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Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686.

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Eine in GOtt-ruhende
den Tugenden aus. Unser Seltgen kamen manchmal jhre
gute Wercke verdächtig und scheußlich vor/ und Sie be-
sorgete/ Sie möchte auch darinnen gesündiget haben/ wie
die frömsten Kinder GOttes geartet sind. Daher wurde
Sie bekümmert. Und wie ein liebreicher Vater gegen sei-
nem Kinde/ das er wol ziehen wil/ sich manchmal gar ernst-
lich stellet/ da sein Hertz wol anders Sinnes: so stellete sich
GOTT gegen unsere seligst-verstorbene manchmal ernst-
Joh. 10, 6.
Job. 9, 17.
Psal. 18, 5.
Job.
9, 7.
lich und hart/ es schiene als wolte Er jhre Sünde suchen/
Er fuhr über Sie mit Ungestüm/ Er ließ Sie die Bäche
Belials erschrecken und in Ansechtungen/ davon nicht je-
derman weiß/ gerathen; wie Er zur Sonnen spricht/ daß
sie nicht aufgehet/ und die Sterne versiegelt: so ließ Er jhr
Es. 38, 17.zu einer und der andern Zeit keine Sonne/ ja keinen Stern
des Trostes scheinen/ und jhr war um Trost sehr bange.
Ach da da war jhre Seele in jhr betrübt! Da wendete
Sie sich/ wenn Sie sich nur etwas erholete/ zu jhrem
GOtt/ von dem Sie nicht wiech/ wie das Cananeische
Weib von CHristo nicht abließ/ da Er sich gleich unfreund-
lich stellete/ und klagte Jhm jhre Noth. Sie nennete Jhn
beständig jhren GOTT mit dem HErrn JESU/ wel-
cher/ als seine Seele arbeitete/ und GOtt Seinen Gram
an Jhm zeigete/ als Er in der Höllen-Angst steckete/ doch
Matth. 27,
46.
sprach: Mein GOTT/ mein GOtt/ warum hastu mich
verlassen? Sie konte nicht gläuben/ daß es GOtt mit Jhr
böse meinete/ der auch über den von Jhm hochgeliebten
a. Cor. 12, 7.Paulum verhangen/ daß jhn des Satans Engel mit Fäu-
sten geschlagen. Es hieß bey Jhr: Mein GOtt spie-
Cant. 2, 9.let mit mir/ wie ein Vater mit dem Kinde. Er stehet
hinter der Wand/ und siehet durchs Fenster/ und gu-
cket durch Gitter.

Du

Eine in GOtt-ruhende
den Tugenden aus. Unſer Seltgen kamen manchmal jhre
gute Wercke verdaͤchtig und ſcheußlich vor/ und Sie be-
ſorgete/ Sie moͤchte auch darinnen geſuͤndiget haben/ wie
die froͤmſten Kinder GOttes geartet ſind. Daher wurde
Sie bekuͤmmert. Und wie ein liebreicher Vater gegen ſei-
nem Kinde/ das er wol ziehen wil/ ſich manchmal gar ernſt-
lich ſtellet/ da ſein Hertz wol anders Sinnes: ſo ſtellete ſich
GOTT gegen unſere ſeligſt-verſtorbene manchmal ernſt-
Joh. 10, 6.
Job. 9, 17.
Pſal. 18, 5.
Job.
9, 7.
lich und hart/ es ſchiene als wolte Er jhre Suͤnde ſuchen/
Er fuhr uͤber Sie mit Ungeſtuͤm/ Er ließ Sie die Baͤche
Belials erſchrecken und in Anſechtungen/ davon nicht je-
derman weiß/ gerathen; wie Er zur Sonnen ſpricht/ daß
ſie nicht aufgehet/ und die Sterne verſiegelt: ſo ließ Er jhr
Eſ. 38, 17.zu einer und der andern Zeit keine Sonne/ ja keinen Stern
des Troſtes ſcheinen/ und jhr war um Troſt ſehr bange.
Ach da da war jhre Seele in jhr betruͤbt! Da wendete
Sie ſich/ wenn Sie ſich nur etwas erholete/ zu jhrem
GOtt/ von dem Sie nicht wiech/ wie das Cananeiſche
Weib von CHriſto nicht abließ/ da Er ſich gleich unfreund-
lich ſtellete/ und klagte Jhm jhre Noth. Sie nennete Jhn
beſtaͤndig jhren GOTT mit dem HErrn JESU/ wel-
cher/ als ſeine Seele arbeitete/ und GOtt Seinen Gram
an Jhm zeigete/ als Er in der Hoͤllen-Angſt ſteckete/ doch
Matth. 27,
46.
ſprach: Mein GOTT/ mein GOtt/ warum haſtu mich
verlaſſen? Sie konte nicht glaͤuben/ daß es GOtt mit Jhr
boͤſe meinete/ der auch uͤber den von Jhm hochgeliebten
a. Cor. 12, 7.Paulum verhangen/ daß jhn des Satans Engel mit Faͤu-
ſten geſchlagen. Es hieß bey Jhr: Mein GOtt ſpie-
Cant. 2, 9.let mit mir/ wie ein Vater mit dem Kinde. Er ſtehet
hinter der Wand/ und ſiehet durchs Fenſter/ und gu-
cket durch Gitter.

