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Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].

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seelig zu machen bemühete Schul-Lehrer.
dem Obadia anlanget/ ist selber Ort eben wie unser/ und also aus dem noch
nichts vor die Papisten. Das andere aber hat weder Cornelius noch Estius,
noch jemand anders erwiesen. Wenn sie ihre Heiligen eben in der Art/ wie
hier Paulus seinen Thimotheum beschreibet/ als Werckzeuge die durch pre-
digen zur Seeligkeit zu bereiten aufführen/ ist zwischen uns und ihnen kein
Streit; Aber da liegt der Hund begraben. Viel anders sieht es mit ihrer
Lehre von den Heiligen und Jungfer Maria aus. Wir unseres Ortes/ wenn
Paulus vom Seeligmachen redet/ erklären es nicht vom verdienstlichen see-
ligmachen/ welches JEsu CHristo allein zukommt/ sondern daß Timo-
theus als ein Werckzeug JEsu CHristi das Evangelium predigende/ welches
ist eine Krafft GOttes seelig zu machen alle die daran gläuben/ Rom.
I.
16.
seelig mache/ nicht aus sich und seinem Vermögen/ sondern durch das
gepredigte Wort. Lehrer sind Haußhalter über GOttes Geheimnisse
1. Cor. IV. 1. Wenn sie nun das Wort vortragen/ und es die Menschen an-
nehmen/ glauben und also seelig werden/ haben sie wohl organice als Werck-
zeuge GOttes gehandelt/ aber aus eigenen Kräfften selbst es nicht gethan.
Paulus sagt demnach von solcher Weise/ Timotheus werde seelig machen/
und zwar

2) Sich selbst und die Jhn hören. Sich selbst. Denn indem
Timotbeus das Wort vor sich selbst gläubig ergriff/ sich daran hielte und be-
harrete/ so wurde er seelig; Die seeligmachende Krafft des Göttlichen
Wortes fande sich bey ihm/ denn indem er sich das Wort applicirte und zu
eigen machte/ brachte es solche seelige Frucht. Aber auch bey denen die ihn
höreten. Denn weil auch sie das von Timotheo gepredigte Wort höreten/
es annahmen/ und sich dessen trösteten/ so wurden auch sie dadurch aus dem
sunndlichen Elend und Verdammnis heraus gerissen und hingegen der See-
ligkeit theilhafftig/ wie Jacobus c. I. 21. sagt: Nehmet das Wort an mit
Sanfftmuth/ das in euch gepflantzet ist/ welches kan eure Seelen see-
lig machen. Und Christus selbst Luc. Xl. 28. Seelig sind die GOttes
Wort hören und bewahren. O ist das nicht seelige Frucht? ist das nicht
sonderbahre Verheissung/ welche alle Lehrer und Zuhörer reitzen und lo-
cken solte? Und diese hat auch unsern seeligen Herrn Rector Hoffmannen

ange-
C

ſeelig zu machen bemuͤhete Schul-Lehrer.
dem Obadia anlanget/ iſt ſelber Ort eben wie unſer/ und alſo aus dem noch
nichts vor die Papiſten. Das andere aber hat weder Cornelius noch Eſtius,
noch jemand anders erwieſen. Wenn ſie ihre Heiligen eben in der Art/ wie
hier Paulus ſeinen Thimotheum beſchreibet/ als Werckzeuge die durch pre-
digen zur Seeligkeit zu bereiten auffuͤhren/ iſt zwiſchen uns und ihnen kein
Streit; Aber da liegt der Hund begraben. Viel anders ſieht es mit ihrer
Lehre von den Heiligen und Jungfer Maria aus. Wir unſeres Ortes/ wenn
Paulus vom Seeligmachen redet/ erklaͤren es nicht vom verdienſtlichen ſee-
ligmachen/ welches JEſu CHriſto allein zukommt/ ſondern daß Timo-
theus als ein Werckzeug JEſu CHriſti das Evangelium predigende/ welches
iſt eine Krafft GOttes ſeelig zu machen alle die daran glaͤuben/ Rom.
I.
16.
ſeelig mache/ nicht aus ſich und ſeinem Vermoͤgen/ ſondern durch das
gepredigte Wort. Lehrer ſind Haußhalter uͤber GOttes Geheimniſſe
1. Cor. IV. 1. Wenn ſie nun das Wort vortragen/ und es die Menſchen an-
nehmen/ glauben und alſo ſeelig werden/ haben ſie wohl organicè als Werck-
zeuge GOttes gehandelt/ aber aus eigenen Kraͤfften ſelbſt es nicht gethan.
Paulus ſagt demnach von ſolcher Weiſe/ Timotheus werde ſeelig machen/
und zwar

