Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albinus, Christoph: Mosaicum de Rahele Testimonium Guttarum. Oels, 1638.

Bild:
<< vorherige Seite

in eine Schmertzliche Vnpäßligkeit plotz vnd vnversehens ver-
wandelt/ also daß sich ein hertzbrechendes reissen/ vnd Schmertz-
gebrechendes stechen/ der Auffwallenden vnd Lufftstuppenden
Mutter sich bey jhr gefunden/ darab Sie denn in fernere grössere
Mattigkeit vnd fallende Ohnmächtigkeit je mehr vnd mehr ge-
fallen/ daß man ohne vnterlaß an jhr zureiben vnd zu kühlen ge-
habet/ auch fast dem Menschlichen ansehen nach/ des künfftigen
Sontags/ letztes Stündlein befürchtet.

Massen sich denn auch vnsere Gottselige Fraw Reymannin
gedultig darein ergeben/ vnd durch jhren hertzlieben sehr be-
trübeten Herren/ wie Leiblichen auch Geistlichen oder Beicht-
Vater Trostsprüche gar willig zum Tode bereittet hat. Es hat
sich durch Gnade des Allerhöhesten aber vmb den Dienstag/
bey fleißiger Warnehmung/ vnd bescheidentlichem gebrauch/
Wohldienenden Mitteln etwas gestillet/ also das Sie etlicher
massen ein wenig ruhe gehabet/ auch etwas schlaffen mögen:
darob jhr hertzlich betrübeter/ vnd schmertzlich klagender lieber
Eheherr/ in seinem Hertzenleidt sehr erfrewet vnd seines schwe-
ren betrübnüß gesänfftiget worden. Weiln jhm auch bevorauß/
Seine hertzliebste Selige/ mit Trostworten/ seinen Kummer
benommen/ vnd des schmertzlichen Weinens beübrigen wollen.
Jn dem Sie allezeit denselben freundtlichen ansprache/ Sie
hoffete ob GOtt will/ jhm noch lange Zeit zu Trost zu Leben.
Sein Kummerhafftes hertz/ vnd Haupt/ biß ins grawe alter/
zu trösten/ vnd zu pflegen/ auch die lieben kleinen Würmlein/ in
Gottesfurcht auffzuziehen helffen. O das wolte der Allerhöheste
Gott gnädigst erhöret/ vnd güttigst gewehret haben! Aber es
hat sich Stundtplötzlichen wiederumb geändert/ vnd vorige
schmertzen wiederumb angelendet/ dann mehr sie mit beschwer-
ligkeit in jhrem Sechswochenbettlein des liegens/ sondern viel-
mehr fast des sitzens sich gebrauchen müssen/ Vnd vnangesehen
jhr Hertz vielgeliebter Eheherr/ sammt jhrem Hertzlieben Herren

Vater/

in eine Schmertzliche Vnpaͤßligkeit plotz vnd vnverſehens ver-
wandelt/ alſo daß ſich ein hertzbrechendes reiſſen/ vnd Schmertz-
gebrechendes ſtechen/ der Auffwallenden vnd Lufftſtuppenden
Mutter ſich bey jhr gefunden/ darab Sie deñ in fernere groͤſſere
Mattigkeit vnd fallende Ohnmaͤchtigkeit je mehr vnd mehr ge-
fallen/ daß man ohne vnterlaß an jhr zureiben vñ zu kuͤhlen ge-
habet/ auch faſt dem Menſchlichen anſehen nach/ des kuͤnfftigen
Sontags/ letztes Stuͤndlein befuͤrchtet.

