Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670.Christliche Leichpredigt. stehe. 2. Stärcke und Gewalt. 3. Ansehen und Autorität/ diefället denn bey Empörung und Uneinigkeit danieder/ drumb setzt Hiob. 12, 21, 22.drauff Hiob in folgenden Worten: Er schüttet Verach- tung auff die Fürsten/ und machet den Bund der Gewaltigen loß/ Er öffnet die finstern Gründe/ und bringet heraus das Dunckele an das Licht. Effundit contemptum super Principes, giebts Mercerus und Vatablus, Fürtreffliche tapffere Leute wer- den alsdenn mit Verachtung besprenget/ & zonam robustorum remittit, und gehet denn der Gürtel auff. Et zonam poten- tium laxat, giebts Vatablus, Er löset auff den Gürtel derGe- waltigen. Wenn sich ein Mensch gürtet/ so ist er desto stärcker und expediter. Dieser Gurt ist die Autorität und Gewalt der Obrigkeit/ der gehet den loß/ daß es bund über ecke gehet/ und sich alles umbdrehet: Cuncta retro sublapsa feruntur. Da- von handelt auch David im 107. Psalm: Da Verachtung auf die Fürsten geschüttet war/ daß alles ir- rig und wüste stund. Lieben Herren/ saget der Seeli- ge Herr Lutherus an einem Ort/ sehet euch ja für/ vor dem klei- nen Sprüchlein aus dem 107. Psalm: Effundit contemptum super Principes &c: Ach GOtt behüte doch/ und hütet euch auch selber/ für dergleichen Confusionibus und Verwirrungen und Uneinigkeiten/ da wird leichte etwas angefangen/ aber es ist schwer zu stillen. Man pfleget anzuführen einen Spruch aus Schepliz. Promt. Ju- ris in Praef.dem Pindaro in seinen Pythiis, der sehr wahr ist: Esse Civis etiam ignavissimi civitatem movere, sed in tranquillo siste- re, solius Dei opus esse. Man könne wol den Gurtt leichte aufflösen/ aber ihn wieder zusammen zu schnüren/ das müsse Gott alleine thun/ das sey ein Werck Gottes. Ach wie wüste siehets denn aus/ alles drehet sich umb/ und wird die Tugend verachtet/ Es
Chriſtliche Leichpredigt. ſtehe. 2. Staͤrcke und Gewalt. 3. Anſehen und Autoritaͤt/ diefaͤllet denn bey Empoͤrung und Uneinigkeit danieder/ drumb ſetzt Hiob. 12, 21, 22.drauff Hiob in folgenden Worten: Er ſchuͤttet Verach- tung auff die Fuͤrſten/ und machet den Bund der Gewaltigen loß/ Er oͤffnet die finſtern Gruͤnde/ und bringet heraus das Dunckele an das Licht. Effundit contemptum ſuper Principes, giebts Mercerus und Vatablus, Fuͤrtreffliche tapffere Leute wer- den alsdenn mit Verachtung beſprenget/ & zonam robuſtorum remittit, und gehet denn der Guͤrtel auff. Et zonam poten- tium laxat, giebts Vatablus, Er loͤſet auff den Guͤrtel derGe- waltigen. Wenn ſich ein Menſch guͤrtet/ ſo iſt er deſto ſtaͤrcker und expediter. Dieſer Gurt iſt die Autoritaͤt und Gewalt der Obrigkeit/ der gehet den loß/ daß es bund uͤber ecke gehet/ und ſich alles umbdrehet: Cuncta retrò ſublapſa feruntur. Da- von handelt auch David im 107. Pſalm: Da Verachtung auf die Fuͤrſten geſchuͤttet war/ daß alles ir- rig und wuͤſte ſtund. Lieben Herren/ ſaget der Seeli- ge Herr Lutherus an einem Ort/ ſehet euch ja fuͤr/ vor dem klei- nen Spruͤchlein aus dem 107. Pſalm: Effundit contemptum ſuper Principes &c: Ach GOtt behuͤte doch/ und huͤtet euch auch ſelber/ fuͤr dergleichen Confuſionibus und Verwirrungen und Uneinigkeiten/ da wird leichte etwas angefangen/ aber es iſt ſchwer zu ſtillen. Man pfleget anzufuͤhren einen Spruch aus Schepliz. Promt. Ju- ris in Præf.dem Pindaro in ſeinen Pythiis, der ſehr wahr iſt: Eſſe Civis etiam ignavisſimi civitatem movere, ſed in tranquillo ſiſte- re, ſolius Dei opus eſſe. Man koͤnne wol den Gurtt leichte auffloͤſen/ aber ihn wieder zuſam̃en zu ſchnuͤren/ das muͤſſe Gott alleine thun/ das ſey ein Werck Gottes. Ach wie wuͤſte ſiehets denn aus/ alles drehet ſich umb/ und wird die Tugend verachtet/ Es