Du
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[12/0012] Eine in GOtt-ruhende den Tugenden aus. Unſer Seltgen kamen manchmal jhre gute Wercke verdaͤchtig und ſcheußlich vor/ und Sie be- ſorgete/ Sie moͤchte auch darinnen geſuͤndiget haben/ wie die froͤmſten Kinder GOttes geartet ſind. Daher wurde Sie bekuͤmmert. Und wie ein liebreicher Vater gegen ſei- nem Kinde/ das er wol ziehen wil/ ſich manchmal gar ernſt- lich ſtellet/ da ſein Hertz wol anders Sinnes: ſo ſtellete ſich GOTT gegen unſere ſeligſt-verſtorbene manchmal ernſt- lich und hart/ es ſchiene als wolte Er jhre Suͤnde ſuchen/ Er fuhr uͤber Sie mit Ungeſtuͤm/ Er ließ Sie die Baͤche Belials erſchrecken und in Anſechtungen/ davon nicht je- derman weiß/ gerathen; wie Er zur Sonnen ſpricht/ daß ſie nicht aufgehet/ und die Sterne verſiegelt: ſo ließ Er jhr zu einer und der andern Zeit keine Sonne/ ja keinen Stern des Troſtes ſcheinen/ und jhr war um Troſt ſehr bange. Ach da da war jhre Seele in jhr betruͤbt! Da wendete Sie ſich/ wenn Sie ſich nur etwas erholete/ zu jhrem GOtt/ von dem Sie nicht wiech/ wie das Cananeiſche Weib von CHriſto nicht abließ/ da Er ſich gleich unfreund- lich ſtellete/ und klagte Jhm jhre Noth. Sie nennete Jhn beſtaͤndig jhren GOTT mit dem HErrn JESU/ wel- cher/ als ſeine Seele arbeitete/ und GOtt Seinen Gram an Jhm zeigete/ als Er in der Hoͤllen-Angſt ſteckete/ doch ſprach: Mein GOTT/ mein GOtt/ warum haſtu mich verlaſſen? Sie konte nicht glaͤuben/ daß es GOtt mit Jhr boͤſe meinete/ der auch uͤber den von Jhm hochgeliebten Paulum verhangen/ daß jhn des Satans Engel mit Faͤu- ſten geſchlagen. Es hieß bey Jhr: Mein GOtt ſpie- let mit mir/ wie ein Vater mit dem Kinde. Er ſtehet hinter der Wand/ und ſiehet durchs Fenſter/ und gu- cket durch Gitter. Joh. 10, 6. Job. 9, 17. Pſal. 18, 5. Job. 9, 7. Eſ. 38, 17. Matth. 27, 46. a. Cor. 12, 7. Cant. 2, 9. Du

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Zitationshilfe: Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358833/12>, abgerufen am 29.03.2024.