Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barthisius, Henoch: Summa Christiani hominis gloria. Breslau, 1613.

Bild:
<< vorherige Seite

einen Bund/ vnnd mit der Hellen einen Verstandt ge-Esai. 28.
macht/ vnd wolten lieber ohn ende alhier leben/ wie jener
vermeinter heilige Vater gesagt: Wenn mir Gott mei-
nen Lustgarten liesse/ ich were wol zu frieden/ daß er für
sich vnd andere den Himmel behielte. Nein/ solche
Epicurische Weltratzen/ leben jhnen nur selber/ fahrenPsal. 49.
hin als das Vieh/ vnd sehen das Liecht nimmermehr/
wie der 49. Psalm sagt. Von solchen Leuten redet al-
hie Paulus mit keinem worte: sondern allein von den
rechten gleubigen Hertzen vnnd fromen Kindern Got-
tes/ welche mit that vnd warheit rechte Christen genen-
net werden/ die können sich alleine rühmen: Leben wir/
so leben wir dem HErren/ sterben wir/ so sterben wir dem
HErren.

Es sollen aber E. L. wissen/ daß alhier vornemlich
zweyerley Leben verstanden werde. Das eine ist Vita na-
turalis,
das natürliche Leben/ welches ist Vita dolo-
rum, fons curarum, sentina laborum,
vnd wie der liebe
Job saget am 14. voller Vnruhe/ vnd wenns am leidlich-Hiob 14.
Psal.
90.

sten sein sol/ so ist es müh vnd arbeit/ da wir jmmerdar
in diesem Leben sitzen/ wie Damocles deß Königes
Dyonisij Hofeschrantze bey seiner Königlichen Taffel/
welcher zum Könige sagte: Ihr Könige seidt herrliche
Leute/ Gott der HErr hats nicht recht gemacht/ daß
er einem alles/ vnd dem andern nichts gegeben/ Da ließ
jhm der König einen herrlichen sitz machen/ vnnd den
Tisch mit köstlichen Speisen besetzen/ die Musica war
auch wol bestellet; aber vber dem Kopff lies er jhm ein

blosses

einen Bund/ vnnd mit der Hellen einen Verſtandt ge-Eſai. 28.
macht/ vnd wolten lieber ohn ende alhier leben/ wie jener
vermeinter heilige Vater geſagt: Wenn mir Gott mei-
nen Luſtgarten lieſſe/ ich were wol zu frieden/ daß er fuͤr
ſich vnd andere den Himmel behielte. Nein/ ſolche
Epicuriſche Weltratzen/ leben jhnen nur ſelber/ fahrenPſal. 49.
hin als das Vieh/ vnd ſehen das Liecht nimmermehr/
wie der 49. Pſalm ſagt. Von ſolchen Leuten redet al-
hie Paulus mit keinem worte: ſondern allein von den
rechten gleubigen Hertzen vnnd fromen Kindern Got-
tes/ welche mit that vnd warheit rechte Chriſten genen-
net werden/ die koͤnnen ſich alleine ruͤhmen: Leben wir/
ſo leben wir dem HErren/ ſterben wir/ ſo ſterben wir dem
HErren.

Es ſollen aber E. L. wiſſen/ daß alhier vornemlich
zweyerley Leben verſtanden werde. Das eine iſt Vita na-
turalis,
das natuͤrliche Leben/ welches iſt Vita dolo-
rum, fons curarum, ſentina laborum,
vnd wie der liebe
Job ſaget am 14. voller Vnruhe/ vnd wenns am leidlich-Hiob 14.
Pſal.
90.

ſten ſein ſol/ ſo iſt es muͤh vnd arbeit/ da wir jmmerdar
in dieſem Leben ſitzen/ wie Damocles deß Koͤniges
Dyoniſij Hofeſchrantze bey ſeiner Koͤniglichen Taffel/
welcher zum Koͤnige ſagte: Ihr Koͤnige ſeidt herrliche
Leute/ Gott der HErr hats nicht recht gemacht/ daß
er einem alles/ vnd dem andern nichts gegeben/ Da ließ
jhm der Koͤnig einen herrlichen ſitz machen/ vnnd den
Tiſch mit koͤſtlichen Speiſen beſetzen/ die Muſica war
auch wol beſtellet; aber vber dem Kopff lies er jhm ein