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0052" n="52.[52]"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Chriſtliche Leichpredigt.</hi></fw><lb/> ſtehe. 2. Staͤrcke und Gewalt. 3. Anſehen und <hi rendition="#aq">Autori</hi>taͤt/ die<lb/> faͤllet denn bey Empoͤrung und Uneinigkeit danieder/ drumb ſetzt<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Hiob.</hi> 12, 21,<lb/> 22.</note>drauff Hiob in folgenden Worten: <hi rendition="#fr">Er ſchuͤttet Verach-<lb/> tung auff die Fuͤrſten/ und machet den Bund<lb/> der Gewaltigen loß/ Er oͤffnet die finſtern<lb/> Gruͤnde/ und bringet heraus das Dunckele<lb/> an das Licht.</hi> <hi rendition="#aq">Effundit contemptum ſuper Principes,</hi><lb/> giebts <hi rendition="#aq">Mercerus</hi> und <hi rendition="#aq">Vatablus,</hi> Fuͤrtreffliche tapffere Leute wer-<lb/> den alsdenn mit Verachtung beſprenget/ <hi rendition="#aq">& zonam robuſtorum<lb/> remittit,</hi> und gehet denn der Guͤrtel auff. <hi rendition="#aq">Et zonam poten-<lb/> tium laxat,</hi> giebts <hi rendition="#aq">Vatablus,</hi> Er loͤſet auff den Guͤrtel derGe-<lb/> waltigen. Wenn ſich ein Menſch guͤrtet/ ſo iſt er deſto ſtaͤrcker<lb/> und <hi rendition="#aq">expedi</hi>ter. Dieſer Gurt iſt die <hi rendition="#aq">Autori</hi>taͤt und Gewalt der<lb/> Obrigkeit/ der gehet den loß/ daß es bund uͤber ecke gehet/ und<lb/> ſich alles umbdrehet: <hi rendition="#aq">Cuncta retrò ſublapſa feruntur.</hi> Da-<lb/> von handelt auch David im 107. Pſalm: <hi rendition="#fr">Da Verachtung<lb/> auf die Fuͤrſten geſchuͤttet war/ daß alles ir-<lb/> rig und wuͤſte ſtund.</hi> Lieben Herren/ ſaget der Seeli-<lb/> ge Herr <hi rendition="#aq">Lutherus</hi> an einem Ort/ ſehet euch ja fuͤr/ vor dem klei-<lb/> nen Spruͤchlein aus dem 107. Pſalm: <hi rendition="#aq">Effundit contemptum<lb/> ſuper Principes &c:</hi> Ach GOtt behuͤte doch/ und huͤtet euch auch<lb/> ſelber/ fuͤr dergleichen <hi rendition="#aq">Confuſionibus</hi> und Verwirrungen und<lb/> Uneinigkeiten/ da wird leichte etwas angefangen/ aber es iſt<lb/> ſchwer zu ſtillen. Man pfleget anzufuͤhren einen Spruch aus<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Schepliz.<lb/> Promt. Ju-<lb/> ris in Præf.</hi></note>dem <hi rendition="#aq">Pindaro</hi> in ſeinen <hi rendition="#aq">Pythiis,</hi> der ſehr wahr iſt: <hi rendition="#aq">Eſſe Civis<lb/> etiam ignavisſimi civitatem movere, ſed in tranquillo ſiſte-<lb/> re, ſolius Dei opus eſſe.</hi> Man koͤnne wol den Gurtt leichte<lb/> auffloͤſen/ aber ihn wieder zuſam̃en zu ſchnuͤren/ das muͤſſe Gott<lb/> alleine thun/ das ſey ein Werck Gottes. Ach wie wuͤſte ſiehets<lb/> denn aus/ alles drehet ſich umb/ und wird die Tugend verachtet/<lb/> <fw type="catch" place="bottom">Es</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52.[52]/0052]
Chriſtliche Leichpredigt.
