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Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].

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seelig zu machen bemühete Schul-Lehrer.
bekennen/ und zu ihm uns wenden wollen. Jch will es mit den Worten des
theuren Sebast. Schmidts/ und zwar wie sie in Deutscher Ubersetzung lauten/
ausreden: Meine Kindlein/ solches/ von der Reinigung unserer
Sünden durch das Blut Christi/ derer wir alle bedürffen/ und wel-
che wir bey der ernstlichen Bekäntnis unserer Sünden erlangen/
schreibe ich Euch/ auff das ihr nicht gröblich sündiget wider
Christum/
und sein Verdienst/ mit den verführischen Menschen
die da sagen: daß wir nach der Tauffe gar keine Sünde mehr haben;
ja auch/ so wir nach der Tauffe von neuen sündigen/ sey keine Ver-
gebung weiter zu erlangen: Und so jemand unter Euch etwa also bis-
her/ oder hernach sündiget/ entweder daß er sich selbst hierinn hat
betrogen/ oder aber von falschen Lehrern verführet ist/ den ermah-
ne ich/ daß er seinen Jrrthum erkenne und bekenne/ damit er ihm ver-
vergeben werde/ welches wohl geschehen kan/ denn zuförderst wir
wiedergebohren/ haben einen Fürsprecher/ etc. Diese Bemerckung
aber von welcherley Sünden Johannes hier rede/ ist uns gar nöthig; denn
es hat Piscator (27) und einige andere/ durchs sündigen an diesem Orte/
die täglichen und Schwachheits-Sünden verstehen wollen; da sie aber gar
unrecht daran sind. Denn weil durch die Connexion und Zusammenhen-
gung des Textes erwiesen/ daß Johannes solche Sünden anführe/ die nicht
etwa geringe/ sondern grob/ die nicht aus Schwachheit/ sondern aus gro-
ben Stoltze (zum wenigsten bey den meisten/ wo man ja noch zugeben wolte/
welches doch schwer/ daß einige aus Ubereilung und Uberredung in solche
stoltze Einbildung gerathen/ als könne man das Gesetz erfüllen/ und nach
der Tauffe ohne grobe Sünde leben/ sonsten keine Vergebung zu gewarten)
so ist ja Piscatoris und anderer/ die es blos von Schwachheits-Sünden ver-
standen/ ihr Vorgeben nichts; folglich weil Johannes grobe Sünden an-
geführet/ wir auch im Worte sündigen allerley Sünden/ sie heissen/ wie sie

wollen/
(27) Sic enim in Comment. in N. T. Edit. in fol. p. 769. Per Prolepsin contra la-
psus quotidianos ex infirmitate oriri solitos, ipsos consolatur a Patrocinio Christi

Melius Cornelii a Lapide qui h. l. postquam scripserat, quid facietis qui ex
humana fragilitate in peccatum aliquod lapsus est,
statim addit, praesertim
enorme
vid. p.
440.
C 3

ſeelig zu machen bemuͤhete Schul-Lehrer.
bekennen/ und zu ihm uns wenden wollen. Jch will es mit den Worten des
theuren Sebaſt. Schmidts/ und zwar wie ſie in Deutſcher Uberſetzung lauten/
ausreden: Meine Kindlein/ ſolches/ von der Reinigung unſerer
Suͤnden durch das Blut Chriſti/ derer wir alle beduͤrffen/ und wel-
che wir bey der ernſtlichen Bekaͤntnis unſerer Suͤnden erlangen/
ſchreibe ich Euch/ auff das ihr nicht groͤblich ſuͤndiget wider
Chriſtum/
und ſein Verdienſt/ mit den verfuͤhriſchen Menſchen
die da ſagen: daß wir nach der Tauffe gar keine Suͤnde mehr haben;
ja auch/ ſo wir nach der Tauffe von neuen ſuͤndigen/ ſey keine Ver-
gebung weiter zu erlangen: Und ſo jemand unter Euch etwa alſo bis-
her/ oder hernach ſuͤndiget/ entweder daß er ſich ſelbſt hierinn hat
betrogen/ oder aber von falſchen Lehrern verfuͤhret iſt/ den ermah-
ne ich/ daß er ſeinen Jrrthum erkenne und bekenne/ damit er ihm ver-
vergeben werde/ welches wohl geſchehen kan/ denn zufoͤrderſt wir
wiedergebohren/ haben einen Fuͤrſprecher/ etc. Dieſe Bemerckung
aber von welcherley Suͤnden Johannes hier rede/ iſt uns gar noͤthig; denn
es hat Piſcator (27) und einige andere/ durchs ſuͤndigen an dieſem Orte/
die taͤglichen und Schwachheits-Suͤnden verſtehen wollen; da ſie aber gar
unrecht daran ſind. Denn weil durch die Connexion und Zuſammenhen-
gung des Textes erwieſen/ daß Johannes ſolche Suͤnden anfuͤhre/ die nicht
etwa geringe/ ſondern grob/ die nicht aus Schwachheit/ ſondern aus gro-
ben Stoltze (zum wenigſten bey den meiſten/ wo man ja noch zugeben wolte/
welches doch ſchwer/ daß einige aus Ubereilung und Uberredung in ſolche
ſtoltze Einbildung gerathen/ als koͤnne man das Geſetz erfuͤllen/ und nach
der Tauffe ohne grobe Suͤnde leben/ ſonſten keine Vergebung zu gewarten)
ſo iſt ja Piſcatoris und anderer/ die es blos von Schwachheits-Suͤnden ver-
ſtanden/ ihr Vorgeben nichts; folglich weil Johannes grobe Suͤnden an-
gefuͤhret/ wir auch im Worte ſuͤndigen allerley Suͤnden/ ſie heiſſen/ wie ſie

