Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].Den sich selbst und die ihn hören meine Brust/ mit Euch bitte ich um Vergebung der Sünden/ mit Euchhoffe ich einen gnädigen versöhnten GOtt; Also hat Er auch seine unterge- bene Jugend zur Erkäntnis ihres sündlichen Elends zu bringen sich eifrigst lassen angelegen seyn. Er hatte sein Ambt kaum angetreten/ und solte nebst seinen Herren Collegen mit der Studierenden Jugend sich des Heil. Abend- mahls gebrauchen/ und vorher im Beichtstuhl erscheinen: Was thate der liebe seelige Mann? Seine erste Arbeit bey der Zubereitung zur Busse/ war ein Denck-Zettel/ darinnen wie auch in denen folgenden/ Er auf die Sün- den gienge/ da Er nun das in öffentlichem Drucke thate/ kan man leichte sein Hertz und Arbeit erkennen. Das Hertz und die Meynung war: Die Jugend von den Sünden abzuhalten/ die Arbeit demnach dieselbe kräfftig gnung vorstellig zu machen/ sowohl in der Erkäntniß als in der Vermeidung. O daß die Jugend Jhm gefolget/ es sähe mit manches seinem Wolh- Sie/ Hochbekümmerte Frau Wittwe/ mit denen schmertzlich be- Elend
Den ſich ſelbſt und die ihn hoͤren meine Bruſt/ mit Euch bitte ich um Vergebung der Suͤnden/ mit Euchhoffe ich einen gnaͤdigen verſoͤhnten GOtt; Alſo hat Er auch ſeine unterge- bene Jugend zur Erkaͤntnis ihres ſuͤndlichen Elends zu bringen ſich eifrigſt laſſen angelegen ſeyn. Er hatte ſein Ambt kaum angetreten/ und ſolte nebſt ſeinen Herren Collegen mit der Studierenden Jugend ſich des Heil. Abend- mahls gebrauchen/ und vorher im Beichtſtuhl erſcheinen: Was thate der liebe ſeelige Mann? Seine erſte Arbeit bey der Zubereitung zur Buſſe/ war ein Denck-Zettel/ darinnen wie auch in denen folgenden/ Er auf die Suͤn- den gienge/ da Er nun das in oͤffentlichem Drucke thate/ kan man leichte ſein Hertz und Arbeit erkennen. Das Hertz und die Meynung war: Die Jugend von den Suͤnden abzuhalten/ die Arbeit demnach dieſelbe kraͤfftig gnung vorſtellig zu machen/ ſowohl in der Erkaͤntniß als in der Vermeidung. O daß die Jugend Jhm gefolget/ es ſaͤhe mit manches ſeinem Wolh- Sie/ Hochbekuͤmmerte Frau Wittwe/ mit denen ſchmertzlich be- Elend
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Den ſich ſelbſt und die ihn hoͤren
meine Bruſt/ mit Euch bitte ich um Vergebung der Suͤnden/ mit Euch
hoffe ich einen gnaͤdigen verſoͤhnten GOtt; Alſo hat Er auch ſeine unterge-
bene Jugend zur Erkaͤntnis ihres ſuͤndlichen Elends zu bringen ſich eifrigſt
laſſen angelegen ſeyn. Er hatte ſein Ambt kaum angetreten/ und ſolte nebſt
ſeinen Herren Collegen mit der Studierenden Jugend ſich des Heil. Abend-
mahls gebrauchen/ und vorher im Beichtſtuhl erſcheinen: Was thate der
liebe ſeelige Mann? Seine erſte Arbeit bey der Zubereitung zur Buſſe/ war
ein Denck-Zettel/ darinnen wie auch in denen folgenden/ Er auf die Suͤn-
den gienge/ da Er nun das in oͤffentlichem Drucke thate/ kan man leichte
ſein Hertz und Arbeit erkennen. Das Hertz und die Meynung war: Die
Jugend von den Suͤnden abzuhalten/ die Arbeit demnach dieſelbe kraͤfftig
gnung vorſtellig zu machen/ ſowohl in der Erkaͤntniß als in der Vermeidung.
O daß die Jugend Jhm gefolget/ es ſaͤhe mit manches ſeinem Wolh-
ſtande beßer aus. Von der Seeligkeit kan ich itzt nicht ſagen/ ſoll auch nicht
richten/ geſchweige denn unzeitiger weiſe richten. Allein es bleibet doch da-
bey: Wer ſich nicht erkennt iſt verdorben. Sowohl der Krancke/ der es nicht
wiſſen will daß er kranck/ und alſo das Ubel allmaͤhlig laͤſſet uͤberhand nehmen
daß hernach kein Rath mehr iſt/ ſondern der Todt Ober-Hand behaͤlt; als
auch der Suͤnder/ der es nicht wiſſen noch erkennen will/ gebet dahin/ wie
Salomon im Spruͤchen XXVIII, 13. Wer ſeine Miſſethat laͤugnet
dem wirds nicht gelingen. Und David bekennet/ daß es ihm nicht an-
ders wuͤrde gangen ſeyn/ der Anfang habe ſich ſchon geaͤuſert. Da ichs
wolte verſchweigen/ verſchmachteten mir meine Gebeine durch mein
taͤglich heulen/ denn deine Hand war Tag und Nacht ſchwer auf mir/
daß mein Safft vertrocknete/ wie es im Sommer duͤrre wird/ Se-
la. Darum bekenne ich dir meine Suͤnde/ und verheele meine Miſ-
ſethat nicht. Demnach wohl denen die Jhm gefolget/ da Er ihnen
das ſuͤndliche Elend vorgeſtellet/ ſie zur Erkaͤntnis ihrer ſelbſt/ nnd alſo zur
Seeligkeit zu lencken/ bemuͤhet geweſen.
Sie/ Hochbekuͤmmerte Frau Wittwe/ mit denen ſchmertzlich be-
truͤbten geliebten Kindern/ wolte ich lieber mit Stillſchweigen uͤbergehen/
denn mich deucht Sie ſehe ohne dem mehr als zu traurig in dieſes ſuͤndliche
Elend
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Zitationshilfe: | Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/26>, abgerufen am 16.02.2025. |