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Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649.

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Parentatio.
beschlossen/ unnd nachdem der grimmige Todt solch
Jhn Leben/ nicht wie sonsten etwan mit schweren Sym-
ptomatis
gleichsamb blocquieret/ oder dasselbe mit
stetem wehe/ langwierigen Schmertzen/ mit Vigiliis, mit
Schwächung des Leibes/ Abmattung der Glieder und
Spirituum, enerviret, sondern unversehens und uhr-
plötzlichen an Jhr Leben mit seiner gantzen Macht gesetzet/
und also das Hertz/ welches man für das primum vi-
vens, & ultimum moriens
helt/ als die jnnerste Ve-
stung im ersten Sturm erstigen/ dasselbe so gequälet/ ge-
ängstiget und gehalten/ daß sichs muste ergeben/ ob
wol alle Menschliche Hülff/ nechst GOtt/ zum Suc-
curs adhibiret
worden/ ist doch von dem unversöhn-
lichen Menschen-Würger so contraminiret worden/
daß auch alle Aphorismi Hipprocratis, alle Fines Avi-
cennae,
alle Compositiones Rasi; Ja des Theo-
phrosti Lapis Philosophicus
selbst nur vergebens ge-
wesen wären. Und hat nu also des Leibes liebste und
allernechstverwandte Freundin/ die unsterbliche Seel/
das allerschmertzlichste Diuortium machen/ sich zu
Jhren Schöpffer reterieren/ Sie aber dahin sterben/
und den 29. Jan. abgewiechenen Monats/ gleich allen
andern Menschen-Kindern/ zur Leiche werden müssen.
Der berümbte Mahler Timanthes vermeynet Jhm und
aller seiner Kunst unmöglich zu seyn/ daß Er des Aga-
memnonis
Schmertzen über der Auffopfferung seiner
Tochter Iphigeniae recht abbilden köndte/ darumb/
wenn Er den Calchantem, der das Opffer verrichtet/

sehr

Parentatio.
beſchloſſen/ unnd nachdem der grimmige Todt ſolch
Jhn Leben/ nicht wie ſonſten etwan mit ſchweren Sym-
ptomatis
gleichſamb blocquieret/ oder daſſelbe mit
ſtetem wehe/ langwierigen Schmertzen/ mit Vigiliis, mit
Schwaͤchung des Leibes/ Abmattung der Glieder und
Spirituum, enerviret, ſondern unverſehens und uhr-
ploͤtzlichen an Jhr Lebẽ mit ſeiner gantzen Macht geſetzet/
und alſo das Hertz/ welches man fuͤr das primum vi-
vens, & ultimum moriens
helt/ als die jnnerſte Ve-
ſtung im erſten Sturm erſtigen/ daſſelbe ſo gequaͤlet/ ge-
aͤngſtiget und gehalten/ daß ſichs muſte ergeben/ ob
wol alle Menſchliche Huͤlff/ nechſt GOtt/ zum Suc-
curs adhibiret
worden/ iſt doch von dem unverſoͤhn-
lichen Menſchen-Wuͤrger ſo contraminiret worden/
daß auch alle Aphoriſmi Hipprocratis, alle Fines Avi-
cennæ,
alle Compoſitiones Raſi; Ja des Theo-
phroſti Lapis Philoſophicus
ſelbſt nur vergebens ge-
weſen waͤren. Und hat nu alſo des Leibes liebſte und
allernechſtverwandte Freundin/ die unſterbliche Seel/
das allerſchmertzlichſte Diuortium machen/ ſich zu
Jhren Schoͤpffer reterieren/ Sie aber dahin ſterben/
und den 29. Jan. abgewiechenen Monats/ gleich allen
andern Menſchen-Kindern/ zur Leiche werden muͤſſen.
Der beruͤmbte Mahler Timanthes vermeynet Jhm und
aller ſeiner Kunſt unmoͤglich zu ſeyn/ daß Er des Aga-
memnonis
Schmertzen uͤber der Auffopfferung ſeiner
Tochter Iphigeniæ recht abbilden koͤndte/ darumb/
wenn Er den Calchantem, der das Opffer verrichtet/

ſehr
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[0080] Parentatio. beſchloſſen/ unnd nachdem der grimmige Todt ſolch Jhn Leben/ nicht wie ſonſten etwan mit ſchweren Sym- ptomatis gleichſamb blocquieret/ oder daſſelbe mit ſtetem wehe/ langwierigen Schmertzen/ mit Vigiliis, mit Schwaͤchung des Leibes/ Abmattung der Glieder und Spirituum, enerviret, ſondern unverſehens und uhr- ploͤtzlichen an Jhr Lebẽ mit ſeiner gantzen Macht geſetzet/ und alſo das Hertz/ welches man fuͤr das primum vi- vens, & ultimum moriens helt/ als die jnnerſte Ve- ſtung im erſten Sturm erſtigen/ daſſelbe ſo gequaͤlet/ ge- aͤngſtiget und gehalten/ daß ſichs muſte ergeben/ ob wol alle Menſchliche Huͤlff/ nechſt GOtt/ zum Suc- curs adhibiret worden/ iſt doch von dem unverſoͤhn- lichen Menſchen-Wuͤrger ſo contraminiret worden/ daß auch alle Aphoriſmi Hipprocratis, alle Fines Avi- cennæ, alle Compoſitiones Raſi; Ja des Theo- phroſti Lapis Philoſophicus ſelbſt nur vergebens ge- weſen waͤren. Und hat nu alſo des Leibes liebſte und allernechſtverwandte Freundin/ die unſterbliche Seel/ das allerſchmertzlichſte Diuortium machen/ ſich zu Jhren Schoͤpffer reterieren/ Sie aber dahin ſterben/ und den 29. Jan. abgewiechenen Monats/ gleich allen andern Menſchen-Kindern/ zur Leiche werden muͤſſen. Der beruͤmbte Mahler Timanthes vermeynet Jhm und aller ſeiner Kunſt unmoͤglich zu ſeyn/ daß Er des Aga- memnonis Schmertzen uͤber der Auffopfferung ſeiner Tochter Iphigeniæ recht abbilden koͤndte/ darumb/ wenn Er den Calchantem, der das Opffer verrichtet/ ſehr

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Zitationshilfe: Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360994/80>, abgerufen am 25.11.2024.