Hayn, Johann: Officina mystica Oder Geistliche Creutz- und Trost-Apotecke. Polnisch Lissa, 1645.Geistliche Apotecke. reysen/ sich was tapffers in andern Landen und Or-then versuchen. So giebts auch in den Officinen und Apotecken selbst viel Gehens/ Rennens und Lauf- fens. Sie mussen gehen bald hieher/ bald dorthiu/ in das Laboratorium, in die Kräuter-Kammer/ in das Gewölbe oder Keller/ da sie die Syrupen/ distil- lirte Wasser/ condirte und andere Sachen halten/ und ist des Gehens und Lauffens vom Morgen biß in die Nacht kein Ende. Was thun frome Christen? Jst nicht jhr gantzes Leben ein Gang/ da sie gehen in Psalm. 84, 7.die Welt mit Schmertzen/ durch die Welt/ als das Jammerthal/ mit Mühe/ und auß der Welt mit Angst? Eine Pilgramschafft und Wallfahrt/ wie der Patri- Gen. 47, 9.arch Jacob bekennet: Unnd der alte Kirchen-Lchrer Gregorius (*) vergleichet unser Leben einer Schlef- farth/ und spricht: Der da schiffet/ er stehe/ sitze oder liege/ so gehet er doch allzeit/ weil jhn das Schieff jm- mer fort führet: Also/ wir wachen oder schlaffen/ lauffen wir doch alle Augenblicke auff das Ende zu. 3. Ploratio.Das 3. ist das Weinen. Wenn die Apote- nicht (*) Gregor. in Registr. Vita nostra naviganti similis est. Is
enim qvi navigat, stet, sedeat, jaceat, semper vadit qvia impulsu navis ducitur: sie & nos vigilantes sive dormientes per momenta temporum qvotidie ad finem tendimus. Geiſtliche Apotecke. reyſen/ ſich was tapffers in andern Landen und Or-then verſuchen. So giebts auch in den Officinen und Apotecken ſelbſt viel Gehens/ Rennens und Lauf- fens. Sie muſſen gehen bald hieher/ bald dorthiu/ in das Laboratorium, in die Kraͤuter-Kammer/ in das Gewoͤlbe oder Keller/ da ſie die Syrupen/ diſtil- lirte Waſſer/ condirte und andere Sachen halten/ und iſt des Gehens und Lauffens vom Morgen biß in die Nacht kein Ende. Was thun frome Chriſten? Jſt nicht jhr gantzes Leben ein Gang/ da ſie gehen in Pſalm. 84, 7.die Welt mit Schmertzen/ durch die Welt/ als das Jammerthal/ mit Muͤhe/ und auß der Welt mit Angſt? Eine Pilgramſchafft und Wallfahrt/ wie der Patri- Gen. 47, 9.arch Jacob bekennet: Unnd der alte Kirchen-Lchrer Gregorius (*) vergleichet unſer Leben einer Schlef- farth/ und ſpricht: Der da ſchiffet/ er ſtehe/ ſitze oder liege/ ſo gehet er doch allzeit/ weil jhn das Schieff jm- mer fort fuͤhret: Alſo/ wir wachen oder ſchlaffen/ lauffen wir doch alle Augenblicke auff das Ende zu. 3. Ploratio.Das 3. iſt das Weinen. Wenn die Apote- nicht (*) Gregor. in Regiſtr. Vita noſtra naviganti ſimilis eſt. Is
enim qvi navigat, ſtet, ſedeat, jaceat, ſemper vadit qvia impulſu navis ducitur: ſie & nos vigilantes ſive dormientes per momenta temporum qvotidie ad finem tendimus. <TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0034" n="[34]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Geiſtliche Apotecke.</hi></fw><lb/> reyſen/ ſich was tapffers in andern Landen und Or-<lb/> then verſuchen. So giebts auch in den <hi rendition="#aq">Officinen</hi><lb/> und Apotecken ſelbſt viel Gehens/ Rennens und Lauf-<lb/> fens. Sie muſſen gehen bald hieher/ bald dorthiu/<lb/> in das <hi rendition="#aq">Laboratorium,</hi> in die Kraͤuter-Kammer/ in<lb/> das Gewoͤlbe oder Keller/ da ſie die Syrupen/ diſtil-<lb/> lirte Waſſer/ <hi rendition="#aq">condirte</hi> und andere Sachen halten/<lb/> und iſt des Gehens und Lauffens vom Morgen biß in<lb/> die Nacht kein Ende. Was thun frome Chriſten?