2) Sich ſelbſt und die Jhn hoͤren. Sich ſelbſt. Denn indem
Timotbeus das Wort vor ſich ſelbſt glaͤubig ergriff/ ſich daran hielte und be-
harrete/ ſo wurde er ſeelig; Die ſeeligmachende Krafft des Goͤttlichen
Wortes fande ſich bey ihm/ denn indem er ſich das Wort applicirte und zu
eigen machte/ brachte es ſolche ſeelige Frucht. Aber auch bey denen die ihn
hoͤreten. Denn weil auch ſie das von Timotheo gepredigte Wort hoͤreten/
es annahmen/ und ſich deſſen troͤſteten/ ſo wurden auch ſie dadurch aus dem
ſũndlichen Elend und Verdammnis heraus geriſſen und hingegen der See-
ligkeit theilhafftig/ wie Jacobus c. I. 21. ſagt: Nehmet das Wort an mit
Sanfftmuth/ das in euch gepflantzet iſt/ welches kan eure Seelen ſee-
lig machen. Und Chriſtus ſelbſt Luc. Xl. 28. Seelig ſind die GOttes
Wort hoͤren und bewahren. O iſt das nicht ſeelige Frucht? iſt das nicht
ſonderbahre Verheiſſung/ welche alle Lehrer und Zuhoͤrer reitzen und lo-
cken ſolte? Und dieſe hat auch unſern ſeeligen Herrn Rector Hoffmannen

ange-
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[17/0019] ſeelig zu machen bemuͤhete Schul-Lehrer. dem Obadia anlanget/ iſt ſelber Ort eben wie unſer/ und alſo aus dem noch nichts vor die Papiſten. Das andere aber hat weder Cornelius noch Eſtius, noch jemand anders erwieſen. Wenn ſie ihre Heiligen eben in der Art/ wie hier Paulus ſeinen Thimotheum beſchreibet/ als Werckzeuge die durch pre- digen zur Seeligkeit zu bereiten auffuͤhren/ iſt zwiſchen uns und ihnen kein Streit; Aber da liegt der Hund begraben. Viel anders ſieht es mit ihrer Lehre von den Heiligen und Jungfer Maria aus. Wir unſeres Ortes/ wenn Paulus vom Seeligmachen redet/ erklaͤren es nicht vom verdienſtlichen ſee- ligmachen/ welches JEſu CHriſto allein zukommt/ ſondern daß Timo- theus als ein Werckzeug JEſu CHriſti das Evangelium predigende/ welches iſt eine Krafft GOttes ſeelig zu machen alle die daran glaͤuben/ Rom. I. 16. ſeelig mache/ nicht aus ſich und ſeinem Vermoͤgen/ ſondern durch das gepredigte Wort. Lehrer ſind Haußhalter uͤber GOttes Geheimniſſe 1. Cor. IV. 1. Wenn ſie nun das Wort vortragen/ und es die Menſchen an- nehmen/ glauben und alſo ſeelig werden/ haben ſie wohl organicè als Werck- zeuge GOttes gehandelt/ aber aus eigenen Kraͤfften ſelbſt es nicht gethan. Paulus ſagt demnach von ſolcher Weiſe/ Timotheus werde ſeelig machen/ und zwar 2) Sich ſelbſt und die Jhn hoͤren. Sich ſelbſt. Denn indem Timotbeus das Wort vor ſich ſelbſt glaͤubig ergriff/ ſich daran hielte und be- harrete/ ſo wurde er ſeelig; Die ſeeligmachende Krafft des Goͤttlichen Wortes fande ſich bey ihm/ denn indem er ſich das Wort applicirte und zu eigen machte/ brachte es ſolche ſeelige Frucht. Aber auch bey denen die ihn hoͤreten. Denn weil auch ſie das von Timotheo gepredigte Wort hoͤreten/ es annahmen/ und ſich deſſen troͤſteten/ ſo wurden auch ſie dadurch aus dem ſũndlichen Elend und Verdammnis heraus geriſſen und hingegen der See- ligkeit theilhafftig/ wie Jacobus c. I. 21. ſagt: Nehmet das Wort an mit Sanfftmuth/ das in euch gepflantzet iſt/ welches kan eure Seelen ſee- lig machen. Und Chriſtus ſelbſt Luc. Xl. 28. Seelig ſind die GOttes Wort hoͤren und bewahren. O iſt das nicht ſeelige Frucht? iſt das nicht ſonderbahre Verheiſſung/ welche alle Lehrer und Zuhoͤrer reitzen und lo- cken ſolte? Und dieſe hat auch unſern ſeeligen Herrn Rector Hoffmannen ange- C

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Zitationshilfe: Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/19>, abgerufen am 23.11.2024.