Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].

Bild:
<< vorherige Seite

Trauer-Rede.
rühmlich geführten Lehr-Amte; so bezeichnen wir solche mit folgenden Lem-
mate:

Manus DEI exaltatum conservavit.
d. i.

Der Höchste hielt mich fest. Drum war die Zuver-
sicht/
Jn allen meinen Thun auf diesen Schutz gericht.

Denckwürdig war seine sonderbahre Autorität. Denckwürdig sei-
ne hohe Prudentz. Denckwürdig seine rühmliche Liberalität und güttige
Freygebigkeit. Die hohe und sonderbahre Autorität kam von niemand an-
ders her/ als allein von dem/ welcher die Menschen mit sonderbahrer Au-
tori
tät ausrüsten kan. Denn weil der seelige Herr Rector GOtt immer-
dar in seinem eifrigen Gebeth ehrete/ so bekam er von ihm diese Macht allen
denjenigen ein Schrecken einzujagen/ welche sich entweder dem wahrhaff-
tigen Glauben oder honnetten Leben wiedersetzen wolten. Ließ jener ge-
lehrte Mann in einem sinnreichen Emblemate der Sonnen gegen über ei-
nen Mond mahlen/ welcher deroselben Strahlen annahm/ und sie nieder auf
die Erde leitete/ mit diesen Worten: Aspicio ut aspiciar. Jch sehe die Sonne
an/ daß ich von der Erden angeschauet werde/ wenn ich durch ihr Licht erleuch-
tet werde; so möchte man solches wohl von unserm seeligen Rectore wiederho-
len: Er sahe mit unverrückten Glaubens-Augen an die Gnaden-Sonne
Christum JEsum/ drum wurde er mit denen Strahlen seiner Güte und
Barmhertzigkeit dergestalt erfüllet/ daß jedermann seine Augen gerne auff
sein geliebtes Thun richtete. Und diese Autoritaet wuste er sowohl durch
Liebe als Furcht rühmlichst zu unterhalten. Er begegnete seinen Unterge-
benen mit treuer Vater-Liebe/ so lange dieselben auf den Tugend-Wegen
wandelten/ und diesen getreuen Lehrer bey seiner sorgfältigen Information
nicht beschämeten. Er versetzete ihre Gemüther in eine kindliche Furcht/
wenn sie von den Tugend-Wegen abirren wolten. Doch war die Liebe in
dem Hertzen beständig/ obgleich sein GOtt ergebenes Amt zuweilen seinen
Mund zu einem Buß-Prediger machete.

Es

Trauer-Rede.
ruͤhmlich gefuͤhrten Lehr-Amte; ſo bezeichnen wir ſolche mit folgenden Lem-
mate:

Manus DEI exaltatum conſervavit.
d. i.

Der Hoͤchſte hielt mich feſt. Drum war die Zuver-
ſicht/
Jn allen meinen Thun auf dieſen Schutz gericht.

Denckwuͤrdig war ſeine ſonderbahre Autoritaͤt. Denckwuͤrdig ſei-
ne hohe Prudentz. Denckwuͤrdig ſeine ruͤhmliche Liberalitaͤt und guͤttige
Freygebigkeit. Die hohe und ſonderbahre Autoritaͤt kam von niemand an-
ders her/ als allein von dem/ welcher die Menſchen mit ſonderbahrer Au-
tori
taͤt ausruͤſten kan. Denn weil der ſeelige Herr Rector GOtt immer-
dar in ſeinem eifrigen Gebeth ehrete/ ſo bekam er von ihm dieſe Macht allen
denjenigen ein Schrecken einzujagen/ welche ſich entweder dem wahrhaff-
tigen Glauben oder honnetten Leben wiederſetzen wolten. Ließ jener ge-
lehrte Mann in einem ſinnreichen Emblemate der Sonnen gegen uͤber ei-
nen Mond mahlen/ welcher deroſelben Strahlen annahm/ und ſie nieder auf
die Erde leitete/ mit dieſen Worten: Aſpicio ut aſpiciar. Jch ſehe die Sonne
an/ daß ich von der Erden angeſchauet werde/ wenn ich durch ihr Licht erleuch-
tet werde; ſo moͤchte man ſolches wohl von unſerm ſeeligen Rectore wiederho-
len: Er ſahe mit unverruͤckten Glaubens-Augen an die Gnaden-Sonne
Chriſtum JEſum/ drum wurde er mit denen Strahlen ſeiner Guͤte und
Barmhertzigkeit dergeſtalt erfuͤllet/ daß jedermann ſeine Augen gerne auff
ſein geliebtes Thun richtete. Und dieſe Autoritæt wuſte er ſowohl durch
Liebe als Furcht ruͤhmlichſt zu unterhalten. Er begegnete ſeinen Unterge-
benen mit treuer Vater-Liebe/ ſo lange dieſelben auf den Tugend-Wegen
wandelten/ und dieſen getreuen Lehrer bey ſeiner ſorgfaͤltigen Information
nicht beſchaͤmeten. Er verſetzete ihre Gemuͤther in eine kindliche Furcht/
wenn ſie von den Tugend-Wegen abirren wolten. Doch war die Liebe in
dem Hertzen beſtaͤndig/ obgleich ſein GOtt ergebenes Amt zuweilen ſeinen
Mund zu einem Buß-Prediger machete.

