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Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713.

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Des grossen Abrahams
len dem Alter nicht gut/ weil sie nicht will von Alten getadelt und
gestrafft seyn. Jhrer viel von Alten stecken in grossen Sorgen
und Kümmerniß/ wann sie die Jhrigen entweder gar nicht/ oder
so gar übel versorgt sehen müssen/ oder wenn sie gar Sch[i]mpff und
Schande an ihnen erlebet haben. Von der innerlichen Unruhe
wollen wir nichts sagen/ da manchen sein Gewissen unruhig ge-
nug macht/ wann die losen Händel/ in der Jugend begangen/ auf-
wachen/ und die Gedancken sich unter einander verdammen.
Und wer kan alles und jedes erzehlen/ so das Alter in Unruhe se-
tzet. Abraham hatte die Glückseligkeit/ daß er ein geruhiges Al-
ter besaß/ er wuste von keinem sonderlichen Anstoß schwerer Kranck-
heit/ noch andern Beschwerlichkeiten/ so sonst das Alter mit sich
bringet. Er vermochte das Seinige zu verrichten/ biß es end-
lich mit ihm gar zum Ende kam. Zum ruhigen Alter hilfft gar
viel/ daß er nach so langer Pilgramschafft letztens in die 40. Jahr
in guten Frieden und in eigener bleibender Stätte zu Hebron in
dem lustigen Mamrischen Gefilde bey denen Seinigen wohnen
kunte/ und durffte nicht/ wie vorhin/ von einem Ort zum andern
seine Hütte auffschlagen. Freylich thut es denen lieben alten
Vätern und Müttern wohl/ wenn sie auff ihre alten Tage einen
guten Auszug/ und ihr eigen Stübgen und Kämmerlein bey den
lieben Jhrigen haben können. Aber das vornehmste/ das Abra-
ham ein geruhig Alter machte/ war das gute Gewissen vor GOtt/
der wahre Glaube/ und die beständige Hoffnung auff GOTTes
Gnade und Barmhertzigkeit/ und denn sein ehrlich-geführter Le-
bens-Wandel. Ein solch gutes Gewissen ist ein tägliches Wol-
leben/ dulcis nutricula senectutis, eine süsse und angenehme
Ernährerin des Alters/ bey welcher sich die Alten besser gehaben/
wenn sie von ihren von Jugend an löblich-geführten Leben mit
Wahrheit reden können/ als die Welt-Kinder von ihren Fressen
und Sauffen/ und lustig-gehaltenen Gesellschafften. Wer aber
zu einem ruhigen Alter dereinst kommen will/ der muß gleich in

der

Des groſſen Abrahams
len dem Alter nicht gut/ weil ſie nicht will von Alten getadelt und
geſtrafft ſeyn. Jhrer viel von Alten ſtecken in groſſen Sorgen
und Kuͤmmerniß/ wann ſie die Jhrigen entweder gar nicht/ oder
ſo gar uͤbel verſorgt ſehen muͤſſen/ oder wenn ſie gar Sch[i]mpff und
Schande an ihnen erlebet haben. Von der innerlichen Unruhe
wollen wir nichts ſagen/ da manchen ſein Gewiſſen unruhig ge-
nug macht/ wann die loſen Haͤndel/ in der Jugend begangen/ auf-
wachen/ und die Gedancken ſich unter einander verdammen.
Und wer kan alles und jedes erzehlen/ ſo das Alter in Unruhe ſe-
tzet. Abraham hatte die Gluͤckſeligkeit/ daß er ein geruhiges Al-
ter beſaß/ er wuſte von keinem ſonderlichen Anſtoß ſchwerer Kranck-
heit/ noch andern Beſchwerlichkeiten/ ſo ſonſt das Alter mit ſich
bringet. Er vermochte das Seinige zu verrichten/ biß es end-
lich mit ihm gar zum Ende kam. Zum ruhigen Alter hilfft gar
viel/ daß er nach ſo langer Pilgramſchafft letztens in die 40. Jahr
in guten Frieden und in eigener bleibender Staͤtte zu Hebron in
dem luſtigen Mamriſchen Gefilde bey denen Seinigen wohnen
kunte/ und durffte nicht/ wie vorhin/ von einem Ort zum andern
ſeine Huͤtte auffſchlagen. Freylich thut es denen lieben alten
Vaͤtern und Muͤttern wohl/ wenn ſie auff ihre alten Tage einen
guten Auszug/ und ihr eigen Stuͤbgen und Kaͤmmerlein bey den
lieben Jhrigen haben koͤnnen. Aber das vornehmſte/ das Abra-
ham ein geruhig Alter machte/ war das gute Gewiſſen vor GOtt/
der wahre Glaube/ und die beſtaͤndige Hoffnung auff GOTTes
Gnade und Barmhertzigkeit/ und denn ſein ehrlich-gefuͤhrter Le-
bens-Wandel. Ein ſolch gutes Gewiſſen iſt ein taͤgliches Wol-
leben/ dulcis nutricula ſenectutis, eine ſuͤſſe und angenehme
Ernaͤhrerin des Alters/ bey welcher ſich die Alten beſſer gehaben/
wenn ſie von ihren von Jugend an loͤblich-gefuͤhrten Leben mit
Wahrheit reden koͤnnen/ als die Welt-Kinder von ihren Freſſen
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zu einem ruhigen Alter dereinſt kommen will/ der muß gleich in