Maſſen ſich denn auch vnſere Gottſelige Fraw Reymannin
gedultig darein ergeben/ vnd durch jhren hertzlieben ſehr be-
truͤbeten Herꝛen/ wie Leiblichen auch Geiſtlichen oder Beicht-
Vater Troſtſpruͤche gar willig zum Tode bereittet hat. Es hat
ſich durch Gnade des Allerhoͤheſten aber vmb den Dienſtag/
bey fleißiger Warnehmung/ vnd beſcheidentlichem gebrauch/
Wohldienenden Mitteln etwas geſtillet/ alſo das Sie etlicher
maſſen ein wenig ruhe gehabet/ auch etwas ſchlaffen moͤgen:
darob jhr hertzlich betruͤbeter/ vnd ſchmertzlich klagender lieber
Eheherꝛ/ in ſeinem Hertzenleidt ſehr erfrewet vnd ſeines ſchwe-
ren betruͤbnuͤß geſaͤnfftiget worden. Weiln jhm auch bevorauß/
Seine hertzliebſte Selige/ mit Troſtworten/ ſeinen Kummer
benommen/ vnd des ſchmertzlichen Weinens beuͤbrigen wollen.
Jn dem Sie allezeit denſelben freundtlichen anſprache/ Sie
hoffete ob GOtt will/ jhm noch lange Zeit zu Troſt zu Leben.
Sein Kummerhafftes hertz/ vnd Haupt/ biß ins grawe alter/
zu troͤſten/ vnd zu pflegen/ auch die lieben kleinen Wuͤrmlein/ in
Gottesfurcht auffzuziehẽ helffen. O das wolte der Allerhoͤheſte
Gott gnaͤdigſt erhoͤret/ vnd guͤttigſt gewehret haben! Aber es
hat ſich Stundtploͤtzlichen wiederumb geaͤndert/ vnd vorige
ſchmertzen wiederumb angelendet/ dann mehr ſie mit beſchwer-
ligkeit in jhrem Sechswochenbettlein des liegens/ ſondern viel-
mehr faſt des ſitzens ſich gebrauchen muͤſſen/ Vnd vnangeſehen
jhr Hertz vielgeliebter Eheherꝛ/ ſam̃t jhrem Hertzlieben Herꝛen

