Pomarius, Samuel: Christliches Sterben und Christliches Leben. Oels, 1659.Christliche Leichpredigt. D. Luther am Rande hinzu thut: Durch den Glau-ben/ der ein geistlich lebendig Gesetz ist/ sind wir dem Gesetze des Buchstabens gestorben/ daß wir jhm nicht mehr schuldig sein. Da stirbt auch ein Christ den Sünden abe/ nicht zwar dergestalt/ daß er in Sünden sterbe/ daß er in Sünden gantz todt und er- storben sey/ denn das wird nur den Gottlosen nachgesagt Eph. 2/ 1. Coloss. 2/ 13. die bleiben im tode/ auch wenn sie noch leben/ denn wer den Bruder nicht liebet/ der blei- bet im tode/ 1 Joh. 3/ 14. die sind lebendig todt/ wie al- so von einer Wittwen/ die in Wollüsten lebet/ 1 Tim. 5/ 6. geschrieben stehet/ die ist lebendig todt/ lebendig zwar nach dem natürlichen Leben/ todt aber nach dem geistli- chen Leben: Sondern also stirbet ein Christ den Sün- den abe/ daß er der Sünden sterbe/ weil nemlich die Krafft der Sünden durch die Krafft des Todes Christi in jhm getödtet und gestorben ist/ daß er sich nu mit wa- rem Glauben der vergebung und tödtung aller seiner Sünden tröstet/ und von nun an der Tugend lebet/ wie also der Apostel Petrus schreibt 1. Epist. 2/ 24. Chri- stus hat unsre Sünde selbst geopffert an seinem Leibe/ auff dem Holtze/ auff daß wir der Sünden abgestorben/ der Gerechtigkeit leben; deme auch S. Paulus zustimmet Rom. 6/ 2. 11. Wie solten wir in Sünden wollen leben/ der wir abgestorben sind? Haltet euch dafür/ daß jhr der Sünde gestorben seid/ und lebet GOtte in Christo Jesu unserm HEr- ren. Das haben also die Apostolische Sinnreiche wor- te auf sich: Jhr seyd gestorben; daß nemlich die Welt nicht mehr in euch jhr Leben/ jhre regung und bewegung/ jhre krafft und wirckung hat/ daß das Gesetze euch nicht mehr
Chriſtliche Leichpredigt. D. Luther am Rande hinzu thut: Durch den Glau-ben/ der ein geiſtlich lebendig Geſetz iſt/ ſind wir dem Geſetze des Buchſtabens geſtorben/ daß wir jhm nicht mehr ſchuldig ſein. Da ſtirbt auch ein Chriſt den Suͤnden abe/ nicht zwar dergeſtalt/ daß er in Suͤnden ſterbe/ daß er in Suͤnden gantz todt und er- ſtorben ſey/ denn das wird nur den Gottloſen nachgeſagt Eph. 2/ 1. Coloſſ. 2/ 13. die bleiben im tode/ auch wenn ſie noch leben/ denn wer den Bruder nicht liebet/ der blei- bet im tode/ 1 Joh. 3/ 14. die ſind lebendig todt/ wie al- ſo von einer Wittwen/ die in Wolluͤſten lebet/ 1 Tim. 5/ 6. geſchrieben ſtehet/ die iſt lebendig todt/ lebendig zwar nach dem natuͤrlichen Leben/ todt aber nach dem geiſtli- chen Leben: Sondern alſo ſtirbet ein Chriſt den Suͤn- den abe/ daß er der Sünden ſterbe/ weil nemlich die Krafft der Suͤnden durch die Krafft des Todes Chriſti in jhm getoͤdtet und geſtorben iſt/ daß er ſich nu mit wa- rem Glauben der vergebung und toͤdtung aller ſeiner Suͤnden troͤſtet/ und von nun an der Tugend lebet/ wie alſo der Apoſtel Petrus ſchreibt 1. Epiſt. 2/ 24. Chri- ſtus hat unſre Suͤnde ſelbſt geopffert an ſeinem Leibe/ auff dem Holtze/ auff daß wir der Suͤnden abgeſtorben/ der Gerechtigkeit leben; deme auch S. Paulus zuſtimmet Rom. 6/ 2. 11. Wie ſolten wir in Suͤnden wollen leben/ der wir abgeſtorben ſind? Haltet euch dafuͤr/ daß jhr der Suͤnde geſtorben ſeid/ und lebet GOtte in Chriſto Jeſu unſerm HEr- ren. Das haben alſo die Apoſtoliſche Sinnreiche wor- te auf ſich: Jhr ſeyd geſtorben; daß nemlich die Welt nicht mehr in euch jhr Leben/ jhre regung und bewegung/ jhre krafft und wirckung hat/ daß das Geſetze euch nicht mehr
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Chriſtliche Leichpredigt.
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dem Geſetze des Buchſtabens geſtorben/ daß wir
jhm nicht mehr ſchuldig ſein. Da ſtirbt auch ein
Chriſt den Suͤnden abe/ nicht zwar dergeſtalt/ daß er
in Suͤnden ſterbe/ daß er in Suͤnden gantz todt und er-
ſtorben ſey/ denn das wird nur den Gottloſen nachgeſagt
Eph. 2/ 1. Coloſſ. 2/ 13. die bleiben im tode/ auch wenn
ſie noch leben/ denn wer den Bruder nicht liebet/ der blei-
bet im tode/ 1 Joh. 3/ 14. die ſind lebendig todt/ wie al-
ſo von einer Wittwen/ die in Wolluͤſten lebet/ 1 Tim. 5/ 6.
geſchrieben ſtehet/ die iſt lebendig todt/ lebendig zwar
nach dem natuͤrlichen Leben/ todt aber nach dem geiſtli-
chen Leben: Sondern alſo ſtirbet ein Chriſt den Suͤn-
den abe/ daß er der Sünden ſterbe/ weil nemlich die
Krafft der Suͤnden durch die Krafft des Todes Chriſti
in jhm getoͤdtet und geſtorben iſt/ daß er ſich nu mit wa-
rem Glauben der vergebung und toͤdtung aller ſeiner
Suͤnden troͤſtet/ und von nun an der Tugend lebet/ wie
alſo der Apoſtel Petrus ſchreibt 1. Epiſt. 2/ 24. Chri-
ſtus hat unſre Suͤnde ſelbſt geopffert an ſeinem
Leibe/ auff dem Holtze/ auff daß wir der Suͤnden
abgeſtorben/ der Gerechtigkeit leben; deme auch S.
Paulus zuſtimmet Rom. 6/ 2. 11. Wie ſolten wir in
Suͤnden wollen leben/ der wir abgeſtorben ſind?
Haltet euch dafuͤr/ daß jhr der Suͤnde geſtorben
ſeid/ und lebet GOtte in Chriſto Jeſu unſerm HEr-
ren. Das haben alſo die Apoſtoliſche Sinnreiche wor-
te auf ſich: Jhr ſeyd geſtorben; daß nemlich die Welt
nicht mehr in euch jhr Leben/ jhre regung und bewegung/
jhre krafft und wirckung hat/ daß das Geſetze euch nicht
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Zitationshilfe: | Pomarius, Samuel: Christliches Sterben und Christliches Leben. Oels, 1659, S. [22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/389173/22>, abgerufen am 16.02.2025. |