkeiten liebet/ ſucht nichts an- ders/ als daß er alle Tage herrlich und in Freuden lebt/ findet auch ſchon Bruͤder gnug/ die es wacker mitte machen/ laſſen ſich in ſolchem Wohl-Leben Moſen und die Propheten gar nichtLuc. 16, 23. anfechten/ ſtehen auch darvon nicht ab/ biß entweder das bit- tre Armuth/ oder gar im Tode das Verdam̃nuͤß darauff er- folget. Ein Unzuͤchtiger/ der die Venus vor den allerliebſten Schatz haͤlt/ der begiebt ſich zu dem geilen Huren-Balge/ ver- ſchwendet das gantze Patrimonium, daß es endlichen in ein ſolch Lamy ausbricht/ daß er entweder mit den Saͤuen begehrt Traͤber zu freſſen/ oder kriegt Motten und Wuͤrmer zu Lohn/Luc. 15, 16. und verdorrt/ andern zu einem mercklichen Exempel/ wie Sy- rach denen Huren-Hengſten vorauß geſagt. Wer nun ſolcheSyr. 19, 8[.] Schaͤtze ihm auserſieht/ um den ſtehets ſehr mißlich/ und hoͤchſt gefaͤhrlich/ denn wo ſolcher und dergleichen Schatz iſt/ da iſt auch des Menſchen Hertz. Jn dem Leben des Ferdinan- di Ulysſipoenſis (welcher/ weil er zu Padua den Ordens-Ha- bit angenommen/ hernach Antonius de Padua genennet wor- den/) wird erzehlet/ daß/ als er einem geitzigen Wucherer die Leichen-Predigt halten ſollen/ habe er ſolche mit dieſen Wor-vid. M. Joh. Sam. Ada- mi Delic. Evangel. Part. 3. p. 812. ten angefangen: Mortuus eſt hic Dives, & ſepultus in in- ferno, ite ad theſaurum, & invenietis cor ejus in illius me- dio: Der reiche Mann iſt geſtorben/ und liegt in der Hoͤlle begraben/ gehet hin zu ſeinem verlaſſenen Schatz/ da werdet ihr deſſen Hertz in der Mitten finden. Und als darauff ſeine El- tern und Anverwandten zu ſeinem Geld-Kaſten gegangen/ und ihn E 2
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0035" n="35"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">in dem unſchaͤtzbaren Reiche der Gnaden.</hi></fw><lb/> ſteigt/ daß er endlichen mit Haman am Galgen haͤngen bleibt.<note place="right"><hi rendition="#aq">Eſth.</hi> 7, 10.</note><lb/> Ein Geld-Geitziger/ der Reichthum vor ſeinen Schatz erkennt/<lb/> kan nicht anders/ denn immer dar in unerſaͤtlicher Begierde nach<lb/> Geld und Guthe trachten/ denn ſein Hertze hengt d<supplied>r</supplied>an/ und<lb/> ſolte er gleich druͤber verderben/ wie an dem unerſaͤttlichen Na-<note place="right">1. <hi rendition="#aq">Sam.</hi> 25,<lb/> 34.</note><lb/> bal zu erſehen. Ein <hi rendition="#aq">Epicurer,</hi> der Schwelgen/ Freſſen und<lb/> Sauffen und darbey andere Uppigkeiten liebet/ ſucht nichts an-<lb/> ders/ als daß er alle Tage herrlich und in Freuden lebt/ findet<lb/> auch ſchon Bruͤder gnug/ die es wacker mitte machen/ laſſen ſich<lb/> in ſolchem Wohl-Leben Moſen und die Propheten gar nicht<note place="right"><hi rendition="#aq">Luc.</hi> 16, 23.</note><lb/> anfechten/ ſtehen auch darvon nicht ab/ biß entweder das bit-<lb/> tre Armuth/ oder gar im Tode das Verdam̃nuͤß darauff er-<lb/> folget. Ein Unzuͤchtiger/ der die <hi rendition="#aq">Venus</hi> vor den allerliebſten<lb/> Schatz haͤlt/ der begiebt ſich zu dem geilen Huren-Balge/ ver-<lb/> ſchwendet das gantze <hi rendition="#aq">Patrimonium,</hi> daß es endlichen in ein ſolch<lb/> Lamy ausbricht/ daß er entweder mit den Saͤuen begehrt<lb/> Traͤber zu freſſen/ oder kriegt Motten und Wuͤrmer zu Lohn/<note place="right"><hi rendition="#aq">Luc.</hi> 15, 16.</note><lb/> und verdorrt/ andern zu einem mercklichen Exempel/ wie Sy-<lb/> rach denen Huren-Hengſten vorauß geſagt. Wer nun ſolche<note place="right"><hi rendition="#aq">Syr.</hi> 19, 8<supplied>.