der
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[20/0020] Des groſſen Abrahams len dem Alter nicht gut/ weil ſie nicht will von Alten getadelt und geſtrafft ſeyn. Jhrer viel von Alten ſtecken in groſſen Sorgen und Kuͤmmerniß/ wann ſie die Jhrigen entweder gar nicht/ oder ſo gar uͤbel verſorgt ſehen muͤſſen/ oder wenn ſie gar Schimpff und Schande an ihnen erlebet haben. Von der innerlichen Unruhe wollen wir nichts ſagen/ da manchen ſein Gewiſſen unruhig ge- nug macht/ wann die loſen Haͤndel/ in der Jugend begangen/ auf- wachen/ und die Gedancken ſich unter einander verdammen. Und wer kan alles und jedes erzehlen/ ſo das Alter in Unruhe ſe- tzet. Abraham hatte die Gluͤckſeligkeit/ daß er ein geruhiges Al- ter beſaß/ er wuſte von keinem ſonderlichen Anſtoß ſchwerer Kranck- heit/ noch andern Beſchwerlichkeiten/ ſo ſonſt das Alter mit ſich bringet. Er vermochte das Seinige zu verrichten/ biß es end- lich mit ihm gar zum Ende kam. Zum ruhigen Alter hilfft gar viel/ daß er nach ſo langer Pilgramſchafft letztens in die 40. Jahr in guten Frieden und in eigener bleibender Staͤtte zu Hebron in dem luſtigen Mamriſchen Gefilde bey denen Seinigen wohnen kunte/ und durffte nicht/ wie vorhin/ von einem Ort zum andern ſeine Huͤtte auffſchlagen. Freylich thut es denen lieben alten Vaͤtern und Muͤttern wohl/ wenn ſie auff ihre alten Tage einen guten Auszug/ und ihr eigen Stuͤbgen und Kaͤmmerlein bey den lieben Jhrigen haben koͤnnen. Aber das vornehmſte/ das Abra- ham ein geruhig Alter machte/ war das gute Gewiſſen vor GOtt/ der wahre Glaube/ und die beſtaͤndige Hoffnung auff GOTTes Gnade und Barmhertzigkeit/ und denn ſein ehrlich-gefuͤhrter Le- bens-Wandel. Ein ſolch gutes Gewiſſen iſt ein taͤgliches Wol- leben/ dulcis nutricula ſenectutis, eine ſuͤſſe und angenehme Ernaͤhrerin des Alters/ bey welcher ſich die Alten beſſer gehaben/ wenn ſie von ihren von Jugend an loͤblich-gefuͤhrten Leben mit Wahrheit reden koͤnnen/ als die Welt-Kinder von ihren Freſſen und Sauffen/ und luſtig-gehaltenen Geſellſchafften. Wer aber zu einem ruhigen Alter dereinſt kommen will/ der muß gleich in der

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Zitationshilfe: Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392437/20>, abgerufen am 24.11.2024.