wollen/
(27) Sic enim in Comment. in N. T. Edit. in fol. p. 769. Per Prolepſin contra la-
pſus quotidianos ex infirmitate oriri ſolitos, ipſos conſolatur a Patrocinio Chriſti

Melius Cornelii a Lapide qui h. l. poſtquam ſcripſerat, quid facietis qui ex
humana fragilitate in peccatum aliquod lapſus eſt,
ſtatim addit, præſertim
enorme
vid. p.
440.
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[21/0023] ſeelig zu machen bemuͤhete Schul-Lehrer. bekennen/ und zu ihm uns wenden wollen. Jch will es mit den Worten des theuren Sebaſt. Schmidts/ und zwar wie ſie in Deutſcher Uberſetzung lauten/ ausreden: Meine Kindlein/ ſolches/ von der Reinigung unſerer Suͤnden durch das Blut Chriſti/ derer wir alle beduͤrffen/ und wel- che wir bey der ernſtlichen Bekaͤntnis unſerer Suͤnden erlangen/ ſchreibe ich Euch/ auff das ihr nicht groͤblich ſuͤndiget wider Chriſtum/ und ſein Verdienſt/ mit den verfuͤhriſchen Menſchen die da ſagen: daß wir nach der Tauffe gar keine Suͤnde mehr haben; ja auch/ ſo wir nach der Tauffe von neuen ſuͤndigen/ ſey keine Ver- gebung weiter zu erlangen: Und ſo jemand unter Euch etwa alſo bis- her/ oder hernach ſuͤndiget/ entweder daß er ſich ſelbſt hierinn hat betrogen/ oder aber von falſchen Lehrern verfuͤhret iſt/ den ermah- ne ich/ daß er ſeinen Jrrthum erkenne und bekenne/ damit er ihm ver- vergeben werde/ welches wohl geſchehen kan/ denn zufoͤrderſt wir wiedergebohren/ haben einen Fuͤrſprecher/ etc. Dieſe Bemerckung aber von welcherley Suͤnden Johannes hier rede/ iſt uns gar noͤthig; denn es hat Piſcator (27) und einige andere/ durchs ſuͤndigen an dieſem Orte/ die taͤglichen und Schwachheits-Suͤnden verſtehen wollen; da ſie aber gar unrecht daran ſind. Denn weil durch die Connexion und Zuſammenhen- gung des Textes erwieſen/ daß Johannes ſolche Suͤnden anfuͤhre/ die nicht etwa geringe/ ſondern grob/ die nicht aus Schwachheit/ ſondern aus gro- ben Stoltze (zum wenigſten bey den meiſten/ wo man ja noch zugeben wolte/ welches doch ſchwer/ daß einige aus Ubereilung und Uberredung in ſolche ſtoltze Einbildung gerathen/ als koͤnne man das Geſetz erfuͤllen/ und nach der Tauffe ohne grobe Suͤnde leben/ ſonſten keine Vergebung zu gewarten) ſo iſt ja Piſcatoris und anderer/ die es blos von Schwachheits-Suͤnden ver- ſtanden/ ihr Vorgeben nichts; folglich weil Johannes grobe Suͤnden an- gefuͤhret/ wir auch im Worte ſuͤndigen allerley Suͤnden/ ſie heiſſen/ wie ſie wollen/ (27) Sic enim in Comment. in N. T. Edit. in fol. p. 769. Per Prolepſin contra la- pſus quotidianos ex infirmitate oriri ſolitos, ipſos conſolatur a Patrocinio Chriſti Melius Cornelii a Lapide qui h. l. poſtquam ſcripſerat, quid facietis qui ex humana fragilitate in peccatum aliquod lapſus eſt, ſtatim addit, præſertim enorme vid. p. 440. C 3

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Zitationshilfe: Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/23>, abgerufen am 25.11.2024.