</supplied></note><lb/> Schaͤtze ihm auserſieht/ um den ſtehets ſehr mißlich/ und<lb/> hoͤchſt gefaͤhrlich/ denn wo ſolcher und dergleichen Schatz iſt/ da<lb/> iſt auch des Menſchen Hertz. Jn dem Leben des <hi rendition="#aq">Ferdinan-<lb/> di Ulysſipoenſis</hi> (welcher/ weil er zu <hi rendition="#aq">Padua</hi> den Ordens-<hi rendition="#aq">Ha-<lb/> bit</hi> angenommen/ hernach <hi rendition="#aq">Antonius de Padua</hi> genennet wor-<lb/> den/) wird erzehlet/ daß/ als er einem geitzigen Wucherer die<lb/> Leichen-Predigt halten ſollen/ habe er ſolche mit dieſen Wor-<note place="right"><hi rendition="#aq">vid. M. Joh.<lb/> Sam. Ada-<lb/> mi Delic.<lb/> Evangel.<lb/> Part. 3. p.</hi><lb/> 812.</note><lb/> ten angefangen: <hi rendition="#aq">Mortuus eſt hic Dives, & ſepultus in in-<lb/> ferno, ite ad theſaurum, & invenietis cor ejus in illius me-<lb/> dio:</hi> Der reiche Mann iſt geſtorben/ und liegt in der Hoͤlle<lb/> begraben/ gehet hin zu ſeinem verlaſſenen Schatz/ da werdet ihr<lb/> deſſen Hertz in der Mitten finden. Und als darauff ſeine El-<lb/> tern und Anverwandten zu ſeinem Geld-Kaſten gegangen/ und<lb/> <fw type="sig" place="bottom">E 2</fw><fw type="catch" place="bottom">ihn</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [35/0035]
in dem unſchaͤtzbaren Reiche der Gnaden.
ſteigt/ daß er endlichen mit Haman am Galgen haͤngen bleibt.
Ein Geld-Geitziger/ der Reichthum vor ſeinen Schatz erkennt/
kan nicht anders/ denn immer dar in unerſaͤtlicher Begierde nach
Geld und Guthe trachten/ denn ſein Hertze hengt dran/ und
ſolte er gleich druͤber verderben/ wie an dem unerſaͤttlichen Na-
bal zu erſehen. Ein Epicurer, der Schwelgen/ Freſſen und
Sauffen und darbey andere Uppigkeiten liebet/ ſucht nichts an-
ders/ als daß er alle Tage herrlich und in Freuden lebt/ findet
auch ſchon Bruͤder gnug/ die es wacker mitte machen/ laſſen ſich
in ſolchem Wohl-Leben Moſen und die Propheten gar nicht
anfechten/ ſtehen auch darvon nicht ab/ biß entweder das bit-
tre Armuth/ oder gar im Tode das Verdam̃nuͤß darauff er-
folget. Ein Unzuͤchtiger/ der die Venus vor den allerliebſten
Schatz haͤlt/ der begiebt ſich zu dem geilen Huren-Balge/ ver-
ſchwendet das gantze Patrimonium, daß es endlichen in ein ſolch
Lamy ausbricht/ daß er entweder mit den Saͤuen begehrt
Traͤber zu freſſen/ oder kriegt Motten und Wuͤrmer zu Lohn/
und verdorrt/ andern zu einem mercklichen Exempel/ wie Sy-
rach denen Huren-Hengſten vorauß geſagt. Wer nun ſolche
Schaͤtze ihm auserſieht/ um den ſtehets ſehr mißlich/ und
hoͤchſt gefaͤhrlich/ denn wo ſolcher und dergleichen Schatz iſt/ da
iſt auch des Menſchen Hertz. Jn dem Leben des Ferdinan-
di Ulysſipoenſis (welcher/ weil er zu Padua den Ordens-Ha-
bit angenommen/ hernach Antonius de Padua genennet wor-
den/) wird erzehlet/ daß/ als er einem geitzigen Wucherer die
Leichen-Predigt halten ſollen/ habe er ſolche mit dieſen Wor-
ten angefangen: Mortuus eſt hic Dives, & ſepultus in in-
ferno, ite ad theſaurum, & invenietis cor ejus in illius me-
dio: Der reiche Mann iſt geſtorben/ und liegt in der Hoͤlle
begraben/ gehet hin zu ſeinem verlaſſenen Schatz/ da werdet ihr
deſſen Hertz in der Mitten finden. Und als darauff ſeine El-
tern und Anverwandten zu ſeinem Geld-Kaſten gegangen/ und
ihn
Eſth. 7, 10.
1. Sam. 25,
34.
Luc. 16, 23.
Luc. 15, 16.
Syr. 19, 8.
vid. M. Joh.
Sam. Ada-
mi Delic.
Evangel.
Part. 3. p.
812.
E 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/392438 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/392438/35 |
Zitationshilfe: | Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392438/35>, abgerufen am 16.07.2024. |