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Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713.

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Des grossen Abrahams
tracht an ihnen sehen und hören lassen. Ach! daß doch solche un-
verträgliche Leute weiter hinaus auff das zukünfftige Leben geden-
cken wolten/ sie würden vielleicht die Bitterkeit gegen einander
lassen fahren/ und mit einander liebreicher in diesem Leben um-
gehen/ auff daß sie dort in ewiger Liebe beysammen bleiben/ und
bey GOtt wohnen könten.

Appl.Bey dem herrlichen Begräbniß des grossen Abrahams stehen
wir hier in der Andacht stille/ und gedencken auch des Begräbnis-
ses des seligen Abraham Wentzels/ unsers lieben Vaters in
Maxen. Er ward begraben/ denn seinen Priesterlichen Leich-
nam/ in welchem eine fromme Seele/ ein GOttes-gelehrter Geist/
ja der Geist GOttes selbst gewohnet/ solte die Ehre wiederfahren/
daß Er nicht in der Krieges-Unruhe/ noch in der Pestilentz/ noch
von mörderischen Händen solte hingeschleppet und hingeworffen/
sondern mit Frieden ehrlich begraben werden. Die beyden Her-
ren Söhne/ Abraham und Samuel/ haben die Kindliche Lie-
bes-Pflicht an ihrem lieben Vater/ gleich dem Jsaac und Jsmael/
im Todte erwiesen/ und begraben. Das Grab ist nicht eine zwey-
fache/ sondern eine wohl-ausgewölbte und zugerichtete Höle; es
liegt nicht auf Ephrons Acker/ sondern in der Halle am GOttes-
Acker. Es ist nicht mit Gelde erkaufft/ sondern von hoher Lie-
bes-Hand geschencket worden/ maßen der Hochseelige Kirchen-
Patron, Tit. der Herr Hoff-Rath von Schönberg/ der hie-
bevor solch Grab hatte auffbauen lassen/ solches dem seligen Herrn
Pfarr/
aus milder und höchst-rühmlicher Güte/ ohne einige Wie-
der-Erstattung der Bau-Kosten/ überlassen. Es liegt Maxen und
der Pfarr-Wohnung/ als einem lustigen Mamre/ gegen über.
Da ist Abraham begraben mit seiner Esther/ als seinem lieb-ge-
wesenen Ehe-Weibe/ mit der Er sich im Leben vertraut/ und lieb-
reich begangen/ von der wolte Er auch im Todte nicht getrennet/
sondern an ihrer Seite begraben seyn. Er wuste wohl/ wie sich
ihre Seelen in und nach dem Todte in der ewigen Freude würden

zusam-

Des groſſen Abrahams
tracht an ihnen ſehen und hoͤren laſſen. Ach! daß doch ſolche un-
vertraͤgliche Leute weiter hinaus auff das zukuͤnfftige Leben geden-
cken wolten/ ſie wuͤrden vielleicht die Bitterkeit gegen einander
laſſen fahren/ und mit einander liebreicher in dieſem Leben um-
gehen/ auff daß ſie dort in ewiger Liebe beyſammen bleiben/ und
bey GOtt wohnen koͤnten.

