Gerlach, Benjamin: Heimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel. Breslau, [1672].eines Gebäues künstlicher oder sittlicher Weise betrachtet. Auß- B
eines Gebaͤues kuͤnſtlicher oder ſittlicher Weiſe betrachtet. Auß- B
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eines Gebaͤues kuͤnſtlicher oder ſittlicher Weiſe betrachtet.
Jm Tempel Salomo werden die innerſten Zimmer ____
_______ genennet. Ein jeglicher iſt ein geiſtliches
Gebaͤude. Daher wird geſaget: Das Reich GOttes iſt
inwendig. Beydes finden wir im Texte. Jenes der Anti-
quitaͤt/ dieſes dem Geiſte nach. Wenn in Jſrael eine Toch-
ter verlobet/ ſo muſte ſie biß zur Heimfuͤhrung in der Mut-
ter Hauſe gleichſam verſchloſſen bleiben. Die Zeit war
nach Belieben der Verbundenen/ ein Jahr/ ein halbes/ auch
etwas weniger/ wie Leo de Modena berichtet.
⁽f⁾
Die
Fußſtapffen dieſes Brauches/ ſehen wir in dem Gleichnuͤß
von den klugen und thoͤrichten Jungfrauen. Dieſe Braut/
welche ſie bedienten/ war in jhres Vatern Haus. Hier
warteten ſie eine lange Zeit/ biß erſt umb Mitternacht der
Braͤutigam/ die Heimholung zu halten/ ankam. Der Mut-
ter Haus iſt die rechtglaͤubige Kirche. Hierinnen iſt die/
welche Chriſti Braut iſt/ geboren. Durch die Widergeburt
iſt das Reich GOttes mitten in ſie geſetzet. Hierinn her-
ſchet der Scepter deß Wortes/ und der Heilige Geiſt woh-
net darinne als in ſeinem Tempel. Den Augen deß Leibes
iſts ſo unſichtbar/ als es den Sinnen des Gemuͤtes zu errei-
chen unmoͤglich faͤllet. Der Geiſt/ welcher die Gottheit und
unſer Hertze erforſchet/ wuͤrcket es auß: Der Glaube er-
greiffet es/ und/ wann uns GOTT ſeine Freundligkeit zu
ſchmaͤcken gibet/ ſo empfindet es unſer Hertz mit tauſendfa-
cher Froͤligkeit. Es iſt nicht zu ſagen/ was dieſes fuͤr eine
Suͤſſigkeit bringet/ ein wahres Glied im Reiche GOT-
TES ſeyn/ und auch GOttes Reich in ſich ſelbſt haben
und empfinden. Hierinnen muß ſie ſich alleine/ und ſonſt
nirgends/ auffhalten. Dieſer redet der Braͤutigam ein fuͤr-
treffliches Lobe-Wort. Eine iſt meine Taube/ meine
Fromme/ eine iſt jhrer Mutter die Liebſte/ und die
Auß-
1. Chron.
XXVIII. 11.
Matth. XXV.
Cant. VI. 8.
B
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