<lb/> Jſt nicht jhr gantzes Leben ein Gang/ da ſie gehen in<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Pſalm.</hi> 84, 7.</note>die Welt mit Schmertzen/ durch die Welt/ als das<lb/> Jammerthal/ mit Muͤhe/ und auß der Welt mit Angſt?<lb/> Eine Pilgramſchafft und Wallfahrt/ wie der Patri-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Gen.</hi> 47, 9.</note>arch Jacob bekennet: <hi rendition="#aq">U</hi>nnd der alte Kirchen-Lchrer<lb/><hi rendition="#aq">Gregorius</hi> <note place="foot" n="(*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gregor. in Regiſtr. Vita noſtra naviganti ſimilis eſt. Is<lb/> enim qvi navigat, ſtet, ſedeat, jaceat, ſemper vadit<lb/> qvia impulſu navis ducitur: ſie & nos vigilantes ſive<lb/> dormientes per momenta temporum qvotidie ad finem<lb/> tendimus.</hi></hi></note> vergleichet unſer Leben einer Schlef-<lb/> farth/ und ſpricht: Der da ſchiffet/ er ſtehe/ ſitze oder<lb/> liege/ ſo gehet er doch allzeit/ weil jhn das Schieff jm-<lb/> mer fort fuͤhret: Alſo/ wir wachen oder ſchlaffen/<lb/> lauffen wir doch alle Augenblicke auff das Ende zu.</p><lb/> <p><note place="left">3. <hi rendition="#aq">Ploratio.</hi></note>Das 3. iſt das Weinen. Wenn die Apote-<lb/> cker <hi rendition="#aq">labori</hi>ren/ <hi rendition="#aq">deſtilli</hi>ren/ und jhre Arbeit bey dem<lb/> Fewr verrichten/ beiſſet ſie offte der Rauch in die Au-<lb/> gen/ daß ſie jhnen ubergehn/ und mit Waſſer riunen/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[34]/0034]
Geiſtliche Apotecke.
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und Apotecken ſelbſt viel Gehens/ Rennens und Lauf-
fens. Sie muſſen gehen bald hieher/ bald dorthiu/
in das Laboratorium, in die Kraͤuter-Kammer/ in
das Gewoͤlbe oder Keller/ da ſie die Syrupen/ diſtil-
lirte Waſſer/ condirte und andere Sachen halten/
und iſt des Gehens und Lauffens vom Morgen biß in
die Nacht kein Ende. Was thun frome Chriſten?
Jſt nicht jhr gantzes Leben ein Gang/ da ſie gehen in
die Welt mit Schmertzen/ durch die Welt/ als das
Jammerthal/ mit Muͤhe/ und auß der Welt mit Angſt?
Eine Pilgramſchafft und Wallfahrt/ wie der Patri-
arch Jacob bekennet: Unnd der alte Kirchen-Lchrer
Gregorius (*) vergleichet unſer Leben einer Schlef-
farth/ und ſpricht: Der da ſchiffet/ er ſtehe/ ſitze oder
liege/ ſo gehet er doch allzeit/ weil jhn das Schieff jm-
mer fort fuͤhret: Alſo/ wir wachen oder ſchlaffen/
lauffen wir doch alle Augenblicke auff das Ende zu.
Pſalm. 84, 7.
Gen. 47, 9.
Das 3. iſt das Weinen. Wenn die Apote-
cker laboriren/ deſtilliren/ und jhre Arbeit bey dem
Fewr verrichten/ beiſſet ſie offte der Rauch in die Au-
gen/ daß ſie jhnen ubergehn/ und mit Waſſer riunen/
nicht
3. Ploratio.
(*) Gregor. in Regiſtr. Vita noſtra naviganti ſimilis eſt. Is
enim qvi navigat, ſtet, ſedeat, jaceat, ſemper vadit
qvia impulſu navis ducitur: ſie & nos vigilantes ſive
dormientes per momenta temporum qvotidie ad finem
tendimus.
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Zitationshilfe: | Hayn, Johann: Officina mystica Oder Geistliche Creutz- und Trost-Apotecke. Polnisch Lissa, 1645, S. [34]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360001/34>, abgerufen am 27.07.2024. |