Appl.Bey dem herrlichen Begraͤbniß des groſſen Abrahams ſtehen
wir hier in der Andacht ſtille/ und gedencken auch des Begraͤbniſ-
ſes des ſeligen Abraham Wentzels/ unſers lieben Vaters in
Maxen. Er ward begraben/ denn ſeinen Prieſterlichen Leich-
nam/ in welchem eine fromme Seele/ ein GOttes-gelehrter Geiſt/
ja der Geiſt GOttes ſelbſt gewohnet/ ſolte die Ehre wiederfahren/
daß Er nicht in der Krieges-Unruhe/ noch in der Peſtilentz/ noch
von moͤrderiſchen Haͤnden ſolte hingeſchleppet und hingeworffen/
ſondern mit Frieden ehrlich begraben werden. Die beyden Her-
ren Soͤhne/ Abraham und Samuel/ haben die Kindliche Lie-
bes-Pflicht an ihrem lieben Vater/ gleich dem Jſaac und Jſmael/
im Todte erwieſen/ und begraben. Das Grab iſt nicht eine zwey-
fache/ ſondern eine wohl-ausgewoͤlbte und zugerichtete Hoͤle; es
liegt nicht auf Ephrons Acker/ ſondern in der Halle am GOttes-
Acker. Es iſt nicht mit Gelde erkaufft/ ſondern von hoher Lie-
bes-Hand geſchencket worden/ maßen der Hochſeelige Kirchen-
Patron, Tit. der Herr Hoff-Rath von Schoͤnberg/ der hie-
bevor ſolch Grab hatte auffbauen laſſen/ ſolches dem ſeligen Herrn
Pfarr/
aus milder und hoͤchſt-ruͤhmlicher Guͤte/ ohne einige Wie-
der-Erſtattung der Bau-Koſten/ uͤberlaſſen. Es liegt Maxen und
der Pfarr-Wohnung/ als einem luſtigen Mamre/ gegen uͤber.
Da iſt Abraham begraben mit ſeiner Eſther/ als ſeinem lieb-ge-
weſenen Ehe-Weibe/ mit der Er ſich im Leben vertraut/ und lieb-
reich begangen/ von der wolte Er auch im Todte nicht getrennet/
ſondern an ihrer Seite begraben ſeyn. Er wuſte wohl/ wie ſich
ihre Seelen in und nach dem Todte in der ewigen Freude wuͤrden

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[30/0030] Des groſſen Abrahams tracht an ihnen ſehen und hoͤren laſſen. Ach! daß doch ſolche un- vertraͤgliche Leute weiter hinaus auff das zukuͤnfftige Leben geden- cken wolten/ ſie wuͤrden vielleicht die Bitterkeit gegen einander laſſen fahren/ und mit einander liebreicher in dieſem Leben um- gehen/ auff daß ſie dort in ewiger Liebe beyſammen bleiben/ und bey GOtt wohnen koͤnten. Bey dem herrlichen Begraͤbniß des groſſen Abrahams ſtehen wir hier in der Andacht ſtille/ und gedencken auch des Begraͤbniſ- ſes des ſeligen Abraham Wentzels/ unſers lieben Vaters in Maxen. Er ward begraben/ denn ſeinen Prieſterlichen Leich- nam/ in welchem eine fromme Seele/ ein GOttes-gelehrter Geiſt/ ja der Geiſt GOttes ſelbſt gewohnet/ ſolte die Ehre wiederfahren/ daß Er nicht in der Krieges-Unruhe/ noch in der Peſtilentz/ noch von moͤrderiſchen Haͤnden ſolte hingeſchleppet und hingeworffen/ ſondern mit Frieden ehrlich begraben werden. Die beyden Her- ren Soͤhne/ Abraham und Samuel/ haben die Kindliche Lie- bes-Pflicht an ihrem lieben Vater/ gleich dem Jſaac und Jſmael/ im Todte erwieſen/ und begraben. Das Grab iſt nicht eine zwey- fache/ ſondern eine wohl-ausgewoͤlbte und zugerichtete Hoͤle; es liegt nicht auf Ephrons Acker/ ſondern in der Halle am GOttes- Acker. Es iſt nicht mit Gelde erkaufft/ ſondern von hoher Lie- bes-Hand geſchencket worden/ maßen der Hochſeelige Kirchen- Patron, Tit. der Herr Hoff-Rath von Schoͤnberg/ der hie- bevor ſolch Grab hatte auffbauen laſſen/ ſolches dem ſeligen Herrn Pfarr/ aus milder und hoͤchſt-ruͤhmlicher Guͤte/ ohne einige Wie- der-Erſtattung der Bau-Koſten/ uͤberlaſſen. Es liegt Maxen und der Pfarr-Wohnung/ als einem luſtigen Mamre/ gegen uͤber. Da iſt Abraham begraben mit ſeiner Eſther/ als ſeinem lieb-ge- weſenen Ehe-Weibe/ mit der Er ſich im Leben vertraut/ und lieb- reich begangen/ von der wolte Er auch im Todte nicht getrennet/ ſondern an ihrer Seite begraben ſeyn. Er wuſte wohl/ wie ſich ihre Seelen in und nach dem Todte in der ewigen Freude wuͤrden zuſam- Appl.

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Zitationshilfe: Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392437/30>, abgerufen am 21.11.2024.