ſtehe. 2. Staͤrcke und Gewalt. 3. Anſehen und Autoritaͤt/ die
faͤllet denn bey Empoͤrung und Uneinigkeit danieder/ drumb ſetzt
drauff Hiob in folgenden Worten: Er ſchuͤttet Verach-
tung auff die Fuͤrſten/ und machet den Bund
der Gewaltigen loß/ Er oͤffnet die finſtern
Gruͤnde/ und bringet heraus das Dunckele
an das Licht. Effundit contemptum ſuper Principes,
giebts Mercerus und Vatablus, Fuͤrtreffliche tapffere Leute wer-
den alsdenn mit Verachtung beſprenget/ & zonam robuſtorum
remittit, und gehet denn der Guͤrtel auff. Et zonam poten-
tium laxat, giebts Vatablus, Er loͤſet auff den Guͤrtel derGe-
waltigen. Wenn ſich ein Menſch guͤrtet/ ſo iſt er deſto ſtaͤrcker
und expediter. Dieſer Gurt iſt die Autoritaͤt und Gewalt der
Obrigkeit/ der gehet den loß/ daß es bund uͤber ecke gehet/ und
ſich alles umbdrehet: Cuncta retrò ſublapſa feruntur. Da-
von handelt auch David im 107. Pſalm: Da Verachtung
auf die Fuͤrſten geſchuͤttet war/ daß alles ir-
rig und wuͤſte ſtund. Lieben Herren/ ſaget der Seeli-
ge Herr Lutherus an einem Ort/ ſehet euch ja fuͤr/ vor dem klei-
nen Spruͤchlein aus dem 107. Pſalm: Effundit contemptum
ſuper Principes &c: Ach GOtt behuͤte doch/ und huͤtet euch auch
ſelber/ fuͤr dergleichen Confuſionibus und Verwirrungen und
Uneinigkeiten/ da wird leichte etwas angefangen/ aber es iſt
ſchwer zu ſtillen. Man pfleget anzufuͤhren einen Spruch aus
dem Pindaro in ſeinen Pythiis, der ſehr wahr iſt: Eſſe Civis
etiam ignavisſimi civitatem movere, ſed in tranquillo ſiſte-
re, ſolius Dei opus eſſe. Man koͤnne wol den Gurtt leichte
auffloͤſen/ aber ihn wieder zuſam̃en zu ſchnuͤren/ das muͤſſe Gott
alleine thun/ das ſey ein Werck Gottes. Ach wie wuͤſte ſiehets
denn aus/ alles drehet ſich umb/ und wird die Tugend verachtet/
Es
Hiob. 12, 21,
22.
Schepliz.
Promt. Ju-
ris in Præf.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/360156 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/360156/52 |
Zitationshilfe: | Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670, S. 52.[52]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360156/52>, abgerufen am 16.02.2025. |