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="fsThanks" n="1">
              <p><pb facs="#f0057" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Trauer-Rede.</hi></fw><lb/>
ru&#x0364;hmlich gefu&#x0364;hrten Lehr-Amte; &#x017F;o bezeichnen wir &#x017F;olche mit folgenden <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lem-<lb/>
mate:</hi></hi></p><lb/>
              <p> <hi rendition="#aq">Manus DEI exaltatum con&#x017F;ervavit.</hi><lb/> <hi rendition="#c">d. i.</hi><lb/>
                <lg type="poem">
                  <l> <hi rendition="#fr">Der Ho&#x0364;ch&#x017F;te hielt mich fe&#x017F;t. Drum war die Zuver-</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">&#x017F;icht/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Jn allen meinen Thun auf die&#x017F;en Schutz gericht.</hi> </l>
                </lg>
              </p><lb/>
              <p>Denckwu&#x0364;rdig war &#x017F;eine &#x017F;onderbahre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Autori</hi></hi>ta&#x0364;t. Denckwu&#x0364;rdig &#x017F;ei-<lb/>
ne hohe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pruden</hi></hi>tz. Denckwu&#x0364;rdig &#x017F;eine ru&#x0364;hmliche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Liberali</hi></hi>ta&#x0364;t und gu&#x0364;ttige<lb/>
Freygebigkeit. Die hohe und &#x017F;onderbahre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Autori</hi></hi>ta&#x0364;t kam von niemand an-<lb/>
ders her/ als allein von dem/ welcher die Men&#x017F;chen mit &#x017F;onderbahrer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Au-<lb/>
tori</hi></hi>ta&#x0364;t ausru&#x0364;&#x017F;ten kan. Denn weil der &#x017F;eelige Herr <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rector</hi></hi> GOtt immer-<lb/>
dar in &#x017F;einem eifrigen Gebeth ehrete/ &#x017F;o bekam er von ihm die&#x017F;e Macht allen<lb/>
denjenigen ein Schrecken einzujagen/ welche &#x017F;ich entweder dem wahrhaff-<lb/>
tigen Glauben oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">honnetten</hi></hi> Leben wieder&#x017F;etzen wolten. Ließ jener ge-<lb/>
lehrte Mann in einem &#x017F;innreichen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Emblemate</hi></hi> der Sonnen gegen u&#x0364;ber ei-<lb/>
nen Mond mahlen/ welcher dero&#x017F;elben Strahlen annahm/ und &#x017F;ie nieder auf<lb/>
die Erde leitete/ mit die&#x017F;en Worten: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A&#x017F;picio ut a&#x017F;piciar.</hi></hi> Jch &#x017F;ehe die Sonne<lb/>
an/ daß ich von der Erden ange&#x017F;chauet werde/ wenn ich durch ihr Licht erleuch-<lb/>
tet werde; &#x017F;o mo&#x0364;chte man &#x017F;olches wohl von un&#x017F;erm &#x017F;eeligen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rectore</hi></hi> wiederho-<lb/>
len: Er &#x017F;ahe mit unverru&#x0364;ckten Glaubens-Augen an die Gnaden-Sonne<lb/>
Chri&#x017F;tum JE&#x017F;um/ drum wurde er mit denen Strahlen &#x017F;einer Gu&#x0364;te und<lb/>
Barmhertzigkeit derge&#x017F;talt erfu&#x0364;llet/ daß jedermann &#x017F;eine Augen gerne auff<lb/>
