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Pomarius, Samuel: Christliches Sterben und Christliches Leben. Oels, 1659.

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Christliche Leichpredigt.
das auff Erden ist. DANN jhr seid gestorben.
Die jenigen Menschen die sich also sehr umb das Zeit-
liche bekümmern/ und in das Jrrdische vertieffen/ die
geben damit zu verstehen/ daß sie noch nicht recht geistli-
cher weise gestorben sein/ sondern daß die Welt und die
Sünde noch in jhrem Leibe/ jhre Kräffte und Gescheffte
bey jhnen außübe und treibe/ und sich also allenthalben
lebendig und thätig erzeige. Wo aber das Weltliche
Leben in dem Hertzen eines Menschen ist/ da kan das
Christliche Sterben in demselben nicht sein/ dann die
Welt und Christus sind schnur-stracks wider einander/
das Leben der Welt ist der Todt Christi/ und das Leben
Christi ist der Todt der Welt. Darumb welcher der
Sünden und gottlosen Welt absterben wil/ der mu sdas
Sünden- und Welt-Leben fahren lassen: So lasset nu
die Sünde nicht herschen in eurem sterblichen Lei-
be/ jhr gehorsam zu sein in jhren Lüsten/ auch bege-
bet nicht der Sünden eure Glieder zu Waffen der
Ungerechtigkeit/ sondern begebet euch selbst Got-
te/ als die da auß den Todten lebendig sind/ und
eure Glieder GOtte zu Waffen der Gerechtigkeit/

Rom. 6/ 12. 13. Habt nicht lieb die Welt/ noch was
in der Welt ist/ so jemand die Welt lieb hat/ in dem
ist nicht die Liebe des Vaters/ denn alles was in
der Welt ist/ nemlich Fleisches lust/ und der Augen
lust/ und hoffärtiges Leben ist nicht vom Vater/ son-
dern von der Welt/ und die Welt vergehet mit jh-
rer Lust/ wer aber den Willen Gottes thut/ der
bleibt in Ewigkeit/ 1 Joh.
2/ 15. 16. 17. Recht wol schrei-
bet der H. Augustinus Serm. 33. de Verbis Domini: A-
mor rerum terrenarum est viscus spiritualium penna-

rum.

Chriſtliche Leichpredigt.
das auff Erden iſt. DANN jhr ſeid geſtorben.
Die jenigen Menſchen die ſich alſo ſehr umb das Zeit-
liche bekuͤmmern/ und in das Jrrdiſche vertieffen/ die
geben damit zu verſtehen/ daß ſie noch nicht recht geiſtli-
cher weiſe geſtorben ſein/ ſondern daß die Welt und die
Suͤnde noch in jhrem Leibe/ jhre Kraͤffte und Geſcheffte
bey jhnen außuͤbe und treibe/ und ſich alſo allenthalben
lebendig und thaͤtig erzeige. Wo aber das Weltliche
Leben in dem Hertzen eines Menſchen iſt/ da kan das
Chriſtliche Sterben in demſelben nicht ſein/ dann die
Welt und Chriſtus ſind ſchnur-ſtracks wider einander/
das Leben der Welt iſt der Todt Chriſti/ und das Leben
Chriſti iſt der Todt der Welt. Darumb welcher der
Suͤnden und gottloſen Welt abſterben wil/ der mu sdas
Suͤnden- und Welt-Leben fahren laſſen: So laſſet nu
die Suͤnde nicht herſchen in eurem ſterblichen Lei-
be/ jhr gehorſam zu ſein in jhren Luͤſten/ auch bege-
bet nicht der Suͤnden eure Glieder zu Waffen der
Ungerechtigkeit/ ſondern begebet euch ſelbſt Got-
te/ als die da auß den Todten lebendig ſind/ und
eure Glieder GOtte zu Waffen der Gerechtigkeit/

Rom. 6/ 12. 13. Habt nicht lieb die Welt/ noch was
in der Welt iſt/ ſo jemand die Welt lieb hat/ in dem
iſt nicht die Liebe des Vaters/ denn alles was in
der Welt iſt/ nemlich Fleiſches luſt/ und der Augen
luſt/ und hoffaͤrtiges Leben iſt nicht vom Vater/ ſon-
dern von der Welt/ und die Welt vergehet mit jh-
rer Luſt/ wer aber den Willen Gottes thut/ der
bleibt in Ewigkeit/ 1 Joh.
2/ 15. 16. 17. Recht wol ſchrei-
bet der H. Auguſtinus Serm. 33. de Verbis Domini: A-
mor rerum terrenarum eſt viſcus ſpiritualium penna-

rum.
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[[26]/0026] Chriſtliche Leichpredigt. das auff Erden iſt. DANN jhr ſeid geſtorben. Die jenigen Menſchen die ſich alſo ſehr umb das Zeit- liche bekuͤmmern/ und in das Jrrdiſche vertieffen/ die geben damit zu verſtehen/ daß ſie noch nicht recht geiſtli- cher weiſe geſtorben ſein/ ſondern daß die Welt und die Suͤnde noch in jhrem Leibe/ jhre Kraͤffte und Geſcheffte bey jhnen außuͤbe und treibe/ und ſich alſo allenthalben lebendig und thaͤtig erzeige. Wo aber das Weltliche Leben in dem Hertzen eines Menſchen iſt/ da kan das Chriſtliche Sterben in demſelben nicht ſein/ dann die Welt und Chriſtus ſind ſchnur-ſtracks wider einander/ das Leben der Welt iſt der Todt Chriſti/ und das Leben Chriſti iſt der Todt der Welt. Darumb welcher der Suͤnden und gottloſen Welt abſterben wil/ der mu sdas Suͤnden- und Welt-Leben fahren laſſen: So laſſet nu die Suͤnde nicht herſchen in eurem ſterblichen Lei- be/ jhr gehorſam zu ſein in jhren Luͤſten/ auch bege- bet nicht der Suͤnden eure Glieder zu Waffen der Ungerechtigkeit/ ſondern begebet euch ſelbſt Got- te/ als die da auß den Todten lebendig ſind/ und eure Glieder GOtte zu Waffen der Gerechtigkeit/ Rom. 6/ 12. 13. Habt nicht lieb die Welt/ noch was in der Welt iſt/ ſo jemand die Welt lieb hat/ in dem iſt nicht die Liebe des Vaters/ denn alles was in der Welt iſt/ nemlich Fleiſches luſt/ und der Augen luſt/ und hoffaͤrtiges Leben iſt nicht vom Vater/ ſon- dern von der Welt/ und die Welt vergehet mit jh- rer Luſt/ wer aber den Willen Gottes thut/ der bleibt in Ewigkeit/ 1 Joh. 2/ 15. 16. 17. Recht wol ſchrei- bet der H. Auguſtinus Serm. 33. de Verbis Domini: A- mor rerum terrenarum eſt viſcus ſpiritualium penna- rum.

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Zitationshilfe: Pomarius, Samuel: Christliches Sterben und Christliches Leben. Oels, 1659, S. [26]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/389173/26>, abgerufen am 19.04.2024.