Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649.Sey still/ mein Seel/ es macht dein GOtt recht eines beständigen Gemüttes Jhren Ehe-Herrenzu lieben/ in gutten unnd bösen Tagen/ in Creutz unnd Verfolgung: Und nicht allein eine Zierde und Stü- tze seines Hauses/ Sondern auch eine Säule/ derer Er Syr. xxvi, 2.und Jhr liebes Töchterlin sich trösten kondte/ und die Jhrem Herren das Hertz erfrischete: Besonders/ ne- ben dem Herren Pflege-Vater unnd gantzer Freund- schafft/ auch der geehrten und nun fast betagten Frawen Mutter/ die jtzt Jhr Jammer-Liedlein anstimmen muß B. der Rich. c. x i, 35.mit Jephthah: Ach meine Tochter/ wie beugest du mich/ und betrübest mich? Und wie die Hanna von Tob. x, 4.Jhrem Sohne schreyet: Ach meine Tochter/ ach meine Tochter/ unsere einige Frewde/ unser eini- ger Trost in unserm Alter/ unser Hertz/ und un- ser Erbe: Die auch mit Jhrer Vorsichtigkeit viel wissen zu verhüllen und zuzudecken. Aber unser lieber weiser Gott hat diese Säule vergangenen Freytag zu Nacht umb 12. Uhr geschwinde und unvorsehens durch einen plötzlichen Schlagfluß und den zeitlichen Todt umm- gerissen und niedergeworffen. Wie nun/ wenn die Säulen wancken und fallen/ Damit
Sey ſtill/ mein Seel/ es macht dein GOtt recht eines beſtaͤndigen Gemuͤttes Jhren Ehe-Herrenzu lieben/ in gutten unnd boͤſen Tagen/ in Creutz unnd Verfolgung: Und nicht allein eine Zierde und Stuͤ- tze ſeines Hauſes/ Sondern auch eine Saͤule/ derer Er Syr. xxvi, 2.und Jhr liebes Toͤchterlin ſich troͤſten kondte/ und die Jhrem Herren das Hertz erfriſchete: Beſonders/ ne- ben dem Herren Pflege-Vater unnd gantzer Freund- ſchafft/ auch der geehrten und nun faſt betagten Frawen Mutter/ die jtzt Jhr Jam̃er-Liedlein anſtimmen muß B. der Rich. c. x i, 35.mit Jephthah: Ach meine Tochter/ wie beugeſt du mich/ und betruͤbeſt mich? Und wie die Hanna von Tob. x, 4.Jhrem Sohne ſchreyet: Ach meine Tochter/ ach meine Tochter/ unſere einige Frewde/ unſer eini- ger Troſt in unſerm Alter/ unſer Hertz/ und un- ſer Erbe: Die auch mit Jhrer Vorſichtigkeit viel wiſſen zu verhuͤllen und zuzudecken. Aber unſer lieber weiſer Gott hat dieſe Saͤule vergangenen Freytag zu Nacht umb 12. Uhr geſchwinde und unvorſehens durch einen ploͤtzlichen Schlagfluß und den zeitlichen Todt um̃- geriſſen und niedergeworffen. Wie nun/ wenn die Saͤulen wancken und fallen/ Damit
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Sey ſtill/ mein Seel/ es macht dein GOtt
recht eines beſtaͤndigen Gemuͤttes Jhren Ehe-Herren
zu lieben/ in gutten unnd boͤſen Tagen/ in Creutz unnd
Verfolgung: Und nicht allein eine Zierde und Stuͤ-
tze ſeines Hauſes/ Sondern auch eine Saͤule/ derer Er
und Jhr liebes Toͤchterlin ſich troͤſten kondte/ und die
Jhrem Herren das Hertz erfriſchete: Beſonders/ ne-
ben dem Herren Pflege-Vater unnd gantzer Freund-
ſchafft/ auch der geehrten und nun faſt betagten Frawen
Mutter/ die jtzt Jhr Jam̃er-Liedlein anſtimmen muß
mit Jephthah: Ach meine Tochter/ wie beugeſt du
mich/ und betruͤbeſt mich? Und wie die Hanna von
Jhrem Sohne ſchreyet: Ach meine Tochter/ ach
meine Tochter/ unſere einige Frewde/ unſer eini-
ger Troſt in unſerm Alter/ unſer Hertz/ und un-
ſer Erbe: Die auch mit Jhrer Vorſichtigkeit viel
wiſſen zu verhuͤllen und zuzudecken. Aber unſer lieber
weiſer Gott hat dieſe Saͤule vergangenen Freytag zu
Nacht umb 12. Uhr geſchwinde und unvorſehens durch
einen ploͤtzlichen Schlagfluß und den zeitlichen Todt um̃-
geriſſen und niedergeworffen.
Syr. xxvi, 2.
B. der Rich.
c. x i, 35.
Tob. x, 4.
Wie nun/ wenn die Saͤulen wancken und fallen/
das gantze Hauß einen Rieß bekommet/ oder groſſen
Fall thut/ wie in Simſons Hiſtorien zuſehen; Alſo weil
dieſe guͤldene Saͤule gefallen/ zittern die Grundfeſte des
gantzen Hertz-Leibes und Nahrungs-Hauſes unſers
Herren Wittibers/ Herren Lauterbaches/ der Frawen
Mutter/ und der gantzen Leidtragenden Freundſchafft/
und Jhre Augen flieſſen mit Thraͤnen haͤuffig.
Richt. xvi,
29, 30.
Damit
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