&#x017F;ein geliebtes Thun richtete. Und die&#x017F;e <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Autoritæt</hi></hi> wu&#x017F;te er &#x017F;owohl durch<lb/>
Liebe als Furcht ru&#x0364;hmlich&#x017F;t zu unterhalten. Er begegnete &#x017F;einen Unterge-<lb/>
benen mit treuer Vater-Liebe/ &#x017F;o lange die&#x017F;elben auf den Tugend-Wegen<lb/>
wandelten/ und die&#x017F;en getreuen Lehrer bey &#x017F;einer &#x017F;orgfa&#x0364;ltigen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Information</hi></hi><lb/>
nicht be&#x017F;cha&#x0364;meten. Er ver&#x017F;etzete ihre Gemu&#x0364;ther in eine kindliche Furcht/<lb/>
wenn &#x017F;ie von den Tugend-Wegen abirren wolten. Doch war die Liebe in<lb/>
dem Hertzen be&#x017F;ta&#x0364;ndig/ obgleich &#x017F;ein GOtt ergebenes Amt zuweilen &#x017F;einen<lb/>
Mund zu einem Buß-Prediger machete.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0057] Trauer-Rede. ruͤhmlich gefuͤhrten Lehr-Amte; ſo bezeichnen wir ſolche mit folgenden Lem- mate: Manus DEI exaltatum conſervavit. d. i. Der Hoͤchſte hielt mich feſt. Drum war die Zuver- ſicht/ Jn allen meinen Thun auf dieſen Schutz gericht. Denckwuͤrdig war ſeine ſonderbahre Autoritaͤt. Denckwuͤrdig ſei- ne hohe Prudentz. Denckwuͤrdig ſeine ruͤhmliche Liberalitaͤt und guͤttige Freygebigkeit. Die hohe und ſonderbahre Autoritaͤt kam von niemand an- ders her/ als allein von dem/ welcher die Menſchen mit ſonderbahrer Au- toritaͤt ausruͤſten kan. Denn weil der ſeelige Herr Rector GOtt immer- dar in ſeinem eifrigen Gebeth ehrete/ ſo bekam er von ihm dieſe Macht allen denjenigen ein Schrecken einzujagen/ welche ſich entweder dem wahrhaff- tigen Glauben oder honnetten Leben wiederſetzen wolten. Ließ jener ge- lehrte Mann in einem ſinnreichen Emblemate der Sonnen gegen uͤber ei- nen Mond mahlen/ welcher deroſelben Strahlen annahm/ und ſie nieder auf die Erde leitete/ mit dieſen Worten: Aſpicio ut aſpiciar. Jch ſehe die Sonne an/ daß ich von der Erden angeſchauet werde/ wenn ich durch ihr Licht erleuch- tet werde; ſo moͤchte man ſolches wohl von unſerm ſeeligen Rectore wiederho- len: Er ſahe mit unverruͤckten Glaubens-Augen an die Gnaden-Sonne Chriſtum JEſum/ drum wurde er mit denen Strahlen ſeiner Guͤte und Barmhertzigkeit dergeſtalt erfuͤllet/ daß jedermann ſeine Augen gerne auff ſein geliebtes Thun richtete. Und dieſe Autoritæt wuſte er ſowohl durch Liebe als Furcht ruͤhmlichſt zu unterhalten. Er begegnete ſeinen Unterge- benen mit treuer Vater-Liebe/ ſo lange dieſelben auf den Tugend-Wegen wandelten/ und dieſen getreuen Lehrer bey ſeiner ſorgfaͤltigen Information nicht beſchaͤmeten. Er verſetzete ihre Gemuͤther in eine kindliche Furcht/ wenn ſie von den Tugend-Wegen abirren wolten. Doch war die Liebe in dem Hertzen beſtaͤndig/ obgleich ſein GOtt ergebenes Amt zuweilen ſeinen Mund zu einem Buß-Prediger machete. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/360149
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/360149/57
Zitationshilfe: Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/57>, abgerufen am 25.11.2024.