Vater/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <p><pb facs="#f0032" n="[8]"/>
in eine Schmertzliche Vnpa&#x0364;ßligkeit plotz vnd vnver&#x017F;ehens ver-<lb/>
wandelt/ al&#x017F;o daß &#x017F;ich ein hertzbrechendes rei&#x017F;&#x017F;en/ vnd Schmertz-<lb/>
gebrechendes &#x017F;techen/ der Auffwallenden vnd Lufft&#x017F;tuppenden<lb/>
Mutter &#x017F;ich bey jhr gefunden/ darab Sie den&#x0303; in fernere gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Mattigkeit vnd fallende Ohnma&#x0364;chtigkeit je mehr vnd mehr ge-<lb/>
fallen/ daß man ohne vnterlaß an jhr zureiben vn&#x0303; zu ku&#x0364;hlen ge-<lb/>
habet/ auch fa&#x017F;t dem Men&#x017F;chlichen an&#x017F;ehen nach/ des ku&#x0364;nfftigen<lb/>
Sontags/ letztes Stu&#x0364;ndlein befu&#x0364;rchtet.</p><lb/>
          <p>Ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich denn auch vn&#x017F;ere Gott&#x017F;elige Fraw Reymannin<lb/>
gedultig darein ergeben/ vnd durch jhren hertzlieben &#x017F;ehr be-<lb/>
tru&#x0364;beten Her&#xA75B;en/ wie Leiblichen auch Gei&#x017F;tlichen oder Beicht-<lb/>
Vater Tro&#x017F;t&#x017F;pru&#x0364;che gar willig zum Tode bereittet hat. Es hat<lb/>
&#x017F;ich durch Gnade des Allerho&#x0364;he&#x017F;ten aber vmb den Dien&#x017F;tag/<lb/>
bey fleißiger Warnehmung/ vnd be&#x017F;cheidentlichem gebrauch/<lb/>
Wohldienenden Mitteln etwas ge&#x017F;tillet/ al&#x017F;o das Sie etlicher<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en ein wenig ruhe gehabet/ auch etwas &#x017F;chlaffen mo&#x0364;gen:<lb/>
darob jhr hertzlich betru&#x0364;beter/ vnd &#x017F;chmertzlich klagender lieber<lb/>
Eheher&#xA75B;/ in &#x017F;einem Hertzenleidt &#x017F;ehr erfrewet vnd &#x017F;eines &#x017F;chwe-<lb/>
ren betru&#x0364;bnu&#x0364;ß ge&#x017F;a&#x0364;nfftiget worden. Weiln jhm auch bevorauß/<lb/>
Seine hertzlieb&#x017F;te Selige/ mit Tro&#x017F;tworten/ &#x017F;einen Kummer<lb/>
benommen/ vnd des &#x017F;chmertzlichen Weinens beu&#x0364;brigen wollen.<lb/>
Jn dem Sie allezeit den&#x017F;elben freundtlichen an&#x017F;prache/ Sie<lb/>
hoffete ob GOtt will/ jhm noch lange Zeit zu Tro&#x017F;t zu Leben.<lb/>
Sein Kummerhafftes hertz/ vnd Haupt/ biß ins grawe alter/<lb/>
zu tro&#x0364;&#x017F;ten/ vnd zu pflegen/ auch die lieben kleinen Wu&#x0364;rmlein/ in<lb/>
Gottesfurcht auffzuziehe&#x0303; helffen. O das wolte der Allerho&#x0364;he&#x017F;te<lb/>
Gott gna&#x0364;dig&#x017F;t erho&#x0364;ret/ vnd gu&#x0364;ttig&#x017F;t gewehret haben! Aber es<lb/>
hat &#x017F;ich Stundtplo&#x0364;tzlichen wiederumb gea&#x0364;ndert/ vnd vorige<lb/>
&#x017F;chmertzen wiederumb angelendet/ dann mehr &#x017F;ie mit be&#x017F;chwer-<lb/>
ligkeit in jhrem Sechswochenbettlein des liegens/ &#x017F;ondern viel-<lb/>
mehr fa&#x017F;t des &#x017F;itzens &#x017F;ich gebrauchen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ Vnd vnange&#x017F;ehen<lb/>
jhr Hertz vielgeliebter Eheher&#xA75B;/ &#x017F;am&#x0303;t jhrem Hertzlieben Her&#xA75B;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Vater/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[8]/0032] in eine Schmertzliche Vnpaͤßligkeit plotz vnd vnverſehens ver- wandelt/ alſo daß ſich ein hertzbrechendes reiſſen/ vnd Schmertz- gebrechendes ſtechen/ der Auffwallenden vnd Lufftſtuppenden Mutter ſich bey jhr gefunden/ darab Sie deñ in fernere groͤſſere Mattigkeit vnd fallende Ohnmaͤchtigkeit je mehr vnd mehr ge- fallen/ daß man ohne vnterlaß an jhr zureiben vñ zu kuͤhlen ge- habet/ auch faſt dem Menſchlichen anſehen nach/ des kuͤnfftigen Sontags/ letztes Stuͤndlein befuͤrchtet. Maſſen ſich denn auch vnſere Gottſelige Fraw Reymannin gedultig darein ergeben/ vnd durch jhren hertzlieben ſehr be- truͤbeten Herꝛen/ wie Leiblichen auch Geiſtlichen oder Beicht- Vater Troſtſpruͤche gar willig zum Tode bereittet hat. Es hat ſich durch Gnade des Allerhoͤheſten aber vmb den Dienſtag/ bey fleißiger Warnehmung/ vnd beſcheidentlichem gebrauch/ Wohldienenden Mitteln etwas geſtillet/ alſo das Sie etlicher maſſen ein wenig ruhe gehabet/ auch etwas ſchlaffen moͤgen: darob jhr hertzlich betruͤbeter/ vnd ſchmertzlich klagender lieber Eheherꝛ/ in ſeinem Hertzenleidt ſehr erfrewet vnd ſeines ſchwe- ren betruͤbnuͤß geſaͤnfftiget worden. Weiln jhm auch bevorauß/ Seine hertzliebſte Selige/ mit Troſtworten/ ſeinen Kummer benommen/ vnd des ſchmertzlichen Weinens beuͤbrigen wollen. Jn dem Sie allezeit denſelben freundtlichen anſprache/ Sie hoffete ob GOtt will/ jhm noch lange Zeit zu Troſt zu Leben. Sein Kummerhafftes hertz/ vnd Haupt/ biß ins grawe alter/ zu troͤſten/ vnd zu pflegen/ auch die lieben kleinen Wuͤrmlein/ in Gottesfurcht auffzuziehẽ helffen. O das wolte der Allerhoͤheſte Gott gnaͤdigſt erhoͤret/ vnd guͤttigſt gewehret haben! Aber es hat ſich Stundtploͤtzlichen wiederumb geaͤndert/ vnd vorige ſchmertzen wiederumb angelendet/ dann mehr ſie mit beſchwer- ligkeit in jhrem Sechswochenbettlein des liegens/ ſondern viel- mehr faſt des ſitzens ſich gebrauchen muͤſſen/ Vnd vnangeſehen jhr Hertz vielgeliebter Eheherꝛ/ ſam̃t jhrem Hertzlieben Herꝛen Vater/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/389840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/389840/32
Zitationshilfe: Albinus, Christoph: Mosaicum de Rahele Testimonium Guttarum. Oels, 1638, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/389840/32>, abgerufen am 23.11.2024.