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Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693.

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Leichen-Predigt.

Alle dieser Güter hat die Glaubizin zu schauen/ je-
doch also/ daß Sie auch derselben würcklich geniessen/ und
sich darob höchlich erfreüen wird; Wie unser Text bedeü-
tet/ durch die particulam, Beth, welche/ nach Reoth, stehet/
und fruitionem, cum visione, oder visionem, cum fruitione,
bemercket/ sich/ zu solchem Sehen/ brauchen lassende/ wel-
ches des Gesehenen würcklich geneüsset/ als Eccl. II. v. 1. zu
finden: Da der weise König/ wie hier sein Vater/ das
Wort Raah, mit einem Beth, construiret, so gegeben wird
durch/ vide, in bonum, das ist/ fruere bono, geneüß des Gu-
tes. Wird also/ in jener Welt/ nicht heissen: Qvid juvat
aspectus, si non conceditur usus?
Sondern die Außerwehl-
ten werden truncken werden/ von den reichen Gütern des
Hauses GOTTES/ geträncket/ mit Wollust/ wie mit
einem Strome. Psalm. XXXVI. v. 10. Das wird Freüde
geben/ wie geschrieben stehet: Siehe/ meine Knechte sol-
len essen; Jhr aber sollet hungern. Siehe/ meine Knech-
te sollen trincken; Jhr aber sollet dursten. Siehe/ meine
Knechte sollen frölich seyn; Jhr aber sollet zu Schanden
werden. Siehe/ meine Knechte sollen/ vor guten Muth/
jauchzen; Jhr aber sollet/ vor Hertzeleid schreyen/ und/
vor Jammer/ heülen. Jes. LXV. v. 13. Jst auch allhier ge-
gründet/ durch die obige construction. Dann über das/
daß die verba sensuum, affectum includiren, oder/ nach der
Ebraeer Sprach-Arth/ zum öfftern eine Gemüths-Bewe-
gung/ mit der eüsserlichen Sinnen-Würckung/ anzeigen/
hat insonderheit unser Text-Wort/ nebst seines gleichen/
die Art/ daß es/ mit Beth, gesetzet/ eine Lust und Ergötzlig-
keit/ über dem geschaueten/ connotiret, als den Sprach-

Kundi-
Leichen-Predigt.

Alle dieſer Guͤter hat die Glaubizin zu ſchauen/ je-
doch alſo/ daß Sie auch derſelben wuͤrcklich genieſſen/ und
ſich darob hoͤchlich erfreuͤen wird; Wie unſer Text bedeuͤ-
tet/ durch die particulam, Beth, welche/ nach Reoth, ſtehet/
und fruitionem, cum viſione, oder viſionem, cum fruitione,
bemercket/ ſich/ zu ſolchem Sehen/ brauchen laſſende/ wel-
ches des Geſehenen wuͤrcklich geneuͤſſet/ als Eccl. II. v. 1. zu
finden: Da der weiſe Koͤnig/ wie hier ſein Vater/ das
Wort Raah, mit einem Beth, conſtruiret, ſo gegeben wird
durch/ vide, in bonum, das iſt/ fruere bono, geneuͤß des Gu-
tes. Wird alſo/ in jener Welt/ nicht heiſſen: Qvid juvat
aſpectus, ſi non conceditur uſus?
Sondern die Außerwehl-
ten werden truncken werden/ von den reichen Guͤtern des
Hauſes GOTTES/ getraͤncket/ mit Wolluſt/ wie mit
einem Strome. Pſalm. XXXVI. v. 10. Das wird Freuͤde
geben/ wie geſchrieben ſtehet: Siehe/ meine Knechte ſol-
len eſſen; Jhr aber ſollet hungern. Siehe/ meine Knech-
te ſollen trincken; Jhr aber ſollet durſten. Siehe/ meine
Knechte ſollen froͤlich ſeyn; Jhr aber ſollet zu Schanden
werden. Siehe/ meine Knechte ſollen/ vor guten Muth/
jauchzen; Jhr aber ſollet/ vor Hertzeleid ſchreyen/ und/
vor Jammer/ heuͤlen. Jeſ. LXV. v. 13. Jſt auch allhier ge-
gruͤndet/ durch die obige conſtruction. Dann uͤber das/
daß die verba ſenſuum, affectum includiren, oder/ nach der
Ebræer Sprach-Arth/ zum oͤfftern eine Gemuͤths-Bewe-
gung/ mit der euͤſſerlichen Sinnen-Wuͤrckung/ anzeigen/
hat inſonderheit unſer Text-Wort/ nebſt ſeines gleichen/
die Art/ daß es/ mit Beth, geſetzet/ eine Luſt und Ergoͤtzlig-
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[55/0055] Leichen-Predigt. Alle dieſer Guͤter hat die Glaubizin zu ſchauen/ je- doch alſo/ daß Sie auch derſelben wuͤrcklich genieſſen/ und ſich darob hoͤchlich erfreuͤen wird; Wie unſer Text bedeuͤ- tet/ durch die particulam, Beth, welche/ nach Reoth, ſtehet/ und fruitionem, cum viſione, oder viſionem, cum fruitione, bemercket/ ſich/ zu ſolchem Sehen/ brauchen laſſende/ wel- ches des Geſehenen wuͤrcklich geneuͤſſet/ als Eccl. II. v. 1. zu finden: Da der weiſe Koͤnig/ wie hier ſein Vater/ das Wort Raah, mit einem Beth, conſtruiret, ſo gegeben wird durch/ vide, in bonum, das iſt/ fruere bono, geneuͤß des Gu- tes. Wird alſo/ in jener Welt/ nicht heiſſen: Qvid juvat aſpectus, ſi non conceditur uſus? Sondern die Außerwehl- ten werden truncken werden/ von den reichen Guͤtern des Hauſes GOTTES/ getraͤncket/ mit Wolluſt/ wie mit einem Strome. Pſalm. XXXVI. v. 10. Das wird Freuͤde geben/ wie geſchrieben ſtehet: Siehe/ meine Knechte ſol- len eſſen; Jhr aber ſollet hungern. Siehe/ meine Knech- te ſollen trincken; Jhr aber ſollet durſten. Siehe/ meine Knechte ſollen froͤlich ſeyn; Jhr aber ſollet zu Schanden werden. Siehe/ meine Knechte ſollen/ vor guten Muth/ jauchzen; Jhr aber ſollet/ vor Hertzeleid ſchreyen/ und/ vor Jammer/ heuͤlen. Jeſ. LXV. v. 13. Jſt auch allhier ge- gruͤndet/ durch die obige conſtruction. Dann uͤber das/ daß die verba ſenſuum, affectum includiren, oder/ nach der Ebræer Sprach-Arth/ zum oͤfftern eine Gemuͤths-Bewe- gung/ mit der euͤſſerlichen Sinnen-Wuͤrckung/ anzeigen/ hat inſonderheit unſer Text-Wort/ nebſt ſeines gleichen/ die Art/ daß es/ mit Beth, geſetzet/ eine Luſt und Ergoͤtzlig- keit/ uͤber dem geſchaueten/ connotiret, als den Sprach- Kundi-

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Zitationshilfe: Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359520/55>, abgerufen am 04.05.2024.