Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677.Christliche Leich-Predigt. ckel/ daß man das Wesen nicht unterscheiden kan. An dem andern Ber-ge hört man alles eigentlicher und so den Schall der Waffen/ Trompe- ten/ und der rechten Kriegs-Collision, die man unterscheiden kan. Auff dem dritten Berge hört man eine Veränderung/ da sich das Kriegs-ge- tümmel in ein annehmliches Sieg- und Triumpf-Lied verwandelt/ als eine Freuden-Stimme dehrer die den Feind erleget und das Feld behal- ten haben. Es mag dieses ein Gedichte seyn/ oder sich auch in der War- heit so befinden/ entweder durch ein Teufels-spiel/ Zauberey und Kunst der Wald-und Berg-Geister/ oder auch durch die in den Meatibus sub- terraneis, Krümmen/ Erd-klüfften/ verschlossene Winde; so können wir doch solches auff das Menschliche/ Christliche Leben appliciren. Unsere Hochseelige Fraw Canitzin hatte auch vor sich drey solche Jch erinnere mich eines andächtigen Discurses, den Sie mit mir kurtz [Cruc-]
Chriſtliche Leich-Predigt. ckel/ daß man das Weſen nicht unterſcheiden kan. An dem andern Ber-ge hoͤrt man alles eigentlicher und ſo den Schall der Waffen/ Trompe- ten/ und der rechten Kriegs-Colliſion, die man unterſcheiden kan. Auff dem dritten Berge hoͤrt man eine Veraͤnderung/ da ſich das Kriegs-ge- tuͤmmel in ein annehmliches Sieg- und Triumpf-Lied verwandelt/ als eine Freuden-Stimme dehrer die den Feind erleget und das Feld behal- ten haben. Es mag dieſes ein Gedichte ſeyn/ oder ſich auch in der War- heit ſo befinden/ entweder durch ein Teufels-ſpiel/ Zauberey und Kunſt der Wald-uñ Berg-Geiſter/ oder auch durch die in den Meatibus ſub- terraneis, Kruͤmmen/ Erd-kluͤfften/ verſchloſſene Winde; ſo können wir doch ſolches auff das Menſchliche/ Chriſtliche Leben appliciren. Unſere Hochſeelige Fraw Canitzin hatte auch vor ſich drey ſolche Jch erinnere mich eines andaͤchtigen Diſcurſes, den Sie mit mir kurtz [Cruc-]
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Chriſtliche Leich-Predigt.
ckel/ daß man das Weſen nicht unterſcheiden kan. An dem andern Ber-
ge hoͤrt man alles eigentlicher und ſo den Schall der Waffen/ Trompe-
ten/ und der rechten Kriegs-Colliſion, die man unterſcheiden kan. Auff
dem dritten Berge hoͤrt man eine Veraͤnderung/ da ſich das Kriegs-ge-
tuͤmmel in ein annehmliches Sieg- und Triumpf-Lied verwandelt/ als
eine Freuden-Stimme dehrer die den Feind erleget und das Feld behal-
ten haben. Es mag dieſes ein Gedichte ſeyn/ oder ſich auch in der War-
heit ſo befinden/ entweder durch ein Teufels-ſpiel/ Zauberey und Kunſt
der Wald-uñ Berg-Geiſter/ oder auch durch die in den Meatibus ſub-
terraneis, Kruͤmmen/ Erd-kluͤfften/ verſchloſſene Winde; ſo können
wir doch ſolches auff das Menſchliche/ Chriſtliche Leben appliciren.
Unſere Hochſeelige Fraw Canitzin hatte auch vor ſich drey ſolche
Berge. Den erſten fand Sie bald in der Kindheit und zarten Jugend/
indem Sie bald/ vermittelſt der loͤblichen Erziehung Jhrer Hoch-Adel.
Eltern/ das Joch Chriſti auff ſich genommen/ und ſo viel Jhre damals
noch zarte Vernunfft zugelaſſen/ verſtehen lernen/ Jhr gantzes folgen-
des Leben wuͤrde nichts als ein ſteter Chriſtlicher Streit/ Unruh/ Muͤh
und Arbeit ſeyn/ deſſen Schall Sie gleichſam von weitem gehoͤret. Den
andern Berg erſtieg Sie in ihrem Mannbaren Alter/ und verweilte
ſich auff ſelbem ſonderlich die 31. Jahre jhres betruͤbten Wittwenſtandes
in bittern Exiliis, in vielen Sorgen und Bekuͤmmernuͤſſen/ da Sie alle
Leibes- und Seelen-Kraͤffte in dem Streit jhres Chriſtenthumbs dran
ſtrecken muͤſſen. Nichts erhielt Sie als die ewige Liebe/ durch welche
Sie Gott in Chriſto geliebet ehe die Welt gegruͤndet war. Und hie-
mit erſtieg Sie auch den dritten Berg durch jhren ſeligen Tod/ da Sie
den Sieg ſelbſten erhalten/ und das Triumph-Lied vor drey viertel Jah-
ren im Himmel angefangen zu ſingen. Alles das war die Frucht und
Wuͤrckung der Liebe/ damit Sie GOtt in Chriſto geliebet hat/ ehe
denn die Welt gegruͤndet war.
Jch erinnere mich eines andaͤchtigen Diſcurſes, den Sie mit mir kurtz
vor jhrem Tod am Abend jhrer Vorbereitung zum Heil. Abend-Mahl
gehalten/ von dem ſchönen Symbolo des heil: Ignatii: Amor Meus
Cruc-
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Zitationshilfe: | Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354523/40>, abgerufen am 06.07.2024. |