bloſſes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0015"/>
einen Bund/ vnnd mit der Hellen einen Ver&#x017F;tandt ge-<note place="right"><hi rendition="#aq">E&#x017F;ai.</hi> 28.</note><lb/>
macht/ vnd wolten lieber ohn ende alhier leben/ wie jener<lb/>
vermeinter heilige Vater ge&#x017F;agt: Wenn mir Gott mei-<lb/>
nen Lu&#x017F;tgarten lie&#x017F;&#x017F;e/ ich were wol zu frieden/ daß er fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich vnd andere den Himmel behielte. Nein/ &#x017F;olche<lb/>
Epicuri&#x017F;che Weltratzen/ leben jhnen nur &#x017F;elber/ fahren<note place="right"><hi rendition="#aq">P&#x017F;al.</hi> 49.</note><lb/>
hin als das Vieh/ vnd &#x017F;ehen das Liecht nimmermehr/<lb/>
wie der 49. P&#x017F;alm &#x017F;agt. Von &#x017F;olchen Leuten redet al-<lb/>
hie Paulus mit keinem worte: &#x017F;ondern allein von den<lb/>
rechten gleubigen Hertzen vnnd fromen Kindern Got-<lb/>
tes/ welche mit that vnd warheit rechte Chri&#x017F;ten genen-<lb/>
net werden/ die ko&#x0364;nnen &#x017F;ich alleine ru&#x0364;hmen: Leben wir/<lb/>
&#x017F;o leben wir dem HErren/ &#x017F;terben wir/ &#x017F;o &#x017F;terben wir dem<lb/>
HErren.</p><lb/>
            <p>Es &#x017F;ollen aber E. L. wi&#x017F;&#x017F;en/ daß alhier vornemlich<lb/>
zweyerley Leben ver&#x017F;tanden werde. Das eine i&#x017F;t <hi rendition="#aq">Vita na-<lb/>
turalis,</hi> das natu&#x0364;rliche Leben/ welches i&#x017F;t <hi rendition="#aq">Vita dolo-<lb/>
rum, fons curarum, &#x017F;entina laborum,</hi> vnd wie der liebe<lb/>
Job &#x017F;aget am 14. voller Vnruhe/ vnd wenns am leidlich-<note place="right"><hi rendition="#aq">Hiob 14.<lb/>
P&#x017F;al.</hi> 90.</note><lb/>
&#x017F;ten &#x017F;ein &#x017F;ol/ &#x017F;o i&#x017F;t es mu&#x0364;h vnd arbeit/ da wir jmmerdar<lb/>
in die&#x017F;em Leben &#x017F;itzen/ wie <hi rendition="#aq">Damocles</hi> deß Ko&#x0364;niges<lb/><hi rendition="#aq">Dyoni&#x017F;ij</hi> Hofe&#x017F;chrantze bey &#x017F;einer Ko&#x0364;niglichen Taffel/<lb/>
welcher zum Ko&#x0364;nige &#x017F;agte: Ihr Ko&#x0364;nige &#x017F;eidt herrliche<lb/>
Leute/ Gott der HErr hats nicht recht gemacht/ daß<lb/>
er einem alles/ vnd dem andern nichts gegeben/ Da ließ<lb/>
jhm der Ko&#x0364;nig einen herrlichen &#x017F;itz machen/ vnnd den<lb/>
Ti&#x017F;ch mit ko&#x0364;&#x017F;tlichen Spei&#x017F;en be&#x017F;etzen/ die <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ica</hi> war<lb/>
auch wol be&#x017F;tellet; aber vber dem Kopff lies er jhm ein<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">blo&#x017F;&#x017F;es</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0015] einen Bund/ vnnd mit der Hellen einen Verſtandt ge- macht/ vnd wolten lieber ohn ende alhier leben/ wie jener vermeinter heilige Vater geſagt: Wenn mir Gott mei- nen Luſtgarten lieſſe/ ich were wol zu frieden/ daß er fuͤr ſich vnd andere den Himmel behielte. Nein/ ſolche Epicuriſche Weltratzen/ leben jhnen nur ſelber/ fahren hin als das Vieh/ vnd ſehen das Liecht nimmermehr/ wie der 49. Pſalm ſagt. Von ſolchen Leuten redet al- hie Paulus mit keinem worte: ſondern allein von den rechten gleubigen Hertzen vnnd fromen Kindern Got- tes/ welche mit that vnd warheit rechte Chriſten genen- net werden/ die koͤnnen ſich alleine ruͤhmen: Leben wir/ ſo leben wir dem HErren/ ſterben wir/ ſo ſterben wir dem HErren. Eſai. 28. Pſal. 49. Es ſollen aber E. L. wiſſen/ daß alhier vornemlich zweyerley Leben verſtanden werde. Das eine iſt Vita na- turalis, das natuͤrliche Leben/ welches iſt Vita dolo- rum, fons curarum, ſentina laborum, vnd wie der liebe Job ſaget am 14. voller Vnruhe/ vnd wenns am leidlich- ſten ſein ſol/ ſo iſt es muͤh vnd arbeit/ da wir jmmerdar in dieſem Leben ſitzen/ wie Damocles deß Koͤniges Dyoniſij Hofeſchrantze bey ſeiner Koͤniglichen Taffel/ welcher zum Koͤnige ſagte: Ihr Koͤnige ſeidt herrliche Leute/ Gott der HErr hats nicht recht gemacht/ daß er einem alles/ vnd dem andern nichts gegeben/ Da ließ jhm der Koͤnig einen herrlichen ſitz machen/ vnnd den Tiſch mit koͤſtlichen Speiſen beſetzen/ die Muſica war auch wol beſtellet; aber vber dem Kopff lies er jhm ein bloſſes Hiob 14. Pſal. 90.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/386098
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/386098/15
Zitationshilfe: Barthisius, Henoch: Summa Christiani hominis gloria. Breslau, 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386098/15>, abgerufen am 24.11.2024.